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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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evangelischen Kirche mit einer Art Diskothek im Keller, dem »Club«. In den Club durfte man erst mit 14 Jahren. Aber Kessi sah man es ja nicht an, dass sie gerade erst 13 war.
    Ich bettelte so lange, bis mir meine Mutter einen Büstenhalter kaufte. Ich brauchte zwar noch keinen. Aber er machte meine Brust größer. Ich fing auch an mich zu schminken. Und dann nahm mich Kessi mit in den Keller, der um fünf Uhr nachmittags aufmachte.
    Das Erste, was ich im Keller wirklich sah, war ein Junge aus unserer Schule. Er ging in die 9. Klasse und war mittlerweile für mich der stärkste Typ an unserer Schule. Noch stärker als Milan. Er sah besser aus. Er wirkte vor allem unheimlich selbstbewusst. Im Haus der Mitte bewegte er sich wie ein Star. Man merkte, dass er sich allen anderen überlegen fühlte. Er hieß Piet. Piet gehörte zu einer Gruppe, die immer abseits stand oder saß. Es wirkte jedenfalls so, als gehörten sie nicht zu den anderen Teenies, die da rumhingen. Die ganze Gruppe war wahnsinnig stark. Alle Jungen sahen klasse aus. Sie trugen knallenge Jeans, Stiefel mit unheimlich hohen Sohlen und bestickte Jeansjacken oder so Fantasiejacken aus Teppichen und anderen schönen Stoffen.
    Kessi kannte die Jungs und stellte mich ihnen vor. Ich war aufgeregt und fand das ganz toll, dass Kessi mich an diese Jungen ranbringen konnte. Denn alle anderen im Haus der Mitte hatten Ehrfurcht vor dieser Clique. Wir durften uns sogar zu ihnen setzen.
    Als ich den nächsten Abend in den Keller kam, hatte die Clique eine riesige Wasserpfeife mitgebracht. Ich wusste zunächst gar nicht, was das war. Kessi erklärte mir, dass die Haschisch rauchten, und sagte mir, dass ich mich dazusetzen dürfe. Ich hatte keine große Ahnung, was Haschisch war. Ich wusste nur, dass es ein Rauschgift war und ungeheuer verboten.
    Sie zündeten das Zeug an und ließen den Schlauch rumgehen. Jeder zog an dem Schlauch. Auch Kessi. Ich lehnte ab. Ich wollte eigentlich nicht ablehnen. Denn ich wollte ja zu der Clique gehören. Aber ich brachte das einfach noch nicht: Rauschgift rauchen. Da hatte ich nun doch noch echt Angst.
    Ich fühlte mich sehr unsicher. Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst. Aber ich konnte ja nicht mal weg von dem Tisch gehen, denn dann hätte das so ausgesehen, als mache ich mit der Clique Schluss, weil Haschisch geraucht wurde. Ich sagte denen dann, dass ich gerade einen Bock auf Bier hätte. Ich sammelte leere Flaschen ein, die überall rumlagen. Für vier leere Flaschen gab es 80 Pfennig oder eine volle Flasche Bier. Ich betrank mich zum ersten Mal in meinem Leben, während die anderen an der Wasserpfeife nuckelten. Sie sprachen über Musik. Über eine Musik, von der ich noch nicht viel verstand. Ich hörte gern Sweet. Ich stand auf die ganzen Teenie-Bopper-Gruppen. Ich konnte also sowieso nicht mitreden, und da war es gut, dass ich betrunken war und nicht so wahnsinnige Minderwertigkeitsgefühle kriegte.
    Ich bekam dann schnell mit, was für Musik die stark fanden, und war auch sofort voll drauf auf deren Musik. David Bowie und so. Für mich waren die Jungs selber Stars. Von hinten sahen sie alle original aus wie David Bowie, obwohl sie erst so um die 16 waren.
    Die Leute in der Clique waren auf eine für mich ganz neue Art überlegen. Sie waren nicht laut, sie prügelten sich nicht, sie gaben nicht an. Sie waren sehr still. Ihre Überlegenheit schienen sie einfach aus sich selber zu haben. Sie waren auch untereinander unheimlich cool. Da gab es nie Streit. Und jedes Cliquenmitglied wurde, wenn es kam, von jedem mit einem Küsschen auf den Mund empfangen. Die Jungs gaben zwar den Ton an, aber die Mädchen waren akzeptiert. Da gab es jedenfalls nicht diese blöden Kämpfe zwischen Jungen und Mädchen.
    Ich schwänzte dann mal wieder mit Kessi die Schule. Die letzten beiden Stunden. Kessi hatte sich mit Milan auf dem U-Bahnhof Wutzkyallee verabredet. Wir lungerten also auf dem U-Bahnhof rum, warteten auf Milan und hielten nach Lehrern Ausschau, die um diese Zeit schon mal auftauchen konnten.
    Kessi zündete sich gerade eine Zigarette an, da sah ich Piet und seinen Freund Kathi, auch ein Typ aus der Clique. Das war ein Moment, von dem ich oft geträumt hatte. Ich hatte immer Piet oder einen anderen aus der Clique am Tage treffen wollen. Und dann wollte ich fragen, ob er mit mir nach Hause kommt. Ich wollte bestimmt nichts von dem Jungen. Jungen als Männer interessierten mich eigentlich überhaupt noch nicht. Ich war ja erst

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