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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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drauf, wenn es um H ging.
    Ich hatte nur meine Mutter, mit der ich sprechen konnte. Aber das ging auch nicht. Ich konnte ihr das nicht antun, dachte ich: Sie liebt dich und du liebst sie auch auf eine Art. Die würde glatt ausflippen, wenn du ihr das erzählst. Und helfen könnte sie dir doch nicht. Vielleicht steckt sie dich in ein Heim. Und das würde erst recht nichts nützen. Unter Druck kommt niemand runter. Und du schon gar nicht. Du wirst dann erst recht bockig, haust ab aus dem Heim und gehst auf Trebe. Das würde alles nur noch schlimmer machen.
    Ich redete wieder halblaut mit mir: »Mensch, hör doch einfach auf. Das bisschen Turkey am Anfang, das schaffst du mit links. Wenn Detlef zurückkommt, sagst du ihm: ›Ich will kein Dope. Ich mache Schluß. Und entweder du machst auch sofort Schluss, oder wir trennen uns. Du hast schon zwei halbe Halbe in der Tasche? Okay, Alter. Wir machen uns diesen Druck noch und ab morgen ist Schluss.‹« Ich merkte, wie ich bei meinen Selbstgesprächen schon wieder richtig schussgeil wurde. Dann flüsterte ich, als hätte ich mir ein ganz geiles Geheimnis zu verraten: »Detlef macht sowieso nicht mit. Und du trennen von Detlef? Mensch, Christiane, hör auf rumzusülzen. Sei doch mal ’nen Moment klar und red, was Sache ist. Es ist nämlich Endstation. Aus. Echt Endstation. Hast eben nicht viel von deinem Leben gehabt. Aber so wolltest du es ja.«
    Detlef kam zurück. Wir gingen, ohne zu reden, zur Kurfürstenstraße und fanden unseren Stammdealer. Ich bekam ein halbes Halbes, fuhr mit der U-Bahn nach Hause und verkroch mich in meinem Zimmer.
    Zwei Sonntage später waren Detlef und ich allein in Axels Wohnung. Es war nachmittags. Wir waren sehr mies drauf. Am Samstag hatten wir unseren Stammdealer nicht gefunden und waren von einem anderen Typen angeschissen worden. Das Dope, das der uns verkaufte, war so schlecht, dass wir morgens schon die doppelte Menge, alles, was wir hatten, drücken mussten, um über die Runden zu kommen. Detlef fing nun schon wieder an zu schwitzen und ich merkte auch, dass der Turkey nicht mehr allzu weit war.
    Wir durchsuchten die ganze Wohnung nach irgendetwas, das wir noch zu Geld machen konnten. Aber wir wussten vorher, dass da nichts mehr war. Von der Kaffeemaschine bis zum Radio war alles schon weg, alles verdrückt. Nur der Staubsauger stand da noch rum. Aber der war so alt, dass wir keine müde Mark dafür bekommen hätten.
    Detlef sagte: »Mädchen, wir müssen jetzt irgendwie ganz schnell Geld machen. In spätestens zwei Stunden sind wir voll auf Turkey, da schaffen wir gar nichts mehr. Ich bekomm das Geld am Sonntagabend unmöglich allein zusammen. Du musst helfen. Am besten gehst du zum Sound und schlauchst. Du musst vierzig Mark zusammenschlauchen. Wenn ich einen Freier mache für vierzig oder fünfzig Mark, dann haben wir auch noch für morgen früh was über. Schaffst du das?«
    Ich sagte: »Klar schaffe ich das. Du weißt doch, Schlauchen ist meine Stärke.« Wir machten aus, dass wir uns spätestens in zwei Stunden wieder träfen. Ich hatte ja schon oft im Sound geschlaucht. Oft nur aus Bock. Es hatte immer geklappt. Doch an diesem Abend lief überhaupt nichts. Es sollte schnell gehen, aber zum Schlauchen braucht man Zeit. Man muss sich die Typen vorher genau ansehen, die man anhaut. Man muss sich auf sie einstellen, vielleicht ein bisschen quatschen und cool sein. Man muss einfach Spaß am Schlauchen haben.
    Ich kam auf Turkey und brachte es nicht wie sonst. Nach einer halben Stunde hatte ich 6,80 Mark. Ich dachte, das schaffst du nie. Ich dachte an Detlef, der jetzt auf dem Bahnhof sein musste, wo am Sonntagabend nur Familien mit Kindern waren, die vom Kaffeetrinken von Oma und Opa kamen. Und dann war er noch auf Turkey. Da schaffte er sowieso keinen Freier. Ich hatte Panik.
    Ohne einen festen Plan ging ich auf die Straße. Irgendwie hatte ich noch die Hoffnung, dass das Schlauchen vor dem Sound besser ging. Vor dem Eingang hielt ein dicker Mercedes. Da standen oft dicke Wagen oder fuhren langsam vorbei. Denn nirgends ist Kükenfleisch so billig wie vor dem Sound. Da gibt es Mädchen, die haben nicht mal die Mark für den Eintritt, weil ihr Taschengeld alle ist. Die machen es für die Eintrittskarte und ein paar Cola.
    Der Typ in dem Mercedes winkte mir. Ich erkannte ihn wieder. Er war oft vor dem Sound und hatte mich auch schon angequatscht. Ob ich mir nicht einen Hunderter verdienen wolle. Ich hatte ihn mal gefragt, was er dafür

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