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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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gehabt. Ich dachte nicht an Detlef und was er wohl sagen würde. Ich war schon ganz schön auf Turkey und war wild auf den Druck. Ich dachte nur noch an den Druck. Ich hatte Glück. Ich fand unseren Stammdealer sofort. Als der das Geld sah, fragte er: »Wo hast du denn das her? Bist du anschaffen gegangen?« Ich antwortete: »Spinn dich aus. Ich und anschaffen. Bevor ich so was mache, würde ich aufhören zu drücken. Ehrlich. Nee, mein Vater hat sich wieder mal dran erinnert, dass er eine Tochter hat, und mir Taschengeld gegeben.«
    Ich kaufte für achtzig Mark zwei halbe Halbe. Die halben Halben waren neu auf dem Markt. In einem Päckchen war etwa ein Viertel Gramm drin. Früher waren wir mit einem Viertel zu dritt ausgekommen. Mittlerweile kamen Detlef und ich damit gerade noch hin.
    Ich ging in die Toilette an der Kurfürstenstraße und machte mir einen Druck. Das Dope war astrein. Das übrige H steckte ich zusammen mit den vierzig Mark, die ich noch hatte, in die Plastikhülle meiner Schülermonatskarte.
    Anschaffen und Dope besorgen hatte gerade eine Viertelstunde gedauert. Ich war also erst eine Dreiviertelstunde unterwegs. Ich war sicher, dass Detlef noch am Bahnhof stand, und fuhr mit der U-Bahn zum Zoo. Detlef stand da. Ein Häufchen Elend. Er hatte natürlich keinen Freier gemacht am Sonntagabend und auf Turkey. Ich sagte ihm: »Komm, ich hab was.«
    Er fragte nicht woher. Er sagte überhaupt nichts. Er wollte nur schnell in die Wohnung. Wir gingen gleich ins Badezimmer. Ich holte die Schülermonatskarte aus der Tasche. Er machte ein Päckchen auf und packte das Zeug auf einen Löffel. Als er es aufkochte, starrte er auf die Monatskartenhülle, in der noch immer ein halbes Halbes und zwei Zwanzig-Mark-Scheine steckten. Dann fragte er: »Wo hast du das Geld her?«
    Ich sagte: »Schlauchen lief nicht. War unmöglich. Da war ein Typ mit unheimlich Kohle, dem hab ich einen runtergeholt. Ehrlich, nur einen runtergeholt. Was hätte ich sonst machen sollen. Ich habe es für dich getan.«
    Detlef flippte aus, während ich noch redete. Er war ganz wahnsinnig im Gesicht. Er schrie: »Du lügst. Keiner gibt hundert für Runterholen. Du lügst mich an. Was heißt das überhaupt, nur runterholen?« Er konnte nicht mehr. Er war schlimm auf Turkey. Er zitterte am ganzen Körper, sein Hemd war durchgeschwitzt, er bekam Beinkrämpfe.
    Er band sich den Arm ab. Ich saß auf dem Badewannenrand und heulte. Ich dachte, Detlef sei voll im Recht, wenn er ausflippte. Ich heulte und wartete, dass der Druck bei ihm wirkte. Ich war sicher, dass er mir dann ins Gesicht schlagen würde. Ich hätte mich nicht gewehrt.
    Detlef zog die Spritze raus und sagte gar nichts. Er ging aus dem Badezimmer und ich hinter ihm. Schließlich sagte er: »Ich bring dich zum Bus.« Ich packte ihm aus dem zweiten Halben etwas ab und gab es ihm. Er steckte es in die Jeans, ohne etwas zu sagen. Wir gingen zur Bushaltestelle. Detlef sagte noch immer nichts. Ich wollte, dass er brüllte, dass er mich meinetwegen schlug, dass er wenigstens irgendeinen Ton rausbrachte. Ich sagte: »He, Alter, sag doch mal was.« Von ihm kam: nichts, nichts, nichts.
    Als wir an der Haltestelle standen und der Bus kam, stieg ich nicht ein. Als der Bus weg war, sagte ich: »Du, was ich dir erzählt habe, war die reine Wahrheit. Ich habe ihm ehrlich nur einen runtergeholt und es war gar nicht so schlimm. Du musst mir glauben. Oder vertraust du mir nicht mehr?«
    Detlef sagte: »Okay, ich glaub es.«
    Ich sagte: »Du, ich habe es wirklich nur für dich getan.«
    Detlef wurde etwas lauter: »Spinn nicht rum. Du hast es für dich getan. Du warst auf Turkey und hast es gebracht. Fabelhaft. Du hättest das auch getan, wenn es mich gar nicht gäbe. Mensch, begreif doch. Du bist jetzt eine Fixerin. Du bist körperlich voll drauf. Alles, was du machst, tust du für dich.«
    Ich sagte: »Du hast recht. Aber hör mal zu. Wir müssen das jetzt so weitermachen. Du schaffst das nicht mehr allein. Dazu brauchen wir schon zu viel Dope. Ich will das auch nicht, dass du allein anschaffst. Wir machen das jetzt mal umgekehrt. Ich kann in der ersten Zeit bestimmt einen Haufen Kohle verdienen. Ohne Bumsen und so. Ich versprech dir, dass ich nie mit einem Freier bumsen werde.«
    Detlef sagte nichts. Er legte den Arm um meine Schultern. Es hatte angefangen zu regnen und ich wusste nicht, ob die Tropfen in seinem Gesicht vom Regen kamen oder Tränen waren. Es hielt wieder ein Bus. Ich sagte: »Es ist

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