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Wir Kinder von Bergen-Belsen

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Titel: Wir Kinder von Bergen-Belsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hetty E. Verolme
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der Wälder mit den kräftigen Kiefern genießen können. Stunden vergingen, wir liefen noch immer. Dann sahen wir schließlich einen hohen Stacheldrahtzaun und ein Tor, an dessen Rückseite SS-Wachmänner saßen. Wir gingen daran vorbei und kamen an ein anderes Tor, das etwa fünfhundert Meter weiter links war. Wir waren im Konzentrationslager Bergen-Belsen angekommen.

3. Kapitel
    Auf den ersten Blick sah Bergen-Belsen aus wie ein großer, offener Platz. Etwa dreißig Baracken standen ordentlich in drei oder vier Reihen, die Straßen dazwischen waren ungefähr sechs Meter breit. Alles sah gepflegt und aufgeräumt aus. Als wir ankamen, war Bergen-Belsen ein »Aufenthaltslager« für so genannte »Austauschjuden« und ein Lager für Kriegsgefangene, noch nicht das schreckliche Lager, das es kurz darauf werden sollte. Seine Größe betrug vielleicht ungefähr einen Kilometer auf einen Kilometer, und später fand ich heraus, dass es in weitere kleinere Lager unterteilt war. Unser Lager war ungefähr so groß wie ein Fußballfeld. Wir waren über die Hauptstraße hingekommen, die das Lager teilte. Auf der rechten Seite befand sich, wie wir später hörten, das Lager für kriegsgefangene Offiziere, das Russenlager. Die linke Seite war in fünf Unterlager aufgeteilt: das SS-Lager und das Magazin, ein Lager, das später ein Häftlingslager wurde, bestimmt für Zwangsarbeiter, das ungarische Lager und unser Lager, das später Sternlager oder Albalalager genannt wurde. Das gesamte Lager war von einem etwa zwei Kilometer breiten Landstreifen umgeben, übersät mit Totenkopf-Warnschildern. Hohe Stacheldrahtzäune mit Wachtürmen markierten die Grenzlinien.
    Jedes einzelne Lager war wiederum in kleinere Einheiten unterteilt. In unserem lagen der Appellplatz und das Männerlager zusammen, dann kam ein Zaun mit dem üblichen Tor zum Frauenlager. Wir wurden von unserem Judenältesten empfan gen, Herrn Albala, einem Griechen, der mit vierzig anderen Personen acht Wochen vor uns angekommen war. Diese Griechen, so genannte »Doppelstaatler«, und unsere Gruppe waren zu diesem Zeitpunkt die einzigen Gefangenen. Herr Albala sprach deutsch mit uns und einer unserer Männer übersetzte. Er sagte uns, dass das Tor zwischen dem Männer- und Frauenlager abends um acht geschlossen wurde. Tagsüber könnten wir zusammen sein. Das war wie in Westerbork.
    Wir wurden zu unseren Baracken gebracht und erlebten eine angenehme Überraschung. Die Behausungen waren fleckenlos sauber und alle Einrichtungsgegenstände sahen neu aus. Die Baracke war in drei Teile geteilt, in einen Essraum mit großen Tischen und Stühlen, einen Schlafraum und einen kombinierten Raum zum Waschen und Wäschewaschen. Der Schlafraum hatte doppelstöckige Pritschen und viele Fenster, durch die Luft und Licht hereinkamen. Der Waschraum hatte einen Zementfußboden und zehn Becken, eine Reihe Waschtröge und zehn Toiletten.
    Nachdem wir die Baracke betreten hatten, setzten wir uns erst einmal hin und zogen unsere Schuhe aus. Die Füße taten uns schrecklich weh. Besonders meine. Zwei Tage, bevor wir Westerbork verlassen hatten, hatte ich mir einen Topf mit hei-ßem Wasser über den Fuß gegossen und nun war alles rot und geschwollen. Nachdem wir uns eine Weile ausgeruht hatten, begutachteten wir unsere Schlafgelegenheiten. Mama und ich nahmen jede eine obere Pritsche und Jackie eine untere. Mama hatte noch kein Wort über Papa gesagt, aber ich wusste, dass sie sich Sorgen machte. Wir hatten weder ihn noch einen der anderen Männer gesehen, seit wir angekommen waren, und jetzt war es ungefähr vier Uhr.
    Zwei Griechen brachten uns einen großen Behälter mit Essen. Iis roch gut. Wir bekamen jeder einen Napf Suppe, Löffel, Messer und Gabel und einen Emailbecher. Der Marsch hatte uns hungrig gemacht und wir hatten seit dem Vortag nichts gegessen. Nachdem ich einen Löffel Suppe probiert hatte, schaute ich Mama an. Ich konnte sehen, dass es ihr nicht schmeckte. Es war heißes Wasser, in dem ein paar Fasern Sauerkraut schwammen. Wir brachten das Zeug nicht runter und wir waren nicht die Einzigen. Eine Frau beschloss, ihre Füße mit der Suppe zu waschen, und andere folgten ihrem Beispiel.
    Es war halb fünf, als der Lastwagen mit unserem Gepäck ankam. Die Männer, die am Bahnhof zurückgehalten worden waren, hatten das Gepäck der tausendeinhundert Menschen, die an diesem Morgen in Celle angekommen waren, aufgeladen. Als die Nachricht von ihrer Ankunft durch das Lager ging, rannten

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