Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
weniger (insbesondere wenn sie pausiert haben, um die Kinder großzuziehen), und ihre Fruchtbarkeit ist am Versiegen. Diese Probleme haben Männer nicht, weshalb ihnen in romantischer Hinsicht alles offensteht – bis hin zu der Möglichkeit, weiterhin monogam zu bleiben und eine neue Langzeitbeziehung einzugehen. Das Wissen darum, dass Männer in Bezug auf eine Veränderung viel flexibler sind, erzeugt in fast allen Middle-Ager-Paaren eine meist unausgesprochene Spannung.
In diesem letzten Kapitel möchte ich herausfinden, was im Middle-Age mit unseren romantischen Beziehungen passiert. Sind unkontrollierbare Kräfte am Werk, die für nachhaltige Instabilität sorgen? Oder gibt es einen geheimen Superkleber, der alles zusammenhält? Wieviele Middle-Ager verlassen ihren Partner und warum? Ich will auch wissen, ob das Scheitern einer Middle-Ager-Beziehungvielleicht nur belegt, dass wir Menschen nie für die Monogamie geschaffen wurden. Handeln wir gegen unsere Veranlagung, wenn wir im Middle-Age zusammenbleiben?
Die Vereinten Nationen haben Statistiken veröffentlicht, nach denen 89% der Menschen verheiratet sind, wenn sie einmal die neunundvierzig erreicht haben. Das sind beeindruckende Zahlen, die wahrscheinlich der Hautpgrund dafür sind, dass die meisten Untersuchungen sich auf verheiratete Paare beziehen – rechtlich anerkannte heterosexuelle Partnerschaften stellen einen großen, leicht zu identifizierenden Bevölkerungsanteil dar, der geradewegs darum bettelt, untersucht zu werden. Natürlich gibt es viele Leute, die homosexuell sind oder heterosexuell und nicht verheiratet, deshalb können die Daten von verheirateten Paaren auch keine Allgemeingültigkeit beanspruchen. Und klar kann man endlos in den Veränderungen herumforschen, die »nicht-verheiratete« Beziehungen im Middle-Age erleben, doch letzten Endes wird es wohl eher so sein, dass sie sich gar nicht groß unterscheiden. Denn auch Homosexuelle und unverheiratete Heterosexuelle erbten ihre Gene, und damit zumindest auch ein Stück weit ihre Verhaltensmerkmale von ihren verheirateten, heterosexuellen Eltern.
Langzeitbeziehungen befinden sich in den Industrieländern im Wandel. Paare wohnen jetzt eher zusammen, ohne notwendigerweise verheiratet zu sein (in Europa mehr als in den USA), wobei Eheschließungen schon noch vorherrschen – die meisten Menschen wagen früher oder später diesen Schritt. Immer mehr Frauen arbeiten und kümmern sich gleichzeitig um die Kinder, und Väter beteiligen sich viel stärker an der Kindererziehung. Gleichzeitig steigt die Scheidungsrate, und immer weniger Geschiedene heiraten ein zweites Mal (wobei mit der steigenden Scheidungsrate wohl auch die lieblosen, ausbeuterischen oder sonstwie unglücklichen Ehen weniger werden). Insgesamt bedeutetdies alles, dass die Menschen einen immer kleineren Teil ihres Lebens verheiratet sind.
Die Verheiratungsrate ist bei Männern und Frauen in den diversen Altersstufen sehr unterschiedlich. Der Prozentsatz der Verheirateten oder anderweitig Gebundenen nimmt bei Männern über das gesamte Erwachsenenalter stetig zu, bei Frauen erreicht er im Middle-Age seinen Höhepunkt – irgendwann zwischen fünfundvierzig und fünfundfünfzig (in den Industrieländern). Das hat zwei Gründe: Frauen leben meist länger als ihre Männer und heiraten außerdem nach Trennung oder Partnerverlust meist kein zweites Mal (im Gegensatz zu Männern). Dies hat zur Folge, dass die Zahl der alleinstehenden Frauen fünfmal höher ist als die der Männer. Und man kann über junge Männer sagen, was man will, im Alter jedenfalls sind sie völlig scharf aufs Heiraten. Unverheiratete Männer haben eine viel niedrigere Lebenserwartung – was in der Form bei Frauen nicht feststellbar ist. Dabei müssen wir auch nicht nur das hohe Alter betrachten, denn bereits im Middle-Age gibt es mehr verheiratete Männer als Frauen (bei einer der Untersuchungen standen 82% gegen 69%). Aus dem Grund lesen wir auch ständig Zeitungsartikel, in denen sich mittel-alterliche Kolumnistinnen über einen Mangel an verfügbaren Middle-Ager-Männern beklagen. Eine kürzere Lebenserwartung kann hier nicht schuld sein, denn wir wissen ja, dass nur wenige Menschen im Middle-Age sterben. Also muss eine ganze Reihe mittel-alterlicher Männer mit Frauen verheiratet sein, die selbst nicht mittel-alterlich sind: Diese Frauen sind in ihren Zwanzigern oder Dreißigern und für die Männer eher die zweite Frau. Wie wir jedoch gesehen
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