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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
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des Middle-Age ist – und sogar zahlenmäßig definieren könnte, was das Middle-Age überhaupt ist  –, wirkt sie sich doch ganz unterschiedlich aus. Für manche ist sie eine Befreiung, für andere ein Fluch. Weder das eine, noch das andere ist allerdings in unsere Psyche eingebaut, vielmehr sind das Reaktionen auf die  Tatsache, dass Kinder das Haus verlassen, wenn die Eltern sich gerade im Middle-Age befinden. Die Vorstellung von einem »pathologischen« Leeres-Nest-Syndrom entstand in einer Zeit, als Frauen innerhalb der Gesellschaft die Aufgabe hatten, sich voll und ganz auf die Kinder zu konzentrieren. Man versuchte hier eine Medikalisierung des Normalen und nahm im Zuge dessendiejenigen Menschen ins Visier, die auf das leere Nest negativ reagierten.
    Dass das Verlassen des Nests als negativ empfunden wird, könnte aber einen einfachen Grund haben, der mit dem Ungleichgewicht zwischen Eltern und Kindern zu tun hat. Wenn Teenager nervös oder deprimiert sind, weil sie das Elternhaus zu verlassen beabsichtigen, dann äußern sie ihre Bedenken meist gegenüber Freunden und Familienmitgliedern. Middle-Ager-Eltern hingegen sind oft gefühlsmäßig isoliert – sie glauben, ihre Ängste nicht artikulieren zu dürfen, nicht den Freunden und schon gar nicht den Kindern gegenüber, denn bei denen könnte das ja als Gluckenhaftigkeit oder gar emotionale Erpressung ankommen.
    Aber das Leben ist nun mal kein Ponyhof, und letzten Endes sollten die Ängste der Eltern die Vorstöße der Kinder in die Außenwelt nicht behindern. Die Evolutionstheorie lehrt uns, dass junge Menschen nun einmal wichtiger sind als alte Menschen, deshalb tun Middle-Ager gut daran, sich ab und zu auf die Zunge zu beißen. Und sich damit zufriedenzugeben, dass sie dafür mehr Freiheit, mehr Spaß und mehr Sex haben.

18. Wirst du mich auch morgen noch lieben?
    Viele Paare fragen sich, wie es um Romantik und Sex bestellt sein wird, wenn sie erst einmal das Middle-Age erreichen. Zu diesem Zeitpunkt haben die Kinder vielleicht schon das Haus verlassen, weshalb die Beziehung wieder auf sich selbst zurückgeworfen ist und aus einer Mehrköpfigkeit eine Zweisamkeit wird. Jedes Paar – ob mit oder ohne Kinder, hetero- oder homosexuell – erlebt die gleiche Situation, dass nämlich beide Partner beim Überschreiten der Lebensmitte eine Reihe seelischer wie körperlicher Veränderungen durchmachen. Und wenn sie nicht mehr dieselben sind wie früher, wie werden sie zu ihrem Partner stehen – und wie der Partner zu ihnen? Im Middle-Age geraten langwährende Liebesbeziehungen gehörig unter Druck. Jetzt, da es nicht mehr nötig ist, bis über beide Ohren verliebt zu sein, etwas aus dem gemeinsamen Leben zu machen und sich um die Kinder zu kümmern, merken die Menschen zunehmend, wie abhängig sie von den nicht recht einschätzbaren Reaktionen ihres Partners auf all diese Veränderungen sind. Es bleibt ein ewiges Rätsel der Menschheit, warum wir zwar eine durch und durch soziale Spezies sind, aber dennoch nie ganz verstehen, was in den Leuten um uns herum vorgeht. So sehr wir das auch wünschen  – und im Fall unseres Liebespartners wünschen wir das meist sehr  –, können wir doch nie sicher sein, was eine andere Person denkt oder als nächstes tut. Mag diese Unsicherheit auch aufregend sein, wenn wir zwanzig sind, jagt sie uns im Middle-Age doch eher Angst ein. Wie wirdder Mensch, mit dem man sein ganzes Erwachsenenleben verbracht hat, darauf reagieren, dass beide jetzt älter und wieder alleine zusammen sind?
    Aufgrund unseres Wissens über Evolution und natürliche Selektion ist es kein Wunder, wenn wir diese Situation erstmal ganz schön beängstigend finden. Menschen stehen genau wie andere Säugetiere, deren Fortpflanzung auf Paarbildung beruht, immer weniger unter Druck, je älter die Kinder werden. Im Zuge dessen erscheint irgendwann auch der Gedanke an ein Ende der Beziehung und einen Neuanfang gar nicht mehr so abwegig. Zudem sind Middle-Ager in finanzieller Hinsicht mittlerweile eher abgesichert und könnten auch ganz gut alleine klarkommen. Die Sache wird noch dadurch verschlimmert, dass in heterosexuellen Partnerschaften jetzt die Unterschiede zwischen den Geschlechtern stark zum Tragen kommen. Middle-Ager-Frauen fürchten sich durchaus davor, nach dem Scheitern ihrer jetzigen Beziehung nicht mehr in der Lage zu sein, ein neues Leben aufzubauen – ihre Attraktivität nimmt viel schneller ab als die der Männer, sie verdienen

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