Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
Zelle einfach nicht mehr. Schäden an der DNA nehmen bei Menschen und Tieren mit zunehmendemAlter zu, wobei Arten mit besseren Reparaturmechanismen eine längere Lebensdauer besitzen. Vermutlich sind wir Menschen darin mit am besten, denn abgesehen von einigen Walen sind wir die Säugetiere, die am längsten leben.
Es gibt darüber hinaus Beweise, dass für die Bestimmung der Lebensdauer auch die Struktur der Chromosomen wichtig ist. Jedes Chromosom hat am Ende eine sich periodisch wiederholende Sequenz aus As , Cs , Gs oder Ts , die man Telomer nennt. Bei Säuglingen sind diese Telomere sehr lang, doch wenn wir älter werden und unsere Zellen sich teilen, werden Abschnitte abgetrennt und sie werden immer kürzer. Sobald die Telomere einer Zelle eine gewisse Länge unterschreiten, ist diese Zelle nicht mehr in der Lage sich zu teilen. So gibt die Verkürzungsbereitschaft eines Telomers vor, wie oft eine Zelle sich teilen kann. Experimente haben gezeigt, dass menschliche Zellen, die unter künstlichen Bedingungen herangewachsen sind, ihre Telomere verkürzen, bis sie sich nicht mehr teilen können, und dass andererseits Zellen, deren Telomerverkürzung künstlich unterbunden wurde, imstande sind, sich viel öfter zu teilen. Wenn also jedes Chromosom seine telomerische »Todesuhr« in sich tragen sollte, könnte das einer der vorprogrammierten Gründe für das Altern sein. Die Theorie der Telomerverkürzung ist jedoch nicht ganz unproblematisch, denn im Körper eines Erwachsenen teilen sich bei Weitem nicht alle Zellen. Und auch wenn diese Verkürzung den Verfall von Knochenmark, Verdauungsorganen und Hoden erklären kann – diese unterliegen über das gesamte Erwachsenendasein der Zellteilung –, trifft sie überhaupt nicht zu auf Gehirn, Muskeln und Knochen, denn hier hört die Zellteilung mit Erreichen des Erwachsenenalters so gut wie auf.
Telomere enthalten also mitnichten die »Todesuhr«, ganz im Gegenteil: Es sieht so aus, als könne die Verkürzung entstanden sein, um das Leben zu verlängern, insofern nämlich, als sie unsgegen Krebs schützt. Sie kann Auswirkungen auf das unkontrollierte Wachstum von Tumorzellen haben – sobald ein Tumor eine gewisse Größe erreicht hat, sorgen seine verkümmerten Telomere einfach für Stillstand. Mittels der modernen Abbildungsverfahren (wie der Computertomografie) konnte man feststellen, dass sich bei vielen Menschen zu gewissen Zeiten Tumore bilden, die zu ansehnlicher Größe heranwachsen – und sich dann ganz »mysteriös« wieder zurückbilden. Sollte dieser die Tumorbildung einschränkende Mechanismus tatsächlich der Grund für die Telomerverkürzung sein, könnte man den Alterungsprozess als einen paradoxen Nebeneffekt eines Systems betrachten, das uns vor dem sicheren Krebstod bewahrt.
Eine andere Theorie des Alterns beschäftigt sich mit »reaktiven Sauerstoffspezies« (ROS = reactive oxygen species). Durch Stoffwechselprozesse in den Zellen entstehen ungesättigte Sauerstoffverbindungen, welche verheerende Folgen für andere Moleküle innerhalb der Zelle haben: Sie beschädigen Proteine, Membranen und sogar die DNA selbst. Obgleich die Zellen antioxidative Substanzen besitzen, um reaktive Sauerstoffe zu entschärfen (wir essen ja alle brav unser Vitamin E), büchsen einige von ihnen immer wieder aus und sorgen für Störungen in unserer innerzellulären Maschinerie. Diese ständigen chemischen Beschädigungen können ein echtes Problem sein für Zellen, die sich nicht teilen und wiederherstellen (in Gehirn, Knochen und Muskeln), was zu der Auffassung geführt hat, genau hierin liege beim Alterungsprozess das graduelle Versagen des menschlichen Gewebes begründet. Und diese Theorie hat einiges, was für sie spricht – schließlich gibt es Moleküle, die beim Älterwerden zunehmend Schäden aufweisen. Ganz kann sie das Altern aber nicht erklären – denn wer könnte denn beantworten, warum man Antioxidantien in rauen Mengen zu sich nehmen kann und trotzdem nicht länger lebt?
In den letzten Jahren hat sich die Jagd auf die genetischen Grundlagen des Alterns ziemlich verschärft – Forscher suchten verzweifelt nach einzelnen Genen, die für eine Beschleunigung beziehungsweise Verlangsamung des Alterns verantwortlich sind. Nun wurde immer wieder beobachtet, dass langlebige Menschen oft langlebige Eltern haben und dass bei manchen Arten Langlebigkeit durch entsprechende Züchtung gesteuert werden kann. Versuche mit Fliegen und Mäusen haben
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