Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
»Östrogen mangel «, der ausgeglichen werden müsse, die Gegner betrachten die Menopause als eine natürliche Entwicklung, in die man sich am besten nicht einmischt. Natürlich können einige Symptome durch Hormongaben gelindert werden – Osteoporose zum Beispiel, wobei hier die Dosis nicht unbedingt so hoch sein müsste wie dasbei einer gängigen Hormonersatztherapie üblich ist. Andererseits ist nicht recht vorhersehbar, wie sich Hormongaben auf das postmenopausale Sexualleben auswirken. Zudem ist eine HET durchaus mit Risiken verbunden: Sie kann an der Entstehung von Krebs beteiligt sein, an Erkrankungen der Herzkranzgefäße sowie der Gallenblase und sogar an Demenz, wobei es auch hierüber noch keine letztgültigen Erkenntnisse gibt.
Frauen sollten sich aber auf jeden Fall klarmachen, warum sie sich einer HET unterziehen wollen. Einigen Untersuchungen zufolge ist der Hauptgrund dafür, dass Frauen Angst haben, nicht mehr attraktiv genug zu sein. Andere halten das noch lange nicht für einen Grund, künstliche Hormone einzunehmen. Puristen sehen eine »Behandlung« der Menopause als Störung eines vollkommen natürlichen Vorgangs an, wobei man Derartiges auch gegen eine Polio-Impfung, einen eingegipsten Beinbruch oder dagegen einwenden könnte, dass wir nicht mehr als Jäger und Sammler in den Weiten des afrikanischen Graslands leben.
15. Crisis? What crisis?
Eines möchte ich hier gleich klarstellen – meinen Lotus habe ich mir nur aus einem einzigen Grund gekauft. Nicht etwa, um damit gegen meine Angst vor dem körperlichen und geistigen Abstieg anzukämpfen oder die Löcher in meiner alternden Psyche zu stopfen. Und auch nicht, um damit meinem Wissen um meine Sterblichkeit zu begegnen oder um junge Frauen zu erobern, die eigenartigerweise ein Faible für dickliche ältere Herren in blauen Sportwagen haben. Nein, ich habe den Lotus gekauft, weil ich einen haben wollte, seit ich acht war. Dass ich mir erst mit einundvierzig einen zugelegt habe, ist purer Zufall.
Die Menschen lieben die Midlife-Crisis beim Mann. Sie entlockt einfach jedem ein Lächeln. Trotzdem hoffe ich, Sie davon überzeugen zu können, dass es sie gar nicht gibt. Wenn man genau hinschaut, hat es sie in konkreter Form auch nie gegeben. In den 1970er-Jahren wurde sie in den USA Thema, als etwas, das zu einem nicht präzise festzulegenden Zeitpunkt auftrat und von dreierlei Umständen begleitet war: der Angst vor dem körperlichen Verfall, einem fast schon krankhaften Verlangen, das Interesse jüngerer Frauen auf sich zu lenken, und einer Bereitschaft, so viele kindische Dinge wie möglich zu tun. Dazu kam die vermehrte Neigung, eine Lebensbilanz zu ziehen und sich ingesamt der Seelenpein hinzugeben.
In Wirklichkeit existiert die männliche Midlife-Crisis aber nicht. Sonst hätte ich nämlich auf einen Aston Martin gespart.
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Natürlich verändert sich der männliche Körper im fünften und sechsten Lebensjahrzehnt. Ich habe nicht die Absicht, das im dunklen Kapitel 5 Besprochene aufzuwärmen, aber es ist einfach so, dass der männliche Körper Abnutzungserscheinungen hat.
Der Gleichgewichtssinn lässt nach, die Blutproduktion geht zurück, die körpereigenen Abwehrkräfte sinken, und das Schlafverhalten wird unregelmäßiger. Wobei für Männer natürlich insbesondere Knochen, Muskeln und Sehnen wichtig sind. Wir haben schon gesehen, dass die Muskelmasse im Middle-Age abnimmt – man nennt das »Sarkopenie« –, und dass dieser altersbedingte Schwund sich hinsichtlich Figur und Leistungsvermögen beim Mann stärker bemerkbar macht als bei der Frau. Die Dichte der Knochenmasse ist Ende dreißig am höchsten und geht ab hier stetig zurück, was bei Männern dadurch kompensiert wird, dass der Knochendurchmesser zunimmt. Abnehmende Knochendichte kann man bei allen menschlichen Populationen feststellen, doch diese Entwicklung wird erst ab etwa fünfzig Jahren dramatisch. Ab da wird die Wahrscheinlichkeit eines Oberschenkelhalsbruchs größer, wobei ein solcher bei Frauen noch dreimal wahrscheinlicher ist, denn Männerknochen sind nun einmal robuster. Man muss sich jedoch die Konsequenzen dieser muskuloskelettalen Veränderungen klarmachen – Männer im Middle-Age klagen viel mehr über Gelenk- und Rückenschmerzen als über intimere oder psychische Probleme.
Diese muskulo-skelettalen Veränderungen sind jedoch nicht nur schmerzhaft, sie wirken sich auch auf das Aussehen des Mannes aus. Die Körperhaltung wird anders, das
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