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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
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Fußgewölbe senkt sich, die Wirbelsäule wird krumm und die Bandscheiben zwischen den Rückenwirbeln werden flacher – was insgesamt dazu führt, dass Männer ab dem mittleren Alter kleiner werden. Und da das Kleinerwerden an der Wirbelsäule liegt und nicht etwadaran, dass die Gliedmaßen sich verkürzen, kommt vermehrt die  mittel-alterliche Fett-mit-dürren-Beinen-Figur zum Tragen, die ich bereits an anderer Stelle erwähnt habe. Im Durchschnitt werden Männer ab vierzig etwa einen Millimeter pro Jahr kleiner, wobei manche bis zu ihrem Lebensende sogar um siebzig Millimeter schrumpfen. Männer legen großen Wert auf Körpergröße, weshalb sie ab dem Middle-Age nicht mehr so stolz auf ihren Körper sind  – tatsächlich nimmt der Stolz viel schneller ab als bei  Frauen, was den Abstand zwischen den Geschlechtern jetzt verringert. Was aber nicht bedeutet, dass Männer ihr ureigenes Selbstvertrauen komplett verlieren – so ist eine Diät für sie jetzt durchaus wahrscheinlicher als in ihrer Jugend, aber immer noch ein ganzes Stück unwahrscheinlicher als bei Frauen. Analog dazu überschätzen Männer genau wie in der Jugend auch jetzt noch das Körpergewicht, das Frauen attraktiv finden (Frauen hingegen unter schätzen das Gewicht, das Männer an ihnen ideal finden). Und als letzte Ausrede für den dicken Bauch bleibt dem Middle-Ager nur noch, dass er sichtbarer Beweis für einen gewissen Erfolg im Leben ist – und dass man sich wenigstens über ihn lustig machen kann. Der Bauch von Middle-Agern ist tatsächlich immer wieder eine Lachnummer, und vielleicht hat er auch die Rolle zu übernehmen, die in früheren Jahren der Penis gespielt hat.
    Eine todernste Angelegenheit ist für Männer mittleren Alters hingegen der Sex, wenngleich die Veränderungen hier nicht so gravierend sind. Zugegeben, auf den ersten Blick kann der Wandel durchaus entmutigend wirken  – die Tagträume nehmen zu, die nächtlichen Erektionen werden weniger und dauern nicht mehr so lange, Erektionen kommen langsamer zustande, manuelle oder visuelle Stimulation wird notwendiger, Orgasmen sind kürzer, die Ejakulatmenge wird geringer, Erektionen lassen schneller nach, wohingegen die »Refraktärperiode«, der Zeitraum der Reizunempfindlichkeit vor der nächsten Erektion, länger wird. Doch esist nun einmal so, dass ein Großteil der menschlichen Sexualität »im Kopf stattfindet«, was bedeutet, dass die körperlichen Veränderungen sich erstaunlich gering auswirken und zudem oft genug von Schwankungen des »geistigen« Sexuallebens überlagert werden. Zudem gibt es bei Männern im Middle-Age keine nennenswerte Abnahme der Zeugungsfähigkeit, und darüber hinaus dürfte – was vielleicht am wichtigsten ist – die Zunahme der Zeit, die Männer zum Erreichen des Orgasmus brauchen, durchaus begrüßenswert sein.
    Man ist sich uneins, was im Middle-Age mit den männlichen Hormonen geschieht, ob sie wirklich für die Veränderungen des Sexualverhaltens verantwortlich sind und deshalb vielleicht Unterstützung von außen brauchen. Es gibt Forscher, die vehement nach einer der Menopause vergleichbaren Phase gesucht und mit Etiketten wie »Menopause / Wechseljahre beim Mann«, »Andropause«, »Partieller Androgenmangel« oder – Vorsicht! – »seniler Hypogonadismus« versehen haben. Langsam kommt man allerdings davon ab, dass die Fruchtbarkeit bei Männern so rapide abnimmt wie bei Frauen.
    Die Konzentration der Androgene im Blut (Testosteron und ähnliche Hormone) geht beim Älterwerden stetig zurück. Das kann schon lange vor dem Middle-Age einsetzen, auch schon mit zwanzig, doch im Middle-Age steigert sich der Rückgang auf 1,0  bis 1,6% jährlich. Zum Teil liegt das daran, dass die für die Androgenausschüttung zuständigen Leydig-Zwischenzellen in den Hoden abnehmen. Jedenfalls führt dieses Absinken des Androgenspiegels zu einer gesteigerten Gonadotropin-Ausschüttung durch die Hypophyse (weil Hoden und Hypophyse sich gegenseitig auf ähnliche Weise kontrollieren wie Eierstöcke und Hypophyse bei den Frauen – siehe dazu Kapitel 14). Man konnte nachweisen, dass der durchschnittliche Androgenrückgang mit etwa fünfzig richtig Gas gibt, was ihn in eine verdächtige Nähe derMenopause bringt, insgesamt aber zu spät kommt für irgendeine Midlife-Crisis.
    Und wenn wir ehrlich sind, sieht dieses stetige, individuell unterschiedliche Absinken des Androgenspiegels nicht wirklich wie ein festgelegter, entscheidender Wendepunkt im

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