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Wir müssen leider draußen bleiben

Wir müssen leider draußen bleiben

Titel: Wir müssen leider draußen bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Hartmann
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mit multinationalen Großkonzernen hat nicht erst mit Social Business begonnen. 1998 hatte Yunus auf einem Mikrokreditgipfel in den USA ein Joint Venture ausgerechnet mit dem hoch umstrittenen Saatgutkonzern Monsanto verabredet, der mit genmanipuliertem Saatgut und Pflanzenschutzmitteln handelt. In Bangladesch, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebt, wollten Yunus und Monsanto das »Grameen Mon santo Netzwerk« einrichten. Dort sollten Mikrokreditnehme rinnen Saatgut und Pestizide als Sachkredit erhalten und an Bauern verkaufen. 150 000 Dollar wollte Monsanto investieren. Wenn man Arme dazu benutzt, andere Arme ins Verderben zu stürzen, reicht offenbar schon eine Investition von einem halben Prozent des jährlichen Werbebudgets. 407 Als Yunus’ Flirt mit Monsanto bekannt wurde, gingen die Bauernverbände in Bangladesch auf die Barrikaden, internationale Kritiker des Konzerns starteten eine Kampagne, und schließlich gab Yunus das Projekt auf. Erfolgreicher war der Unternehmer und Banker allerdings mit dem Aufbau des größten Telefonanbieters seines Landes. Grameen Phone ist ein Joint Venture zwischen Grameen Telecom und der norwegischen Telefongesellschaft Telenor. Hier fand sein Prinzip der Grameen-Ladies erstmals Anwendung. Von 2000 an erhielten Frauen einen Kredit, um sich ein Handy kaufen zu können. Die Phone-Ladies sollten damit durch die Dörfer gehen und die Bewohner gegen Geld damit telefonieren lassen. Auch dieses Projekt wurde als Armutsbekämpfung verkauft. Tatsächlich schien das Business zunächst zu funktionieren. 50 000 Phone-Ladies konnten ein Einkommen generieren. Doch Grameen Phone versuchte mit allen Mitteln, die Zahl der Verkaufsladies zu erhöhen. Das führte dazu, dass sich dutzende Phone-Ladies in den Dörfern auf die Füße traten. 2005 gab es bereits 280 000 solcher Frauen, die von Grameen in einen verzweifelten Konkurrenzkampf um Kunden geschickt wurden. In der Folge sank das Einkommen der Frauen rapide. Selbst ein Mitarbeiter der Grameen Bank gab damals zu: »Heute bleiben Frauen, die ins Telefonbusiness einsteigen, arm.« 408 Grameen Phone ist heute der größte Telefonkonzern des Landes mit dem größten Umsatz von ganz Bangladesch. Den Löwenanteil (55,6 Prozent) hält der norwegische Telefonkonzern Telenor (Umsatz: rund drei Milliarden Euro). Weil es mittlerweile 30 Millionen Mobiltelefone in Bangladesch gibt und die Preise rapide gesunken sind, braucht keiner mehr die Phone-Ladies. Sie sind jetzt vor allem die Protagonisten von Yunus’ Gründungsmärchen von Grameen Phone.
    Es ist sieben Uhr und schon stockfinster, in Bangladesch geht die Sonne früh unter. Shahidurs Lieblingsort ist am Ende eines gemauerten Damms direkt am Wasser. Das leise Plätschern des großen Wassers mischt sich mit den Gesprächsfetzen aus der Teestube am Ufer. Schwarz erheben sich die Bäume der Flussinsel ins Nachtblau. Dann wächst ein orange leuchtendes Rund in den Himmel, ein fast voller Mond schiebt sich über die Baumwipfel und schickt kleine goldene Kreisel über das dunkle Wasser. »Siehst du«, flüstert Shahidur, »darum liebe ich mein schönes Land!«
    Weitere Business-Samariter: Adidas, BASF und Otto
    Wenn die gescheiterte Danone-Fabrik noch immer als Vorzeigemodell gilt – wie ist es dann erst um die anderen Social Businesses bestellt, die ebenfalls in Bangladesch ansässig sind? 2009 gab es einen regelrechten Boom: Im März verkündete der weltgrößte Chemiekonzern BASF , in Kooperation mit Muhammad Yunus mit Insektiziden präparierte Moskitonetze und Beutel mit Nahrungsergänzung an Arme zu verkaufen. Im November ließ das weltgrößte Versandhaus Otto verlauten, in Bangladesch eine »soziale Textilfabrik« errichten zu wollen. Und im selben Monat kündigte Adidas an, einen »Turnschuh für Arme« herzustellen, der vor Infektionen schützen soll. »In Bangladesch soll niemand mehr barfuß laufen«, sagte Yunus und versprach zur Überraschung von Adidas, dass der Schuh nur einen Dollar kosten werde. 409 Michael Otto schwärmte, seine »Fabrik der Zukunft« solle »Vorbild werden für die Textilproduktion in Bangladesch und für ähnliche Fabriken auf der ganzen Welt«. 410
    Doch außer großen Worten hat man wenig von diesen Joint Ventures gehört. Distanzieren sich die Konzerne von Yunus, weil sein Stern nicht mehr so hell strahlt? Muhammad Yunus war zu einer Marke geworden, einem Soziallabel, mit dem sich westliche Konzerne gerne schmückten. Dann aber wuchs

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