Wir neuen Großvaeter
Feinkostläden, und der Duft gegrillter Bratwürste erfüllt die Gassen der Vergnügungsparks.
Essen ist aber nicht nur Nahrungsaufnahme, Essen ist Gewohnheit. Noch vor ein paar Jahren galten Vegetarier als verschrobene Sonderlinge. Wer nicht Wurst und Fleisch aà wie alle anderen, konnte nicht ganz dicht sein. Heute wird eine vegetarische Lebensweise von den meisten Zeitgenossen akzeptiert.
Es ist höchste Zeit für ein faires Verhalten gegenüber unseren Mitgeschöpfen.
Der Schriftsteller Jonathan Safran Foer fordert uns in seinem Bestseller Tiere essen dazu auf, am besten keine und am zweitbesten weniger Tiere zu essen. Und er stellt die alles entscheidende Frage: Wer darf wen töten und warum? Bei den Recherchen für mein Buch Mitgeschöpfe haben mir Verhaltensforscher klar gesagt: Gedächtnis, Lernfähigkeit und auÃergewöhnlich ausgebildete Sinne im Reich der Tiere deuten auf Intelligenz und Bewusstheit.
An Silvester verschenken wir Marzipanschweine als Glücksbringer, und wenn uns trotz widriger Umstände etwas gelungen ist, dann haben wir »Schwein gehabt«. Chirurgen transplantieren Herzklappen von Schweinen ihren menschlichen Patienten. Das Schwein â so sagen es die Verhaltensforscher â ist schlau, sozial und verspielt. Ist es auch glücklich? »Schweine sind mindestens so intelligent wie Hunde«, sagt Sandra Düpjan, Wissenschaftlerin des Leibnitz-Instituts für Nutztierbiologie in Mecklenburg-Vorpommern. Mit ihrer Arbeit über Tiergerechtigkeit hat sie sich dem Glück dieser Tiere verschrieben, die einzig und allein ihres Fleisches wegen auf der Welt sind.
Es gibt viele Gründe, wenigstens ab und zu mal vegetarisch zu essen: Vegetarisch ist Tierschutz, klimafreundlich, günstig und gesund. Pflanzliche Lebensmittel schützen vor vielen Zivilisationskrankheiten und sind oft auch preiswerter als Wurst und Fleisch.
Jeder von uns hat es schon erlebt: Wir beiÃen in eine Tomate und suchen nach dem Geschmack unserer Kindheit. Damals waren Tomaten klein und schrumpelig, dafür aber saftiger und süÃer. Heute jedoch gibt es oft Tomaten, bei denen man schmeckt, dass sie nach gar nichts schmecken, auÃer nach Wasser und Gewächshaus. Wenn wir aber an einer Bio-Tomate aus einem Bauernhof in unserer Umgebung knabbern, dann riecht sie tomatig, und die Sommer-Sonne tummelt sich auf unseren Geschmacksnerven. Niemand bestreitet, dass Produkte mit dem Bio-Siegel gesünder sowie gut für Herz, Stoffwechsel und Seele sind. Das Bio-Siegel finden wir auf Wein â und Saftflaschen, Geflügel und Fleisch und natürlich auf Obst und Gemüse. Meist sind es gut ausgebildete, wohlhabende Zeitgenossen, die zu den Bio-Fans gehören.
Schnelleres Denken, bessere Konzentration und Kreativität sind kein Zufall, sondern essbar. Karotten helfen dem Erinnerungsvermögen, Erdbeeren bauen Stress ab, und Heidelbeeren fördern die Durchblutung der kleinen grauen Zellen. Wer rohe Paprika isst, dem beschert das darin enthaltene Pektin einen Wohlfühleffekt, und vor Prüfungen baut Kohl die Nervosität ab. Avocados bringen das Kurzzeitgedächtnis auf Trab, und die Ananas ist ohnehin die Zauberfrucht von Schauspielern, weil ihr kompaktes Vitamin C hilft, lange Texte auswendig zu lernen. (Voraussetzung ist, dass alle diese Köstlichkeiten von der Giftspritze verschont geblieben sind.)
Und bei Geflügel und Fleisch von Rind und Schwein von Bio-Bauern werden die gröÃtmögliche Bewegungsfreiheit und damit eine artgerechte Haltung der Tiere garantiert. Es ist kaum verständlich, dass sich die Bio-Landwirtschaft trotz dieser augenscheinlichen Vorzüge noch immer nicht effektiver durchsetzen kann.
Der Homer der Kartoffel
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Mein GroÃvater war ein wunderbarer Mann. Er hatte zwei groÃe Begabungen: Erstens wusste er alles über Kartoffeln, wirklich alles. Als ich klein war, gingen wir zusammen über die Felder, ich musste Kartoffeln ausbuddeln. Wenn man ihn erwischt hätte, wäre es peinlich gewesen, er war ja enteignet worden. Bei so einem Kleinen wie mir ging das. Dann nahm er die Kartoffel und erzählte mir von ihrem Wesen. Für mich war er der Homer der Kartoffel.
Und er hatte noch eine zweite Begabung. Er konnte Vogelstimmen nachmachen. Mit groÃer Perfektion. Ich habe das
später auch versucht und mich vor eine Krähe gesetzt und gekrächzt, aber sie hat mich nicht wirklich
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