Wir neuen Großvaeter
so â den Satz sagte: »Ein normaler Mensch ist schön, aber auch ein bisschen ungeheuerlich. «
Mit einer von uns verfassten Chronik ihrer frühen Jahre können wir unseren Kindern und Enkeln zeigen, wie einmalig ihr Leben ist.
Höhepunkte im Leben eines Kindes sind jene Augenblicke, in denen Wünsche wahr werden. So gehört zu den herausragenden Eckdaten meiner Biografie jener Tag, als mir mein Vater an einem heiÃen Sommertag das erste Fahrrad schenkte. Es handelte sich um ein gebrauchtes Gefährt mit roter Lackierung und einer durch eine Schnur zu betätigenden Klingel. So wie für die Farmersöhne im Wilden Westen ein Pony, so war mein erstes Fahrrad für mich der Inbegriff totaler Freiheit. Ich konnte ganze Nachmittage im nahen Stadtwald verschwinden und unbekannte Wege am Fluss erkunden. Irgendwann bin ich mit dem Rad auch in die Schule gefahren. Ein tolles Gefühl.
Die Jahre zuvor brauchte ich etwa eine halbe Stunde, um zu Fuà mein Ziel zu erreichen. Unterwegs stieÃen immer mehr Klassenkameraden dazu, sodass wir schlieÃlich eine ganze Horde waren. Auf unserem Schulweg gab es jeden Tag etwas Neues zu entdecken. Kein Wunder, dass wir gerade auf dem
Heimweg oft ins Trödeln gerieten und bei Muttern das Mittagessen kalt wurde. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, uns mit dem Auto vor dem Schultor abzuladen.
Wenn es irgendwie geht, sollten Kinder ihren Schulalltag mit dem Fahrrad oder mit einem FuÃmarsch beginnen. Dann kommen sie fit und wach in der Schule an.
Wer sich bewegt, der atmet Sauerstoff ein. Der Kopf wird durchblutet und der Geist freigesetzt. Wenn Kinder zur Schule laufen, erleben sie ihre Klassenkameraden, nehmen wahr, was um sie herum passiert, die Umwelt, den Verkehr und die Gefahrenstellen. Wenn sie diesen Weg allein bewältigen, führt das zu mehr Selbstständigkeit.
AuÃerdem sind viele Kinder heutzutage übergewichtig, haben Konzentrationsstörungen, motorische Defizite und Haltungsschäden. Letztlich liegt es daran, dass Kinder in der Regel sitzen. Sie sitzen in der Schule, vor dem Fernseher, vor dem Computer und bei den Hausaufgaben. Die einzige Bewegung, die die Mädchen und Jungen haben, ist die im Schulhof, im Sportunterricht und auf dem Schulweg. Schon aus motorischer Sicht wäre es sinnvoll, wenn Kinder zu Fuà zur Schule gingen.
Jedes Jahr im September, während der Europäischen Woche zur Mobilität, gibt es einen »Zu Fuà zur Schule«-Tag. Als ich um die Mittagszeit meinen Enkel Leo von der Schule abholte, standen die gleichen dicken Autos davor wie sonst auch. Mütter und Väter blockierten mit diesen Monstern die Bushaltestelle, parkten in zweiter Reihe und auf dem Bürgersteig ⦠Ebenso aufschlussreich sind oft auch die Gespräche der Eltern, die auf ihre Kinder warten. Es geht um Bio-Lebensmittel und
darum, wie man die Sprösslinge am besten vor der bösen Welt beschützt. Man müsse ökologisch denken, höre ich immer wieder. SchlieÃlich gäbe es eine Verantwortung für die Natur. Gut gebrüllt, Löwe, denke ich, wenn sie dann mit ihren Sprösslingen davonfahren.
Zu meinen Beobachtungen passt eine Studie des Umweltbundesamtes, das alle zwei Jahre etwa 2000 Mitbürger zu ihrem Ãko-Bewusstsein befragen lässt. Die gute Nachricht: Das Umweltbewusstsein ist gestiegen. 62 Prozent der Bevölkerung wünschen sich mehr Bemühungen der Regierenden für den Umweltschutz. In einer Hitparade der wichtigsten Aufgaben landet der Umweltschutz auf Platz drei hinter der Arbeits â und Wirtschaftspolitik.
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Als überzeugteste Verfechter von Naturschutz und strikter Umweltpolitik bekannten sich die jüngeren, modern lebenden, besser verdienenden Mitbürger. Mit groÃer Mehrheit fordern sie die Streichung umweltschädlicher Subventionen und eine Verschärfung von Gesetzen zum Schutz von Natur und Umwelt. Allein, sie selbst möchten sich in ihrem Verhalten nicht einschränken. Die Gruppe jener jungen Familien, die am stärksten an einem »sozialökologischen Milieu« interessiert sind, legt selbst kein konsequentes Umweltverhalten an den Tag. Meist haben sie â so die Studie â ein eigenes Haus, was einen höheren Energiebedarf und Flächenverbrauch mit sich bringt. Die Ãko-Fans wohnen im Grünen und fahren mit mehreren Autos pro Familie zu ihren Jobs in die Stadt und die Kinder zum Klavierunterricht. Im
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