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Wir neuen Großvaeter

Wir neuen Großvaeter

Titel: Wir neuen Großvaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Holbe
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Gegenstände im
Gedächtnis bleiben. Die Versuchsreihe hat gezeigt, dass sich auch ganz kleine Kinder noch lange danach an Spielzeug erinnern, das sie zuvor nur etwa dreißig Sekunden angefasst hatten. »Die Kleinen konnten sich an komplexe Handlungen mit verschiedenen Spielzeugen, die sie zuvor nie gesehen hatten, nach einer halben Stunde erinnern.« Für Kinder in dem Alter eine lange Zeit. Erstaunlich – so die Expertin –, dass die Babys sogleich Spiele beherrschten, die sie nur vom Zuschauen kannten.
    Mit Geduld und Erfindungsgabe haben die Psychologen etwas Licht in das Dunkel des bisher wenig erforschten Weltbildes unserer Kleinsten gebracht.
    Selbst halbjährige Babys scheinen schon physikalische Abläufe wie die Schwerkraft oder die Undurchdringlichkeit fester Körper zu verstehen. Wie dies herausgefunden wurde? Die Tester in der Arbeitsgruppe nahmen einen Ball in die Hand, klebten ihn an der Innenfläche fest und öffneten dann die Hand. Der Ball folgte nicht den Regeln der Schwerkraft; er fiel also nicht herunter. Verdutzt schauten die Babys hin. Bis auf die fünfundzwanzigste Sekunde genau wurde ihre Blickdauer gemessen.
    Nach Ansicht von Monika Knopf können vier Monate alte Säuglinge sogar schon zählen. Denn ihr Gehirn ist bereits so weit entwickelt, dass sie simple Mengenunterschiede erkennen. »Säuglinge haben bereits einfache mathematische Fähigkeiten, die sehr früh vorhanden sind und nicht – wie bisher vermutet – erst erlernt werden müssen«, meint die Wissenschaftlerin.
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    Kommen also Neugeborene mit einem »Startpaket« an Wissen auf die Welt oder – wie bisher angenommen – als ein unbeschriebenes Blatt? Augenscheinlich werden Säuglinge bereits
mit einer Menge vorgeburtlicher Erinnerungen geboren. So erkannten sie beispielsweise Geschichten, die sie im Mutterleib gehört hatten, und die ihnen die Mutter während der letzten Schwangerschaftswochen vorlas. Auch die Stimme der Mutter konnten sie bei den Frankfurter Untersuchungen deutlich von den Stimmen anderer Frauen unterscheiden. Bei Fremdsprachen gaben sich die Babys gelangweilt, bei der Muttersprache hingegen spitzten sie die Ohren.
    Tanten, Onkel und die übrige Verwandtschaft werden nicht müde, die Physiognomie von Neugeborenen mit der von Eltern und Großeltern zu vergleichen. Wenn auch die Funktion von genetischer Vererbung längst nicht ausreichend geklärt ist, so stellt die Volksmedizin doch gewisse körperliche Ähnlichkeiten zwischen Großeltern, Eltern und Kindern fest: Die Nase von Tante Erna geerbt zu haben, muss jedoch nicht unbedingt von Vorteil sein. Wenn also körperliche Merkmale – wie Augenfarbe, die Form der Ohren, die Ausprägung des Kinns – von den Vorfahren vererbt werden, warum übernehmen wir dann nicht auch Teile ihrer intellektuellen Fertigkeiten, ihres angesammelten Wissens, ihrer Erfahrungen und ihres Charakters?

    Kein Geld von den Patienten
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    Mein persischer Großvater ist 1939 gestorben, lange vor meiner Geburt. Ich hätte ihn sehr gerne kennengelernt. Es muss ein unglaublich faszinierender Mann gewesen sein, mit hohem moralischem Standard: ein Arzt, der sich weigerte, Geld von seinen Patienten zu nehmen, egal ob sie arm oder wohlhabend waren. Er wollte sich mit dem Leid der Menschen nicht bereichern. Später hat er dann beim Finanzamt eine zweite Arbeitsstelle
angenommen, damit er die Familie ernähren konnte. Mein Vater hatte ähnliche moralische Grundsätze. Da liegt es nahe, dass auch Eigenschaften vererbbar sind.
    Jasmin Tabatabai, Schauspielerin
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    Um in unserer Gesellschaft bestehen zu können, müssen wir in der Lage sein, andere einzuschätzen: Wer ist mir freundlich gesinnt, wer eher feindlich? Dass uns diese Fähigkeiten quasi schon in die Wiege gelegt werden, zeigen Untersuchungen an der amerikanischen Yale-Universität: Es stellte sich heraus, dass Babys über soziale Kompetenz verfügen, ohne sie speziell gelernt zu haben. Früher als bisher gedacht entwickeln sie zudem komplexe Fähigkeiten. Die Grundlagen dafür gestalten sich dabei erstaunlich früh im Gehirn. »Es hat sich erwiesen, dass viele unserer gängigen Meinungen über Babys falsch sind«, schreibt David Chamberlain. »Wir haben ihre Fähigkeiten missverstanden und unterschätzt. Sie sind keine simplen Wesen, sondern komplex und alterslos –

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