Wir schaffen es gemeinsam
ist nämlich so… ich erwarte gegen Weihnachten das dritte Kind, und ich fühle mich nicht immer ganz wohl, deshalb… o ja, im Grunde wäre es zu schön, wenn ich für diese Zeit jemanden hätte. Sagen Sie, kann ich Ihnen nicht schreiben? Ich habe ja beobachtet, wie geschickt Sie sind, ich würde wirklich beruhigt sein, wenn die Kinder…“
Es geschah wirklich viel Seltsames. Wenn daraus etwas werden würde! Wenn ich wirklich vierzehn Tage in einem Strandhotel wohnen könnte ohne andere Beschäftigung, als auf zwei kleine Kinder aufzupassen! Yvonne müßte in den vierzehn Tagen die Versorgung der Katzen und Blumen übernehmen.
Kätzchen und Kaktusableger
Allmorgendlich um halb neun Uhr machte ich mich auf den Weg. Ich stiefelte auf den Markt, um einen Riesenfisch zu erhandeln, und ins Milchgeschäft, wo ich vier Liter Milch holte. Dann nach Hause, den Fisch gekocht und zerteilt, ihn in einen für diesen Zweck eigens vorbereiteten Eimer getan, und auf dem Mofa rollte ich dann los.
Ich führte eine genaue Liste über meine Katzen. Name des Besitzers, Anschrift, Name der Katze, wo das Futter hingestellt werden sollte und bis zu welchem Datum.
Es ging einfach und ohne Schwierigkeiten. Zu Anfang kamen die Katzen nicht immer, wenn ich sie lockte, aber nach ein paar Tagen kannten sie mich alle und sprangen mir mit lautem Miau entgegen.
Die ersten Tage brauchte ich viel Zeit, später ging es wie am Schnürchen. Runter’vom Rad, hin mit dem Wischlappen, die Gräten vom Tage vorher weggeworfen, Freßnapf und Milchschale ausgewischt, von neuem gefüllt, die Decke in der Kiste oder im Korb ausgeschüttelt, die Katze gestreichelt und sie hinterm Ohr gekrault – und wieder aufs Rad zur nächsten Stelle.
Wenn der Fischeimer und der Milcheimer leer waren und die letzte Katze satt und zufrieden, hieß es schnellstens nach Hause und die Blumen gießen. Aber du liebe Güte, das dauerte seine Zeit. Wenn es auch riesigen Spaß machte! Jeden Morgen mußte ich nachschauen, ob nicht Frau Nilsens Igelkaktus blühte – die Knospe hatte schon lange so ausgesehen, als würde sie sich jeden Augenblick öffnen – und ob der Ableger von Frau Hassings „Königin der Nacht“ anwuchs. Und von Frau Simonsens „Greisenkaktus“ mußte ich Ableger abnehmen, sonst setzte er nie Blüten an. Und ich hegte, zärtlich wie eine Mutter, Frau Finnegards armen, mißhandelten Paradiesbaum, und jedesmal, wenn ein dickes, rundes, graugrünes Blatt die Spitze herausstreckte, freute ich mich ganz besonders.
O ja, es machte Spaß, die Pflanzen zu pflegen.
Jeder einzelne Steckling, den ich von den Kakteen abnehmen mußte, wurde sorgsam in ein Töpfchen eingepflanzt und mit Datum versehen. Diese kleinen Stecklinge standen auf einem Bord für sich. Wenn ich festgestellt hatte, daß sie ansetzten, wollte ich sie verkaufen. Das konnte man doch schwerlich Diebstahl nennen, wenn man aus den kümmerlichen Pflanzentrieben, die sonst auf den Müllhaufen wandern würden, Nutzen zog?
Eines Morgens, als ich vom Markt kam, wäre ich an der Ecke beinahe mit Dr. Steneng zusammengeprallt. Er blieb stehen und klopfte sich die feine, hellgraue Hose ab – er’war mit einem Zwölfkilofisch ins Gedränge geraten, den ich an einem Drahtgriff trug.
Dann erst bemerkte er, daß ich es war.
„Ach, Sie sind es. Haben sie ein Pensionat aufgemacht, oder haben Sie inzwischen eine Familie gegründet?“ Er wies auf den Riesenfisch, mit dem ich mich abschleppte.
„Nein, ich bin auf Walfang gewesen“, lachte ich. „Aber, im Ernst, mit diesem Fisch will ich achtzehn Katzen satt machen, Sie verstehen also…“
„Der Himmel bewahr mich“, lachte der Doktor. „Achtzehn Katzen! Ich bin durchaus ein Tierfreund, aber mich mit achtzehn Katzen zu umgeben, das…“
„Sie brauchen nicht an meinem Verstand zu zweifeln, Herr Doktor“, sagte ich. „Die Katzen sind über einen Bezirk von ungefähr vier Quadratkilometer verteilt. Ich fahre herum und versorge sie, da ihre Besitzer in den Sommerferien sind, verstehen Sie?“
„Ach so“, sagte der Arzt. Er stockte, als wollte er noch etwas sagen.
„Sind Sie übrigens heute Arzt oder Mensch?“ erkühnte ich mich zu fragen. Er sah auf die Uhr.
„Noch eine Stunde und vierzig Minuten Mensch. Die Sprechstunde fängt erst um elf Uhr an. Haben Sie Ihr Amt als Blumendoktor niedergelegt?“
„Aber ganz und gar nicht. Sie sollten mal das Atelier sehen, es ist mit Pflanzen vollgestopft, die ich in Obhut genommen habe. Wir sind
Weitere Kostenlose Bücher