Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
einen Haufen Kunden verschaffen, nichts leichter als das. Ich habe mindestens zehn Freunde, die in der gleichen Lage sind wie ich.“
    „Haben Sie denn keine Haushälterin?“ fragte ich.
    „O nein. Ich habe ein junges Mädchen, das kommt jeden Morgen, macht mir mein Frühstück, wischt die Fußböden auf und was sonst noch so ist. Essen tue ich auswärts, abends mache ich mir selbst etwas, wenn ich nicht eingeladen bin. Meine kleine Perle hat einmal versucht, meine Strümpfe zu stopfen, wurde aber abgesetzt. Sie werden irgendwo da in dem Haufen das Ergebnis dieses Versuches wiederfinden. Es sah ziemlich trübselig aus.“
    „Vielen Dank für die Anregung“, sagte ich und meinte es wirklich so. „Und für die Zigarette. Jetzt warten meine, Katzen, ich muß machen, daß ich wegkomme.“
    „Halt nein, warten Sie doch eben – wieviel bin ich Ihnen schuldig?“
    „Schuldig – wofür?“
    „Na, für die Azalee!“
    „Ach Unsinn – dafür nehme ich doch nichts! Das hat doch Spaß gemacht.“
    „Ja natürlich, ja… wenn ich zum Beispiel Ihre Hand aufschneide, dann sollte ich die Bezahlung dankend ablehnen mit der Begründung, daß es ja Spaß gemacht habe? Spaß hat es mir übrigens wirklich nicht gemacht, möchte ich Ihnen nur verraten.“
    „Nun aber Schluß, Herr Doktor. Die Zigarette war vollwertiges Entgelt für das Bad, das ich Ihrer Pflanze gegeben habe. Auf Wiedersehen, jetzt muß ich aber wirklich laufen!“
    „Sagen Sie Bescheid, wenn ich etwas für Sie tun kann!“ rief mir Dr. Steneng noch auf der Treppe nach.
    Ich war in strahlender Laune! Ich sang, während ich den Fisch aufschnitt und abkochte, ich trällerte, während ich die Treppe hinunter zum Milchladen lief, und ich jodelte, als ich. den Fisch in den Eimer tat. Aber plötzlich verstummte ich.
    Mir fiel die unbeschreiblich schöne Frau auf der Nachttischfotografie ein.
    Miau-u-u-u – das war Katze Nummer eins, die mir Vorwürfe machte, weil ich so spät kam. Arme Pussi! Sie bekam in größter Eile ihren Fisch und die Milch hingesetzt, und ich fuhr weiter zu Muuz. Und so ging es Schlag auf Schlag. Überall kam mir die Mieze entgegen und miaute – bis ich zu Studienrat Olbergs Missi kam. Missi war einer meiner Lieblinge. Ein hübsches, zärtliches, hellgraues kleines Ding, so zahm und zutraulich, daß ich immer ganz gerührt war. Missi hatte in einem leeren Holzverschlag ihr Obdach, die Kellertür stand immer offen, und ich kam täglich, schüttelte Missis Decke aus und wusch ihren Freßnapf unter dem Wasserhahn in der Waschküche sauber.
    Aber heute war Missi weg. Das Futter vom Tag vorher war aufgefressen, die Milchschüssel leer. Ich rief und suchte. Nein, nirgendwo eine Missi. Ich tat reichlich Futter in den Napf und goß die Milchschüssel ganz voll. Als ich gerade gehen wollte, kam ein grauer Schatten aus irgendeiner dunklen Ecke im Keller herbeigehuscht, flitzte zum Futternapf, haschte sich ein großes Stück Fisch und verschwand. Eine dünne, schlaffe, eilige Missi.
    Es war unschwer zu erkennen, was sich inzwischen abgespielt hatte. Missi hatte Junge geworfen und sie nach der Gewohnheit der Katzen an irgendeinem weniger zugänglichen Ort versteckt. Ich legte ein besonders großes Stück Fisch für Missi in den Napf und zog weiter.
    Ich war heute so spät dran und hatte keine Zeit mehr nachzusehen, wo die Jungen wohl versteckt lagen. Sie mußten ja so schnell wie möglich getötet werden.
    Es dauerte eine ganze Woche, bis ich die jungen Kätzchen fand. Und da fand ich sie eigentlich gar nicht – Missi hatte sie selbst geholt und sie in den Korb im Holzverschlag gelegt. Sie fand dies ewige Hin und Her offenbar zu umständlich.
    Die Jungen waren wonnig. Sechs seidenweiche kleine Knäuel, hellgrau wie die Mutter. Eins von ihnen hatte schon zwei kleine offene Augenschlitze bekommen. Ach je, ach je, wie weich und warm und süß waren sie! Ich hockte mich nieder und strich vorsichtig mit einem Finger über ihr Fell und fand es ganz schrecklich, daß sie getötet werden sollten. Aber man konnte ja nun mal nicht sechs junge Kätzchen großziehen.
    Hätte ich sie bloß gleich gefunden! Vielleicht hätte ich es fertiggebracht, neugeborene Kätzchen zu töten, aber diese, die neun Tage alt waren, die bewußt und eifrig an die kleinen rosa „Druckknöpfchen“ der Mutter krabbelten, nein, die konnte ich nicht selbst töten. Und ein Tierarzt, das würde bestimmt teuer werden, viel zu teuer für meine Kasse. Ließe ich sie leben, bis Studienrat

Weitere Kostenlose Bücher