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Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Olberg zurückkam – weiß der Himmel, was er dann tun würde. Er sah nicht besonders freundlich aus, der gute Studienrat, er hatte einen beinahe brutalen Zug um den Mund. Es würde mich nicht wundern, wenn er die armen Tiere in einen Sack stekken und sie ertränken würde. Ein schrecklicher Gedanke!
    Nein. Das barmherzigste war, sie selbst zu töten. Ob ich nachher in Ohnmacht fallen würde oder mich übergeben oder der Himmel weiß wie ich reagieren würde – die kleinen Tierchen mußten schnell und schmerzlos aus der Welt gebracht werden. Einen harten Schlag auf den Kopf, fertig. Hart und schnell. Am nächsten Morgen, als ich eben das Moped aus dem Torweg bugsierte, begegnete ich Dr. Steneng wieder.
    „Guten Morgen. Nun – ich warte auf das Angebot wegen der Strümpfe.“
    „Ach ja, richtig! Ich habe es schon ausgerechnet, aber heute habe ich was anderes im Kopf, etwas sehr Schlimmes!“
    „Nanu? Wieso denn?“
    „Ich muß ein paar junge Kätzchen töten! Sechs süße kleine Dinger, die ich am liebsten mit nach Hause nehmen würde, um mit ihnen zu spielen und sie zu verwöhnen!“
    „Wollen Sie sie selbst töten?“
    „Ja… mit diesem…“ Ich zeigte ihm den Hammer auf dem Gepäckträger.
    „Nein, hören Sie mal, das kann so ein kleines Mädchen nicht tun! Wo haben Sie die armen Viecher?“
    „Strandweg 7, Kellereingang.“ Dr. Steneng sah auf seine Uhr.
    „Fahren Sie vor und geben Sie den Katzen Futter und warten Sie fünf Minuten, dann komme ich nach.“ Damit verschwand der Arzt im Torweg, und ich fuhr los.
    Ich hockte mich hin und streichelte die Jungen, und Missi mummelte und fraß gekochten Fisch. Da hörte ich draußen ein Auto und gleich darauf die Stimme des Doktors. „Hallo, Fräulein Grundt, wo stecken Sie?“
    Er hob die Jungen hoch, eins nach dem andern. Beim letzten zögerte er.
    „Sagen Sie mal, müssen wir sie wirklich alle töten?“
    „Ja… es sei denn… ach nein, es ist ein Jammer wegen Missi. Eins lassen wir am Leben. Dies da…“, ich wies auf meinen Liebling, es war eins mit ganz winzigen, weißen Pfötchen und einer frechen, kleinen, weißen Blesse auf der Nase. „Na schön“, sagte der Doktor. Er ging auf den Hofplatz hinaus.
    Ich schaute heimlich zu – so inkonsequent und neugierig sind wir Menschen. Ich war selig, daß ich nicht Henker zu sein brauchte, aber zuschauen mußte ich doch!
    Er legte den kleinen Viechern einen Wattebausch, den er mit einer Flüssigkeit aus einer Flasche getränkt hatte, auf das Schnäuzchen, und es wirkte auf der Stelle. Das leise Schniefen verstummte, die winzigen Pfötchen hörten auf, in der Luft herumzufuchteln. Dann machte er ihnen eine Spritze, und alles war vorüber.
    Missi lag in ihrem Korb, dicht um das kleine graue Bündel geknäuelt, das sie hatte behalten dürfen. Sie wimmerte ganz leise, leckte das Junge, und als ich sie an der Kehle kraulte, schnurrte sie.
    Dr. Steneng hatte es eilig. Ich verabschiedete mich draußen auf der Straße von ihm und dankte ihm für die Mühe.
    „Nichts zu danken. Aber vergessen Sie nicht die Strümpfe. Ich habe schon vier Kunden für Sie. Ich muß jetzt rasch machen, in einer Viertelstunde höre ich auf, Mensch zu sein. Auf Wiedersehen!“

Strümpfe stopfen und Urlaubsreise
     
     
    „Dunkelblau – nein, das ist ja wieder zu hell. Pff, das war der Rest von den Sportstrümpfen von Buchhalter Henriksen. Aber Herr Golding hatte doch blaue Socken, da muß noch was davon dasein.“
    „Was brabbelst du da vor dich hin?“ ließ Yvonne sich vernehmen. Sie saß unter der starken Lampe, über ihre Zeichnungen gebeugt, und schaute nicht auf.
    „Ach, das sind bloß Stenengs Strümpfe, er hat manchmal so ‘ne unmögliche Farbe, und dann läuft er immer die Hacken durch, so was ist mir auch noch nie vorgekommen.“
    „Schlimmer als der Henriksen? Ich hörte, du gebrauchtest ziemlich viele garstige Ausdrücke, als du seine stopftest.“
    „Ach was, das war doch an den Zehen. Wenn ich bloß den Mut gehabt hätte, ihm zu sagen, daß er sich die Nägel am großen Zehen schneiden soll. Du, Yvonne, hast du nicht ein bißchen dunkelblaues Garn?“
    „Wo denkst du hin – laß doch die blauen bis morgen liegen und nimm statt dessen ein Paar graue oder braune dran.“
    „Das muß ich dann wohl tun“, seufzte ich. Ich warfeinen Blick auf Yvonne. Sie hielt gerade eine fertige Zeichnung in der Hand und betrachtete sie prüfend, mit schiefgelegtem Kopf.
    „Zeig mal!“
    Ich stellte mich neben sie. Sah mir die

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