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Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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mußten das Dachfenster sperrweit öffnen, so schwierig es auch war. Das kleine Giebelfenster lag zum Hinterhof, das hielten wir in der Sommerhitze fest verschlossen.
    Eines Tages besuchte ich Tante Beate. Der Liebling Kille und Tantchens Sorge um Katzen, die weniger glücklich daran waren als er, brachten mich auf eine neue Idee.
    „Es ist so unerhört von allen diesen Leuten, die im Sommer wegreisen und ihre Katzen allein lassen“, seufzte Tante Beate. „Die rennen dann rum und hungern… ach, da bist du ja, Kille, wir gehen jetzt zu Ingeborg und holen uns was zu fressen…“
    Ingeborg war die unersetzliche Köchin des Stifts. Sie hatte immer einen Vorrat von Essenresten für Kille, und Kille nahm zu und wurde faul, wie nur die wirklichen Vielfraße faul werden können.
    Ich grübelte. Sagte „Auf Wiedersehen!“ zu Tante Beate und zu Kille und lief im Trab nach Hause. Vom nächsten Morgen an versuchte ich, meine Kunden auszuhorchen, ob sie Katzen hielten. Bei vielen war das der Fall. Da bot ich ihnen meine Dienste an: Ich wollte während der Ferien nach den Tieren sehen, ihnen Futter und Milch hinstellen und den Freßnapf sauberhalten.
    Viele waren interessiert, was ich dafür nähme? Ob ich die Katzen zu mir nach Hause nähme oder wie ich es mir gedacht hätte?
    Nein, ich wolle täglich hinkommen, erklärte ich. Man müsse nur dafür sorgen, daß irgendein Schlupfwinkel da war, ein Kellerloch oder ein offenstehendes Kellerfenster, wo ich das Futter hinsetzen konnte. Die Katze sollte eine reichliche Menge gekochten Fisch und ein Viertelliter Milch pro Tag bekommen. Wenn ein Korb oder eine Kiste da war, dann würde ich die Decke ausschütteln und überhaupt der Mieze die Sommerzeit lebenswert gestalten. Hierfür forderte ich vier Kronen für den Tag. Ich hatte mich nämlich erkundigt, was die Haustierklinik nahm, und erfahren, daß deren Preis fünf war. Mein Vorschlag war also nicht nur billiger, sondern auch für die Tiere besser. Yvonne und ich hatten ausgerechnet, daß bei zehn Katzen die Milch und der gekochte Kohlfisch – der billig ist, wenn man viel auf einmal einkauft – an die drei Kronen für die Tagesration ausmachen würden. Blieben also gut eine Krone für Treibstoff für das Moped und den Arbeitslohn.
    Ehe noch die Schulferien begonnen hatten, waren mir achtzehn Katzen und ein Wald von Pflanzen anvertraut worden. Die Hälfte der Kosten hatte man mir im voraus angezahlt.
    Ich war unterwegs, um in einer Wohnung am Stadtrand Pflanzen abzuholen. Während ich die Namensschildchen anbrachte, unterhielt mich die jüngste Tochter des Hauses, die mit ihrer Mutter allein daheim war. Es war ein kleiner Lockenkopf von fünf Jahren, mit einem Minimum von Kleid, Grübchen in den rundlichen Armen und Knien. Ein liebes, niedliches Geschöpf.
    „Wir kriegen heute Schokolade zum zweiten Frühstück“, verkündete sie mir mit zinntellergroßen Augen und einem Strahlen über dem ganzen Gesicht.
    „Das ist aber herrlich“, sagte ich. Und das meinte ich auch so.
    „Nächstes Jahr komme ich in ‘ne Schule“, fuhr der Lockenkopf fort.
    „Das wird aber ein Spaß“, entgegnete ich freundlich und scheinheilig.
    Meine eigene Schulzeit hat mir nicht sonderlich viel Spaß gemacht.
    „Ich kann schon Buchstaben lesen. Ich hab ‘n Buch mit Buchstaben drin. Willst du’s sehn?“
    „Ach ja, furchtbar gern“, antwortete ich. Es würde schwerlich viel Mühe kosten, ein bißchen Teilnahme für ein Buch mit Buchstaben darin zu heucheln.
    „Ich muß Mutti fragen, wo’s ist.“ Der Lockenkopf verschwand durch die Küchentür. Ich arbeitete weiter an meinen Pflanzen und lächelte vor mich hin. Das war ein bezauberndes, kleines Kind.
    Ich fuhr zusammen. Aus der Küche erscholl ein wilder, herzzerreißender Schrei. Ich raste zur Tür, hinter der das Kind verschwunden war – kam in die Küche und sah mit einem Blick, was geschehen war: Eine Kasserolle mit Schokolade war umgekippt, und die dampfende braune Flüssigkeit lief über das Bein des kleinen Kindes. Gleich hinter mir kam die Mutter aus einer anderen Tür angelaufen.
    „Um Gottes willen, mein Ginchen!“ Die Mutter nahm das Mädchen auf den Arm und wollte mit ihm zum Wasserhahn stürzen.
    „Nein“, schrie ich auf, „um Gottes willen kein Wasser! Geben Sie mir schnellstens etwas Öl.“
    Ich riß ein Handtuch vom Haken und tupfte ganz behutsam die Schokolade von dem Beinchen ab. Riß die Sandale vom Fuß, zog vorsichtig den Wadenstrumpf herunter, und von dem

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