Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
Wann der Film in die Kinos kommen soll, steht aber bisher wohl noch nicht genau fest. Mal sehen, was daraus wird.
Zahltag
Bei einer Clubhausparty im Ruhrpott erzählten mir zwei Hells Angels eine unglaubliche Geschichte. Sie kannten einen älteren Herrn, der eine Sammlung von historischen Feuerwehrautos und Gerätschaften besaß. Die Sammlung hatte er sich über viele Jahre zusammengekauft, und sie war sein Ein und Alles.
Nun kamen die Hells Angels ins Spiel. Während eines längeren Urlaubs, von dem die Hells Angels Kenntnis erlangt hatten, beschlossen sie, dem alten Mann die Fahrzeuge zu stehlen. Sie wussten auch, wo der Opa die Papiere aufbewahrte. Also brachen sie ein und stahlen mehrere Fahrzeuge und Gerätschaften aus der Sammlung, inklusive Papiere für die Autos. Außerdem bauten sie noch einige Drehleitern auseinander und verkauften die Aluteile und anderes an einen Buntmetallhändler. Dieser Diebstahl wurde nie aufgeklärt. Der Opa war am Boden zerstört, als er feststellen musste, dass ein Teil seiner Sammlung fehlte und andere Teile unwiederbringlich verloren waren.
Mit Kleinkriminalität solcher und ähnlicher Art hält man sich bei den Hells Angels allerdings nicht sonderlich auf. Bei mir hätte früher jeder, der einer Oma die Handtasche klaut, dicke Backen gekriegt und wäre aus dem Club geflogen.
Ein weiteres Einnahmefeld der Hells Angels sind die sogenannten Nadelgelder. Das sind »Abgaben« von Tattoo-Läden in Hells-Angels-Einzugsgebieten – in den meisten Fällen in bar, aber auch in Form von Sachleistungen wie etwa kostenlosen Tattoos oder dem Verkauf von Support-Waren. In Berlin wurde einem Zahlungsunwilligen mal ein geschlachtetes Schaf mit Fell vor seinen Tattoo-Laden gelegt, als Warnung. Viele der Tattoo-Läden zahlen jedoch gern und freiwillig, weil sie sich Vorteile erhoffen oder zumindest keine Nachteile erwarten. Teilnehmende bei dieser Art von Geschäft können als Gegenleistung theoretisch sicher sein, dass kein weiterer Tattoo-Laden in ihrer Nähe aufmacht – es sei denn, auch der Neue bezahlt. Es gibt auch einige Läden, die nicht bezahlen, aber die haben meistens persönlich gute Kontakte zu den Hells Angels.
Natürlich gibt es auch Tätowierer, die für rivalisierende Clubs wie die Bandidos arbeiten. Die Tattoo-Läden, die für die Hells Angels arbeiten, sind oft schon an ihrer Ladenschrift im Schaufenster zu erkennen. Denn sie ist rot und ähnelt der Hells-Angels-Originalschrift, der Western Style Special. Oft sind auch am Türeingang oder im Inneren Aufkleber mit Support 81 angebracht. Nicht wenige verkaufen auch in einer Ecke des Ladens Support-81-Artikel wie Bauchtaschen, Gürtel, Shirts und allerlei Klimbim. Es gibt natürlich auch ein paar Läden, bei denen nicht zu erkennen ist, dass sie an die Hells Angels bezahlen. Ich nenne sie mal die Unwilligen. Da es auch einige Tätowierer unter den Hells Angels selbst gibt und sie alle eigene Läden betreiben, gibt es somit eine recht bunte Gemengelage im Tattoo-Geschäft.
Auch andere lassen die Schutzgeld-Kasse der Hells Angels klingeln. Außer den Tätowierern sind es noch Diskothekenbetreiber, die den Löwenanteil berappen. Viele Türsteher in Deutschland gehören entweder zu den Hells Angels oder zu den Bandidos. Schutzgelderpressungen bei Restaurants oder Ähnlichem sind in Deutschland eher selten, so etwas kommt eigentlich nur bei persönlichen Fehden vor, die dann auf diese Weise ausgetragen werden. Hells Angels sind außerdem ziemlich gute Geldeintreiber, also im Inkasso-Geschäft tätig.
Wenn Hells Angels ein bestimmter Club oder ein Bordell gefällt, dann »überreden« sie den aktuellen Pächter eben, dass es doch besser wäre, den Laden ihnen zu überlassen. Da wird schon einmal etwas Detektivarbeit geleistet, um herauszufinden, wie das Umfeld ist, welche Vermögenswerte und Geldmittel vorhanden sind et cetera – als Grundlage für ein »freundliches Gespräch«. Man muss schließlich vorbereitet sein.
Gegen entsprechende Bezahlung wird man tätig. Da hatte zum Beispiel ein Busunternehmer nagelneue Reisebusse angeschafft, natürlich als Finanzkauf. Eigentlich eine todsichere Sache, denn er stand mit eigenen Bussen als Subunternehmer bei einem großen Veranstalter von Busreisen unter Vertrag. Doch am Ende wurde er von seinem Auftraggeber gar nicht so ausgelastet, wie vertraglich vereinbart war. Der Unternehmer war verzweifelt. Ein Hells-Angel-Member besuchte also irgendwann den Reiseveranstalter – ein
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