Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
anderes übrig, als sich wieder auf so ein Angebot einzulassen, mit dem Fünkchen Hoffnung, dass es dieses Mal besser laufen wird. Hier schließt sich der Teufelskreis zum weiteren Martyrium – und das alles nur wegen Armut, Ahnungslosigkeit und Scham.
Die Hells Angels machen dabei fette Gewinne mit den Körpern dieser Mädchen. Einige Mädchen wissen sich oft genug nicht anders zu helfen und nehmen sich das Leben, weil das der einzige Weg ist, um ihren Häschern zu entkommen. Mich widert das alles an. Wer von euch Höllenritt gelesen hat, weiß, dass ich selbst viele Jahre lang Zuhälter, Bordellbetreiber und Wirtschafter war. Aber ich kann mich dafür verbürgen, dass alle meine Mädels, die für mich angeschafft haben oder in meinen Puffs gearbeitet haben, es aus freien Stücken getan haben. Ich finde daran auch nichts Verwerfliches, das ist ein Job wie jeder andere – nur besser bezahlt.
Luden-Leben
Liebe Leser, jetzt unternehmen wir einen kleinen Ausflug ins Zuhältergeschäft, der in direktem Zusammenhang mit den Hells Angels steht, ohne weiteres aber auch ohne Hells Angels so oder so ähnlich abgelaufen sein könnte. Denn auch bei den Luden gibt es Regeln und ungeschriebene Gesetze, an die man sich besser halten sollte, oder man bezahlt Lehrgeld. Immer wieder gibt es aber Leute, die glauben, für sie gelten andere Regeln.
Zur Situation: Außer mir gab es bei den Hells Angels natürlich noch weitere Zuhälter – und auch einige Möchtegern-Luden. Diese Geschichte handelt von zwei solchen Gestalten. Die besagten Hells Angels wollten an das große Geld – ich nenne die beiden mal Kiefer und Joe. Kiefer war schon ein paar Jahre im Milieu tätig. Seine Mädchen waren meist drogenabhängig und wurden von ihm mit Koks versorgt, um sie bei der Stange zu halten. Joe wurde von Kiefer in die Zuhälterei eingewiesen, was ihn veranlasste, sich auf die Suche nach einem Girl zu machen. Er poussierte ein Mädchen aus Tschechien, das für ihn anschaffen ging.
Irgendwann kamen Kiefer und Joe auf die Idee, zwei Mädels in einen Club nach Süddeutschland zu bringen. Denn sie hatten den Plan, den Clubbetreiber abzuzocken. Die beiden Mädels machten es sich mit dem Puffbetreiber im Whirlpool des Clubs gemütlich und tranken ein paar Gläschen Puffbrause. Und es kam, wie es kommen musste: Der Kerl konnte seine Griffel nicht bei sich lassen – die Mädels waren ohnehin instruiert worden, genau das zu provozieren. Und so sprang eine von ihnen, als das Gegrapsche losging, wie verabredet aus dem Pool und rief mit ihrem Handy – das natürlich sofort zur Hand war – ihren Typen an und brüllte am Telefon wie am Spieß. Der Puffbetreiber wusste sofort, was er falsch gemacht hatte, und wollte sie aufhalten, was die Zweite gleich mittels Handy-Video festhielt. Eigentlich hätte er es besser wissen müssen. Man lässt sich einfach nicht mit den Girls anderer Zuhälter ein. Aber wenn sämtliches Blut in den Pimmel gepumpt wird, bleibt in der Birne nicht mehr viel übrig, um zu denken. Dumm gelaufen.
Kiefer und sein genialer Geschäftspartner hielten sich zu dieser Zeit bei uns in Kassel auf. Sie saßen gerade in unserem Clubhaus herum, als der Anruf von Kiefers Mädchen kam. Ich muss schon sagen: grandioses Zeitmanagement. Nach einigem Hin und Her und Sätzen wie »Wir kommen sofort da runter!« beendete Kiefer das Telefonat und berichtete uns die Geschichte. Allerdings »vergaß« er dabei zu erwähnen, dass alles ein abgekartetes Spiel war. Ich bot natürlich sofort an, mit ihnen zu fahren, was aber er und Joe nicht wollten. Ich denke heute, sie hatten Schiss, dass ich ihre linke Aktion sofort durchschauen würde, und so fuhren sie allein gen Süden. Wir verabredeten, dass wir im Clubhaus warten würden, bis sie wieder zurück wären. Nach etlichen Stunden kamen Kiefer und Joe wieder im Clubhaus an – ohne die Mädels. Sie erzählten uns, dass sie sich den Typen zur Brust genommen und je 10 000 Euro Strafgeld gefordert hätten, welches dieser in den nächsten Tagen zur Abholung bereitstellen sollte. So weit, so gut.
Am folgenden Samstag hatte ich ein Officers-Meeting in Frankfurt, wo mich der Vize-Präsident des Charters vom Ort des Geschehens ansprach und mir erzählte, dass der Clubbetreiber ein alter Freud von ihm sei und eine SEK-Einheit ihr Clubhaus stürmen wollte, um die Hells Angels, die ihn so malträtiert hatten, zu verhaften. Denn der Puffbetreiber war zur Schmiere gerannt, weil er das Ganze nicht einordnen
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