Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
konnte. Warum sollten Hells Angels, zu denen er beste Beziehungen pflegte, ihn jetzt plötzlich überfallen? Da der Vize-Präsident beste Beziehungen in Polizeikreise hatte, konnte er das Schlimmste gerade noch verhindern. Als Vertreter seines Charters verlangte er aber nun Aufklärung. Und da die Sache nun einmal von Kassel aus gestartet worden war, hing ich mit drin.
Ich rief sofort die Trottel an, die noch immer bei uns herumhingen, und beorderte sie unverzüglich nach Frankfurt. Keiner der beiden wollte kommen. Ihnen ging der Arsch auf Grundeis, weil sie genau wussten, dass ihre Aktion aufgeflogen war. Der eine sagte mir am Telefon, er hätte kein Fahrzeug, um zu kommen. Was ich ihm antwortete, möchte ich jetzt nicht wörtlich wiedergeben. Sagen wir, ich war nicht gerade begeistert von der lahmen Ausrede. Der andere erzählte mir, er hätte einen wichtigen Geschäftstermin, den er unmöglich absagen könnte. Jetzt platzte mir der Kragen endgültig, und ich sagte ihm klipp und klar: »Wenn du nicht in zwei Stunden in Frankfurt bist, schneide ich dir die Eier ab und nagle sie im Clubhaus an die Wand!« Ihr könnt mir glauben, die beiden legten eine weltrekordverdächtige Zeit von Kassel nach Frankfurt hin. Als sie da waren, wurde ich während des Meetings davon unterrichtet, ließ es für kurze Zeit unterbrechen und machte mich mit dem Vize-Präsidenten auf den Weg zu den beiden Vollpfosten.
Wir saßen nun alle in einem kleinen separaten Raum, und die zwei Member hätten sich vor Angst fast in die Hose geschissen. Da mein Amtskollege geladen war wie eine Kanone, forderte ich Kiefer und Joe auf, uns endlich die ganze Geschichte zu erzählen, was sie unter Zögern und Herumdrucksen auch taten. Nachdem die beiden ausgepackt hatten, musste noch entschieden werden, wie wir damit umgehen sollten. »Uli, wir haben nur zwei Möglichkeiten«, meinte der Vize-Präsident. »Entweder nehme ich die zwei mit nach Süden und kläre die Sache in meinem Charter, und dann hast du die beiden von der Hacke. Oder die zwei bezahlen ein fettes Strafgeld in unsere Kasse und lassen sich niemals wieder bei uns sehen, und die Angelegenheit bleibt unter uns.« Da das Meeting wartete, musste ich schnell entscheiden und wählte die zweite Lösung.
Als das Officers-Meeting beendet war, setzten der Vize-Präsident und ich uns noch einmal zusammen und berieten über die Höhe der Zahlung. Er veranschlagte pro Kopf fünftausend Euro. Das hielt ich für angemessen, schließlich ging es auch um meinen Ruf im Milieu. Ich bürgte für die Summe und sicherte ihm zu, dass er sein Geld von mir persönlich innerhalb der nächsten zwei Wochen bekommen würde. Als ich mich nach diesem Gespräch wieder auf den Weg nach Kassel machte, beorderte ich noch während der Fahrt alle Member ins Clubhaus.
Dort angekommen, erzählte ich ihnen die ganze Geschichte, denn wir mussten noch eine interne Regelung finden, wie mit unseren »lieben Gästen« umzugehen war. Die beiden Jungs hatten immerhin gegen bestehende Regeln verstoßen. Jeder Lude aus dem Club, der ein Mädchen in einen Laden in einer anderen Stadt bringt, muss das örtliche Charter oder, wenn es keines gibt, das nächstgelegene Charter davon unterrichten und dessen Zustimmung einholen. Und wer nicht hören will, muss eben fühlen. Was genau wir uns für die Jungs überlegt haben, bleibt unter Verschluss. Jedenfalls sind Kiefer und Joe keine Member mehr bei den Hells Angels, und das Geld konnte ich noch vor Ablauf der Frist von zwei Wochen persönlich übergeben.
Koks, Kanonen und Co.
Kokain ist seit vielen Jahren auf dem Vormarsch und in allen Kreisen der Gesellschaft weiter verbreitet, als die meisten glauben. Die Liste der User ist endlos lang. Dazu gehören unter anderem Richter, Staatsanwälte, Politiker, Polizisten, Musiker, Journalisten, Schauspieler, Models, Lehrer, Banker, Manager, Jugendliche, Studenten, Rechtsanwälte, Ärzte und viele mehr. Koks durchzieht alle gesellschaftlichen Schichten. Selbst im Bundestag wurden schon Kokainreste auf den Toiletten der Abgeordneten gefunden. Die Nachfrage nach dem weißen Pulver wächst stetig, zumal die User ihren Konsum ständig erhöhen müssen, um den gewohnten Kick beizubehalten.
Das ist das größte Geschäft der Welt mit gesichertem Absatzmarkt, was natürlich auch den Hells Angels nicht verborgen geblieben ist. Der große Anreiz des Drogengeschäfts: Es lassen sich Riesengewinne erzielen. Hinzu kommt, dass fast alle Konsumenten durch ihre
Weitere Kostenlose Bücher