Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
Vom Netzwerk:
Daumen mehrmals nach oben. Schon war Spitzki wieselflink am Tisch und legte sich eine dicke Line zurecht. Er nahm einen abgeschnittenen dicken Strohhalm und zog sich das Pulver in den Rüssel. Nachdem das Zeug oben war, sprang er plötzlich von einem Bein aufs andere, seine Augen tränten, er rieb sich wie ein Irrer den Gewürzkolben und die Stirn und schrie: »Oh man, what’s that?!« Es war »special speed from Sweden«, wie ihm ein Member schließlich erklärte. Spitzki turnte immer noch zwischen den Stühlen herum wie Rumpelstilzchen. Mittlerweile hatte er sich mehrere Blätter Zewa geangelt und versuchte, die Reste des Zeugs wieder aus der Nase zu bekommen. Die anderen grölten und schlugen sich vor Lachen auf die Schenkel.
    Als sich Spitzki nach geraumer Zeit wieder halbwegs eingekriegt hatte, fragte er den Bruder, der das Daumen-hoch-Zeichen gemacht hatte, warum er ihm nicht gesagt hätte, dass das Speed war. Er antwortete: »Habe ich doch! Ich habe den Daumen nach oben gemacht.« Die anderen Member erklärten uns dann, dass Daumen nach oben Speed bedeutet und Daumen nach unten Koks. Gut, nun wussten wir also über die Besonderheit der skandinavischen Zeichensprache in Sachen Drogen Bescheid – und Spitzki wird es sicher sein Leben lang nicht vergessen. Zur Erklärung: Kokain prickelt ein bisschen in der Nase, aber Speed brennt richtig heftig im Kolben; es riecht anders, schmeckt anders und wirkt auch anders. Spitzki war jedenfalls noch stundenlang ziemlich aufgedreht, ähnlich wie ein Duracell-Hase, denn zum Speed kam ja noch jede Menge Koks.
    Irgendwann mischte ich mich im Clubhaus unters Partyvolk und traf dabei eine dänische Puppe, die ich schon öfter auf Partys gesehen hatte. Und auch diesmal verbrachten wir zusammen wieder ein paar tolle Stunden. Übrigens: Nicht alle Däninnen haben blondes Haar – Mika hatte volles, glattes, pechschwarzes Haar. In meinen Augen ist sie eine echt scharfe Puppe, und was wir alles so zusammen gemacht haben, überlasse ich euren Vorstellungen.
    Aber zurück zu den Rockergeschäften. Dass Hells Angels mit der Mafia weltweit kooperieren, ist ja längst bekannt. Mittlerweile ist eine erhöhte Produktion von Amphetaminen und Partydrogen zu beobachten. Diese Drogen lassen sich einfach und billig und ohne großen Aufwand herstellen. In geheimen Laboren, die sich überall befinden können, werden diese Substanzen fast ohne Risiko produziert. Die italienische Mafia ist schon lange in diesem Geschäft tätig, denn die Gewinnspannen sind groß. Das ist natürlich den Hells Angels nicht entgangen. Deshalb mischen viele Charter in diesem einträglichen Geschäft auch mit und versorgen ihr Einzugsgebiet.
    Die großen Vorteile von synthetischen Drogen sind ganz klar: Sie können zielgerichtet und dem Markt angepasst hergestellt werden. Es bestehen auch keine großen Probleme mit der Vorratshaltung. Die Produktion kann in kürzester Zeit erhöht oder verringert werden. Altbewährte Schmuggelrouten können genutzt und die Verstecke, die sonst für andere Drogen verwendet werden, eins zu eins übernommen werden. Das sichert eine flächendeckende Versorgung von Hells-Angels-Kunden überall.
    Der Drogentransport ist die große Nummer für zahlreiche Hells Angels, denn sie besitzen das notwendige Know-how, das vielen anderen fehlt. Und sie haben noch einen weiteren Vorzug: Sie halten dicht, selbst wenn mal etwas schiefgeht. Verrat ist also so gut wie ausgeschlossen. Die Vertriebswege in Deutschland an andere Abnehmer oder die Umleitung in andere Länder sind somit hundertprozentig gesichert. Und das imposante Auftreten der Hells Angels hat auch einen nützlichen Effekt auf die Verkäufer: Sie halten ebenfalls die Klappe, wenn sie von den Bullen geschnappt werden. Zumindest eher, als wenn sie von Luigi an der Ecke gekauft haben, den sie womöglich verpfeifen. Mit den Hells Angels jedoch will niemand Stress. Am Straßenverkauf selbst beteiligen sich die Rocker allerdings so gut wie nicht, sie agieren also mehr oder weniger als Logistikunternehmen. Angehörige rivalisierender Clubs sind ebenfalls dick im Koksgeschäft vertreten, aber noch haben die Hells Angels die Nase vorn im Drogenmilieu. Mal sehen, wie lange das so bleibt.
    Heroin spielte früher bei Chartergeschäften in den USA eine große Rolle, inklusive Eigenkonsum. Das ist heute nur noch selten der Fall – und in Deutschland so gut wie nie. Zu Woodstock-Zeiten waren Heroin und Kokain noch sehr beliebt und hip; jeder nahm das Zeug.

Weitere Kostenlose Bücher