Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
Lieferanten bestechlich sind. Wenn jemand erst einmal von Kokain abhängig ist, was sehr schnell geht, wird er in vielen Fällen lebenslang ein guter Kunde bleiben, was den Absatz auf lange Sicht für die Hells Angels sichert. Koks verkauft sich unabhängig von der wirtschaftlichen Lage wie warme Semmeln. Beim Bordellbetrieb sieht es in Krisenzeiten schon anders aus: Aufs Ficken kann man schon mal verzichten, um Geld zu sparen. Nicht so beim Koksen, denn als Konsument brauchst du dein Dope immer.
Nach außen propagieren die Hells Angels immer, dass das Dealen mit harten Drogen verboten sei. Doch die Wahrheit sieht ganz anders aus, das kann ich euch als langjähriger Member in der Entscheidungsebene versichern. Allerdings wird nur selten eine große Menge Kokain bei Hells Angels gefunden – und falls doch, geht es gleich um mehrere Kilos bis hin zu mehreren Tonnen. Wie kommt das? Das liegt daran, dass ihr Beziehungsnetz sehr groß ist und die Betroffenen aus Angst kaum gegen die Hells Angels aussagen. Die internationalen Kontakte deutscher Hells Angels mit ihresgleichen sind enorm hilfreich bei der Beschaffung der Drogen, und ihr überaus großes Heer an Unterstützern spielt eine nicht minder große Rolle bei der Verteilung.
Was Hells Angels über ihre Verbindung zu Kokain erzählen, ist absoluter Bullshit. Auch der eigene Konsum von nicht gerade wenigen Membern ist recht groß, wie die eine oder andere Geschichte in diesem Buch zeigt. Doch das sollte, jedenfalls theoretisch, nicht so sein, weil alle Konsumenten sehr schnell den Überblick verlieren und das Geschäft mit dem Kokain gefährden. Aber es ist eben so: Der beste Kunde eines Dealers ist er selbst. Dazu eine kurze Episode, die sich bei einem Besuch in einem dänischen Charter ereignet hat.
Spitzki und ich wollten zu einer Party eines schwedischen Charters, mit dem wir eng verbunden waren. Da Schweden von Kassel nicht so weit entfernt ist, ging es ohne Gepäck auf dem Mopped mit Vollgas ab auf die Piste. Als wir ankamen, war die Party schon so richtig in Fahrt. Natürlich wurden wir von einigen Membern sehr herzlich begrüßt – uns verband eine gemeinsame Aktion, über die ich leider nichts schreiben kann.
Wir betraten das Clubhaus, diesmal allerdings – und das war neu – durch den Hintereingang, also durch die Garage. Von dort aus kam man in einen kleinen Raum, in dem Werkzeuge, Ersatzteile und Sonstiges gelagert wurden. Da hielt der schwedische Bruder an und hantierte an einem dünnen Strick, den man kaum sah. Dieser Strick führte an der Decke über ein Wasserrohr, und am anderen Ende hing ein roter Fünf-Liter-Plastikeimer, wahrscheinlich für Tropfwasser, so vermutete ich zunächst. Doch dann ließ der schwedische Member den Eimer herunter, wir nahmen ihn entgegen – und ich staunte nicht schlecht: Er war zu einem Drittel mit weißem Pulver gefüllt.
Spitzki fielen fast die Augen aus dem Kopf. Der Schwede zwinkerte uns zu und meinte, das wäre im Moment das beste Koks auf dem Markt. Wenn wir wollten, könnten wir uns jederzeit bedienen. Das ließ sich Spitzki natürlich nicht zweimal sagen und holte an Ort und Stelle eine fette Messerspitze voll aus dem Eimer und knüppelte sich das Zeug in den Rüssel. Kurz darauf erweiterten sich seine Pupillen auf Untertassen-Niveau, und er meinte nur noch: »Gut, gut, das ist ja die Granate!« Der Bruder lachte nur, und wir zogen durchs Clubhaus. Die Girls vor Ort hatten allerbeste Laune. Da ich durch vorangegangene Besuche im dortigen Charter bereits einige der Mädels kannte, dauerte es nicht lange, bis auch ich beziehungsweise wir gemeinsam allerbeste Laune hatten. Sah so aus, als würden wir es heute mal wieder so richtig krachen lassen.
Nach einer Weile gingen wir in den Member-Raum. Den gibt es in jedem Charter weltweit, und er darf nur von Hells-Angels-Membern und von Prospects, die zum Bedienen abkommandiert sind, betreten werden. Da saß – wie immer – eine größere Runde von Membern; die Party war bereits voll im Gange. Viele dieser Member, etwa 30 aus verschiedenen skandinavischen Chartern, kannten wir schon seit Jahren, also gab es wieder ein großes Hallo.
Auf einem riesigen Holztisch im Member-Raum lag ein großer runder Spiegel mit – ich schätze mal – 80 bis 100 Gramm weißem Pulver. Zig Joints lagen daneben, alles natürlich zur freien Verfügung. Ein sehr guter Freund von Spitzki und mir meinte: »Spitzki, do you want a sniff?«, deutete auf das Pulver und zeigte mit dem
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