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Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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wenn der Motor unten rausfällt, würde mich das auch nicht interessieren! Und du, Triefauge, solange du keinen Blindenhund dabeihast, kannst du gefälligst auch Motorrad fahren. Und das wirst du auch!«
    Aber ich bot den beiden auch eine Alternative zum Motorradfahren an: Ich würde sie für drei Monate suspendieren. Das hieß, sie würden während dieser Zeit ohne ihre Kutte herumlaufen. Ich gab ihnen zehn Minuten Bedenkzeit, verließ den Member-Raum und setzte mich vor dem Clubhaus in die Sonne. Alle anderen beobachteten mich natürlich genau. Als meine beiden Pappenheimer aus dem Clubhaus kamen, setzten sie sich zu mir und meinten, sie würden jetzt doch mit dem Mopped fahren. Triefauge sagte noch, wenn das Auge schlimmer würde, müsse er eben nach dem Run zum Augenarzt. Und Mister Superkoks gab auch noch seinen Senf dazu: Wenn der Bus kaputtginge, müsste man eben eine Reparatur in Kauf nehmen. Ich quittierte das Ganze mit einem knappen »Geht doch«, weil ich es echt leid war, mich immer wieder mit solchem Kinderkram beschäftigen zu müssen.
    Am Abend vor der Abfahrt feierten wir noch eine kleine Party im Clubhaus mit allem Drum und Dran. Gegen Mitternacht verabschiedete ich mich und trug den Prospects auf, darauf zu achten, dass unsere Member nicht zu lange feierten, denn um Punkt zehn Uhr war Abfahrt. Mit einem Fünkchen Hoffnung, dass alles glattgehen würde, fuhr ich nach Hause.
    Gegen fünf Uhr morgens klingelte mein Telefon. Recht verschlafen ging ich ran und hatte einen echt aufgeregten Prospect an der Strippe. »Uli, du musst so schnell wie möglich ins Clubhaus kommen, die drehen hier durch und schießen Löcher in die Wände!« Im Hintergrund hörte ich tatsächlich Schüsse. Jetzt war ich schlagartig hellwach und wollte natürlich Genaueres wissen, aber der Prospect sagte nur: »Uli, komm einfach so schnell es geht, sonst brauchen wir hier noch einen Krankenwagen!« Eigentlich bin ich ja ein ausgesprochener Morgenmuffel, und frühes Aufstehen liegt mir gar nicht, aber ihr glaubt nicht, wie schnell ich an diesem Morgen in meinen Klamotten war, auf dem Bike saß und zum Clubhaus raste.
    Vor dem Clubhaus wartete der Prospect schon auf mich und meinte, wir sollten lieber hinten reingehen, der Vordereingang sei zu gefährlich. Als wir das Clubhaus durch den Hintereingang betraten, hörte ich erneut Schüsse. Da ich ja immer noch nicht genau wusste, was los war, ging ich vorsichtig nach vorne ins Clubhaus. Was ich dort sah, war unglaublich: Es roch nach Pulver, und die Sicht war leicht vernebelt. Auf einem Tisch lag ein kleiner Berg Munition, auf dem Boden überall verstreut etliche Hülsen. Die Prospects waren hinter der Theke in Deckung gegangen, und ein paar meiner Brüder standen mit Kanonen in der Hand neben dem Kamin. Einer lud die Pumpgun durch und schoss auf den Nagelklotz, den sie vor die Eingangstüre gestellt hatten.
    Jetzt musste ich mir etwas einfallen lassen, um mir Aufmerksamkeit zu verschaffen – und das gelang mir eindrucksvoll: Der Typ mit der Pumpgun hörte auf zu schießen, und ich konnte die Musikanlage ausschalten. Einen Prospect, den ich zwar nicht sehen konnte, aber hinter der Theke vermutete, beauftragte ich damit, alle Kanonen einzusammeln und auf den Tisch zu legen. Meinen Brüdern rief ich nur zu: »Los, alle in den Member-Raum!« Einer meinte noch: »Komm, Uli, baller doch auch ein bisschen rum.« Ich war sprachlos, was bei mir äußerst selten vorkommt, und dachte nur: Gut, dass die Kanone leer ist.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass auch zwei dänische Member anwesend waren. Und im Member-Raum entdeckte ich, was die irrwitzige Aktion wahrscheinlich ausgelöst hatte: ein Tablett voller Koks, überall Küchenpapierrollen, abgeschnittene Strohhalme und zusammengerollte Geldscheine, dazu noch etliche Flaschen Bier, Wodka, Cola, Bitter Lemon und ein Eiskübel mit geschmolzenen Eiswürfeln. Alle saßen bedröppelt da, keiner sprach ein Wort. Ich sagte zu ihnen, dass ich gleich zurückkäme und erst einmal die Prospects fragen würde, was hier abgegangen sei. Außerdem wollte ich mir das Ausmaß der Schäden anschauen.
    Die Bilanz der Verwüstung: An der Wand ein getöteter Geldspielautomat, völlig durchlöchert, seine Eingeweide verstreut auf dem Boden. Im Automat steckten die Reste einer Sitzbank. Reste? Das Ding sah aus, als wenn es aufgeplatzt wäre, und war als Sitzbank kaum mehr zu erkennen. In unserer Eingangstür aus Stahl waren etliche Löcher, man konnte nach draußen

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