Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
Aber das hat sich stark geändert, und die Hells Angels folgten mit ihren Drogengeschäften dem Markttrend. Heute laufen Speed, Koks und nach wie vor Marihuana recht gut.
Ohne Waffen geht heute fast nichts. Man braucht sie allein schon für den Eigenbedarf. Und Waffen für andere zu besorgen ist überhaupt kein Problem. Da gibt es alles, sogar Panzerfäuste, wenn es sein muss. Das läuft dann über Finnen, die ihrerseits das Zeug in Russland beziehen. Sogar Flugabwehrraketen sind zum Teil dabei, das muss man sich mal vorstellen!
Waffenarsenale werden in Clubhäusern gebunkert und auf Vorrat gehalten, damit man immer gut vorbereitet ist. Man weiß ja nie, wann man so eine Kanone mal brauchen kann. Es gibt sogar einige Länder, in denen Waffen obligatorisch sind, zum Beispiel Brasilien. Die Member dort sind bis an die Zähne bewaffnet – und müssen es auch sein. Aber davon erzähle ich euch später mehr.
Von einer anderen Geschichte will ich euch aber schon jetzt berichten. Vor vielen Jahren machte ich mich vor Weihnachten auf die Socken gen Norden zu einer großen X-Mas-Party. Als ich auf dem Clubgelände ankam, lief die Party schon auf vollen Touren. Es waren viele Hells-Angels-Member anwesend, aber auch eine große Schar von »normalen« Freunden des Clubs, denn die Veranstaltung war öffentlich und für jeden Hells-Angels-Anhänger zugänglich.
Gegen ein Uhr nachts, als ich zum Pinkeln das Clubhaus verließ und den unteren Teil des Parkplatzes aufsuchte – Zutritt nur für Hells Angels –, bekam ich zufällig mit, wie einige Member des Charters einen Kleinbus mit russischem Kennzeichen entluden. Neugierig ging ich zu meinen Brüdern und fragte, was sie da machten. »Uli, brauchst du eine neue Maschinenpistole?«, meinte einer zu mir. »Vielleicht, lass mal sehen«, antwortete ich. Er machte dann einen Karton auf, zeigte mir eine in Tücher gewickelte nagelneue Skorpion-Maschinenpistole und meinte: »Die kannste auch mit Schalldämpfer haben«, und zeigte mir eine andere Maschinenpistole mit Schalldämpfer. Auf meine Frage nach dem Preis antwortete er: »Ohne Dämpfer 2500 Euro, mit Dämpfer glatte 3000«. 20 Stück hätte er da, verriet er. Er erkundigte sich noch, ob ich Koks brauchte: In einer halben Stunde hätte er 40 Kilo zur Verfügung, für 25 000 Euro pro Kilo, beste Ware natürlich. Doch ich winkte ab und ging zurück ins Clubhaus. Ich nehme stark an, dass sich das Koks ebenfalls schon im Transporter befand. Ich kaufte von ihm jedenfalls weder Waffen noch Kokain, zumal wir in Kassel mit Waffen bereits gut versorgt waren.
Mit unserem Waffenarsenal leisteten sich ein paar Member vor sehr vielen Jahren einmal eine coole Geschichte. Vor einer Bike-Tour liefen unsere Vorbereitungen – wie immer – auf Hochtouren. Dazu gehörte auch die Wartung der Bikes, was für die Kasseler immer eine echte Herausforderung war. Dem einen fiel dann überraschend ein, dass er noch zum TÜV musste, bei einem anderen war der Reifen arschglatt, und beim Nächsten sollte ein Ölwechsel gemacht werden. Aber ich selbst war auch kein Unschuldslamm, denn der mit den arschglatten Reifen war ich.
Einem unserer Superkokser passte es mal wieder gar nicht in den Kram, dass er mit dem Bike fahren sollte. Denn während der Fahrt konnte er ja seinen Rüssel nicht ins Tütchen halten, und mit Moppedfahren hatte er sowieso nicht viel am Hut. Also kamen er und ein weiterer Koks-Member zu mir und tischten mir zwei ganz tolle Geschichten auf: Der eine meinte, er könne doch den Bus fahren, weil der Prospect, der ihn fahren sollte, nicht so gut mit einem Diesel klarkäme und beim Schalten die Gänge immer so krachten. Der andere erzählte mir, dass er beim Augenarzt gewesen war und dieser ihm verboten hatte, Motorrad zu fahren: Sonst würde sich seine Bindehaut, die er sich angeblich beim Schweißen etwas verblitzt hatte, noch mehr entzünden.
Ich hörte mir ihre Ausreden recht gelassen an, denn mit so etwas hatte ich ja schon gerechnet, und sagte: »Kommt Jungs, wir besprechen das mal im Member-Raum.« Da alle anderen unser Gespräch mitbekommen hatten, warteten sie schon voller Freude darauf, was jetzt wohl kommen würde, vor allem die Prospects. Im Member-Raum fragte ich die beiden, ob das ihr Ernst sei und wie lange sie an ihren hirnrissigen Geschichten gebastelt hätten. Beide taten recht unschuldig, doch mir platzte der Kragen: »Wollt ihr mich verarschen? Mir ist scheißegal, ob der Bus abbrennt oder auseinanderbricht. Und
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