Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
Vom Netzwerk:
peinlich, aber sie gehört wie vieles andere zu meinem Leben. Wir fuhren später in einem großen Korso zur Beerdigung auf den Friedhof und danach wieder zum Clubhaus, wo eine große Feier stattfand. Aus Rücksicht auf die Familienangehörigen werde ich jetzt nicht schildern, wie die Feier abgehalten wurde.
    Typisch für Holland sind die kleinen Häuschen mit ihren steilen Treppen und winzige Stufen – so auch im Haarlemer Clubhaus. Für alle, die diese Treppen nicht kennen: Stellt euch vor, ihr lehnt eine Leiter an einen Baum und stiefelt die hoch und wieder runter: Das ist weder bequem noch leicht. So ist auch die Treppe im Clubhaus, und um in den Raum zu kommen, muss auch noch eine Fußbodenklappe nach oben gedrückt werden. Hoch geht es ja noch so einigermaßen, aber nach unten wird es knifflig. Ich habe es immer vorgezogen, die Treppe rückwärts runterzusteigen und mich mit den Händen an den Stufen festzuhalten, also quasi auf allen vieren. Man sieht zwar aus wie ein Vollidiot, aber man landet wenigstens nicht polternd am Ende der Treppe – was mir beim ersten Mal passierte. Da ich aber ja schon vorher die Treppe oft rauf- und runtergestiegen bin – und ich dabei oft etwas wackelig auf den Beinen war –, wurde aus der Not heraus dieser Schildkrötengang geboren. War mir aber bei vielen Besuchen auf dem Dachboden sehr hilfreich.
    Ein anderes Mal führte mich mein Weg erneut zu einer Beerdigung nach Holland, diesmal zu den Amsterdamer Hells Angels, wo gleich drei Tote zu beklagen waren. Alle drei gehörten zu den holländischen Nomads, die im Februar 2004 mit vielen Schüssen grässlich zugerichtet in einer holländischen Gracht aufgefunden worden waren. Das Amsterdamer Clubhaus lag neben der Autobahn am Rand der Stadt − auf dem Gelände einer ehemaligen Kokainfabrik. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich auch das Amsterdamer Gefängnis – man hatte also vom Clubhaus direkten Blick auf einige Zellenfenster. Welche Ironie: Die größten Verbrecher von Holland haben ihr Hauptquartier direkt neben dem Knast. Erst vor kurzem mussten die Hells Angels das Gelände räumen.
    Als ich am Clubhaus angekommen war, fiel mir sofort eine kleine Halle auf. Ich ging direkt dorthin. Drinnen waren drei Särge aufgebahrt, die verschlossen waren, was ziemlich ungewöhnlich war. Später erfuhr ich, dass man den Angehörigen den Anblick der Toten nicht zumuten wollte. Eigentlich kann man ja auch Unfallopfer vom Bestatter so herrichten lassen, dass man von Angesicht zu Angesicht Abschied nehmen kann. Doch das war in diesem Fall wohl nicht mehr möglich.
    Alle Amsterdamer Hells Angels waren sehr betroffen von dem Tod der drei Nomads, und jeder wollte die schnelle Aufklärung der Hintergründe für ihre Ermordung, um Rache zu nehmen. Die Mörder jedoch waren direkt unter uns, heuchelten Trauer und täuschten fast alle Anwesenden. Es waren holländische Hells Angels. Das wusste allerdings zu diesem Zeitpunkt außer den Nomads und einigen Hells Angels aus anderen Chartern in Holland niemand.
    Die Hintergründe: Die drei hatten einen Kokain-Deal über 150 Kilo Koks aus Kolumbien nach Holland veruntreut. Als das herauskam, beschlossen holländische Nomads, die drei Member aus ihrem Charter zu beseitigen. Man lockte sie unter einem Vorwand in ihr eigenes Clubhaus. Einer roch den Braten und wollte sich noch mit einem Sprung aus dem Fenster in Sicherheit bringen. Draußen vor dem Clubhaus wurde er aber von anderen Membern abgefangen und zurückgeschleift, mit seinen zwei Brüdern an die Wand gestellt und hingerichtet. Die Körper der drei waren förmlich durchsiebt, auch ihre Gesichter. Die Nomads schickten so ihre tödliche Botschaft in Form von Kugeln in die Körper der Wehrlosen. Später wurde die Tat von der holländischen Polizei aufgedeckt, und viele Nomads wurden verhaftet.
    Wieder einmal kam der Ehrenkodex der Hells Angels zum Tragen, der international so praktiziert wird: Keiner der Beteiligten sagt irgendetwas, und somit ist eine konkrete Tatzuweisung Einzelner unmöglich. Daher kann man die Täter gar nicht oder nur in sehr abgespeckter Form belangen. So war es auch in diesem Fall: Alle wurden zu nur sechs Jahren verurteilt, und dieses ohnehin sehr milde Urteil wurde später obendrein wieder aufgehoben. Sie wurden freigesprochen, weil ihnen die Tat nicht individuell zugerechnet werden konnte. Alle Mörder befinden sich auf freiem Fuß und können schalten und walten, wie es ihnen beliebt.
    Aus Rücksicht gegenüber den

Weitere Kostenlose Bücher