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Wir sehen uns in Paris

Wir sehen uns in Paris

Titel: Wir sehen uns in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kolloch Elisabeth Zöller
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ausgetauscht werden, da kann ich hier vor Ort nichts machen.« Und nach einem Blick auf die geblümte Bettwäsche witzelt er: »Nur gut, dass sie keine Leiche im Kofferraum haben. Zur eigenen Beerdigung zu spät zu kommen, das wäre sicher nicht lustig.« Dabei grinst er über das ganze Gesicht.
    Als er merkt, dass Astrid und Hannah das gar nicht zum Lachen finden, wird er rot und flüstert: »’tschuldigung. Bis zu unserer Werkstatt ist es nicht weit.«
    Mit einer starken Seilwinde wird Astrids Auto auf den Hänger befördert. Der Mechaniker bittet die beiden, sich zu ihm vorn in den Abschleppwagen zu setzen.
    »Kann ich bei Ihnen einen Leihwagen bekommen?«, fragt Astrid. »Wir müssen so schnell wie möglich weiter nach Saarbrücken.«
    »Kein Problem. Ihr Auto können Sie allerdings erst am Montag abholen.« Der junge Mann beeilt sich, seinen Patzer wieder auszubügeln.
    Tatsächlich sind Astrid und Hannah bald wieder auf der Straße. Mittlerweile scheint die Sonne nicht mehr so gleißend hell. Trotzdem fächelt Hannah sich mit ihrem Notizbuch Luft zu. Der Leihwagen ist klein. Es riecht nach kaltem Zigarettenrauch und Maschinenöl.
    Aber sie sind wieder in Bewegung. Und Saarbrücken rückt immer näher.

John nimmt seine Schwester noch einmal fest in den Arm. Er ist überglücklich, dass es ihr gut geht und dass seine Sorgen um sie unberechtigt waren. In diesem Moment wird ihm endgültig klar: Er wird nicht nach Berlin zurückkehren. Er wird in ihrer Nähe bleiben.
    Bevor John und Marie sich verabschieden, stellt er ihr Isabella vor.
    »Marie, das ist Isabella«, sagt er und lächelt. »Sie ist auch auf dem Weg zu ihrer Schwester. Nach Paris!«
    »Cool«, staunt Marie und streckt Isabella ihre Hand entgegen. Dann schaut sie sie aufmerksam an und fragt: »Sag mal, ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so … blass.«
    »Es ist alles gut. Liegt sicher am Licht«, wiegelt Isabella ab. »Schön, dich kennenzulernen, Marie.«
    Marie schmiegt sich an John und fragt: »Warum kommst du nicht wieder nach Hause? Claudia und Martin sind wirklich in Sorge, machen sich Vorwürfe. Die würden dich auf der Stelle wieder aufnehmen. Das haben sie jetzt schon mehr als einmal gesagt. Und auch, dass sie Fehler gemacht haben.«
    John sieht Marie fragend an. »Dass sie Fehler gemacht haben? Zu wem haben sie das gesagt. Zu dir?«
    »Nein, ich habe sie einmal abends im Wohnzimmer belauscht. Sie haben gedacht, dass ich schon schlafe. – Komm doch wieder. Dann bin ich nicht so allein.«
    John nimmt Marie ganz fest in den Arm. »Tut mir leid. Ich muss erst darüber nachdenken. Ich glaube nicht, dass das so einfach funktioniert. Sie lieben dich. Das ist wichtig für mich. Aber ich gehöre da einfach nicht hin. Glaub mir, es ist besser für uns beide. Ich mache mir nur Sorgen, wenn ich dich nicht erreichen kann, wie in der letzten Woche.« Es klingt nicht vorwurfsvoll, nur besorgt.
    »Es tut mir so leid«, seufzt Marie, »aber ich hatte Hausarrest. Mist gebaut – na ja, egal.« Kurz huscht ein dunkler Schatten über ihr Gesicht. Dann erzählt sie weiter. »Auf jeden Fall hieß das: kein Fernseher, kein Computer, kein Handy – zwei ganze Wochen lang. Echt hart. Das konnte ich dir ja vorher schlecht ankündigen.« Marie lächelt, aber es ist ein trauriges Lächeln.
    John seufzt und drückt seine kleine Schwester liebevoll an sich. Dann schaut er sie ernst an. »Du musst jetzt gehen. Nicht, dass sie dich noch hier draußen erwischen und du noch mehr Ärger bekommst. Und bevor ich nicht weiß, wie es weitergeht, möchte ich auch nicht, dass sie mich hier sehen«, sagt er. »Ich verspreche dir, ich werde ab jetzt in Saarbrücken bleiben, und wir treffen uns, wann immer du willst. Ist das ein gutes Versprechen?« John hält die Hand hoch und Marie schlägt ein.
    »Ja!«, jubelt sie. Sie drückt ihren Bruder noch einmal fest, dann dreht sie sich um und geht.
    John winkt ihr nach, bis sie um die Hausecke verschwunden ist.
    »Komm«, sagt John heiser und hofft inständig, dass Isabella ihn nichts weiter fragt. Er will jetzt nicht über seine Schwester Marie reden und auch nicht über seine Zukunft. Er schluckt. Jetzt bloß nicht weinen. Er dreht sein Gesicht in den Schatten, damit sie nicht sieht, wie er mit den Tränen kämpft. Wenn er nur wüsste, was er tun soll. Soll er wirklich wieder zurück? Zurück in diese Familie? Und wenn es nur für Marie ist. Er kann sie doch nicht noch länger so allein lassen … John muss erneut

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