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Wir sehen uns in Paris

Wir sehen uns in Paris

Titel: Wir sehen uns in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kolloch Elisabeth Zöller
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schlucken.
    »Jetzt müssen wir aber wirklich zu deinem Zug nach Paris«, sagt er laut. Er reicht Isabella die Hand und will ihr von der Mauer helfen. Doch in dem Moment, als sie springt, scheint irgendetwas falsch zu laufen. Isabella schreit laut auf und hält sich stöhnend den Oberschenkel. John greift nach ihrem Arm, damit sie nicht umfällt. Er sieht, dass sich der Stoff ihrer Hose dunkel gefärbt hat.
    »Isabella, was ist los? Sag mir, was mit dir ist! Sonst kann ich dir nicht helfen!«
    Isabella setzt sich auf den Bürgersteig. Obwohl es immer noch sehr warm ist, zittert sie vor Kälte, ihre Zähne klappern. Sie scheint sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben.
    John setzt sich neben sie, nimmt sie in den Arm.
    »Im Bahnwärterhäuschen«, sagt sie mit wackeliger Stimme. »Bei Danni … Ich bin … Scherben am Fensterbrett …« Viel weiter kommt sie nicht, doch John muss auch nicht mehr wissen.
    »Wir müssen zu einem Arzt«, sagt er bestimmt. »Du hast Schmerzen, kannst kaum auftreten und blutest. Den nächsten Zug würdest du sowieso nur schaffen, wenn wir jetzt losrennen. Außerdem: Schau mal zum Himmel. Da kommt, glaube ich, gleich ein großes Gewitter. Wir werden nass bis auf die Knochen.«
    Sie windet sich aus seinen Armen, will aufstehen. »John, ich will diesen Zug bekommen. Ich will zu Clara.«
    Im selben Moment sinkt sie jedoch wieder zurück auf den Bürgersteig.
    »Mein Bein … es fühlt sich an, als wäre es … dick geschwollen«, stöhnt sie und John hört, dass ihr das Sprechen schon schwerfällt. Dann rührt Isabella sich eine Weile nicht.
    »Wenn wir zum Arzt gehen, komme ich niemals zu Clara. Ich gehe einfach in Paris zum Doktor. Zusammen mit meiner Schwester«, flüstert sie schließlich.
    »Dann ruf sie doch an. Hier um die Ecke ist eine Telefonzelle«, sagt John aufgeregt. Er weiß nicht, was er sonst tun soll. Sie brauchen Hilfe, das ist ihm klar. »Ruf Clara an oder deine Mutter.«
    Vorsichtig hilft er Isabella auf die Beine.
    »Das ist doch alles nur Pech«, schimpft Isabella.
    Sie versucht ein paar Schritte zu gehen. Aber knickt immer wieder ein. Schließlich hebt John sie hoch. Er trägt sie bis zur Telefonzelle, bis dahin sind es nur wenige Meter. Für einen kurzen Moment schließt er die Augen und atmet ihren Geruch ein. Dabei merkt er, wie heiß ihre Haut ist. Vorsichtig stellt er sie wieder auf die Beine, bleibt aber neben ihr stehen, damit sie nicht umkippt.
    Isabella tippt Claras Nummer ein. Es klingelt nur zweimal, dann ist Clara schon am Apparat. Als Isabella ihre Stimme hört, kommen ihr mit einem Mal die Tränen. »Clara, ich bin es, Isabella«, schluchzt sie ins Telefon.
    »Mensch, Isabella! Endlich! Wo steckst du? Astrid ruft mich ständig an, ob du endlich bei mir angekommen bist. Sie macht sich Sorgen. Was tust du in Saarbrücken und mit wem bist du da? Tut er dir etwas? Bedrängt oder bedroht er dich? Sag was!«
    Claras Stimme ist so laut, dass John jedes Wort versteht.
    Trotz ihrer Tränen muss Isabella lachen. »Keine Panik, Clara. Ich bin mit John hier. Er ist nett und er bedroht mich ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil, er kümmert sich total lieb um mich. Wir mussten doch erst seine Schwester besuchen. Und jetzt komme ich …« Isabella kann den Satz nicht zu Ende sprechen. Der Hörer fällt ihr aus der Hand und John fängt sie in letzter Sekunde auf.
    Danach schnappt er sich den Hörer. »Clara?«, ruft er verzweifelt. »Hier ist John. Was soll ich tun? Isabella geht es schlecht. Sie ist verletzt. Bis zum Bahnhof schafft sie es nicht. Sie muss zum Arzt. Ich glaub … ich glaub, sie wird ohnmächtig.«
    »Ohnmächtig?«, hört er Claras atemlose Stimme. Sie stockt kurz, aber fängt sich schnell wieder. »Dann muss sie sofort in die Notaufnahme, wenn sie solche Schmerzen hat … Also, du wählst die 112 und rufst einen Krankenwagen. Sofort. Versprichst du mir das?«
    »Ja«, murmelt John.
    »Und tu mir noch einen Gefallen, John. Wenn Isabella im Krankenhaus ist, ruf sofort diese Handynummer an.« Sie diktiert ihm eine Nummer. John kramt nach einem Stift und schreibt sie sich auf den Arm. »Dort erreichst du Isabellas Mutter. Sie müsste in ein paar Stunden in Saarbrücken sein. Du musst ihr sagen, in welchem Krankenhaus Isabella ist.« Clara spricht jetzt deutlich und ruhig, auch als sie fordert: »Jetzt ruf die 112 an! Ich sag Astrid Bescheid.« Clara legt auf.
    Draußen hat es inzwischen angefangen zu stürmen. Blitze zucken und Donnergrollen klingt in der

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