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Wir sind die Nacht

Wir sind die Nacht

Titel: Wir sind die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hohlbein Wolfgang
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wieder an den Russen. »Hallo, Stepan«, sagte sie. »Wenn das keine Überraschung ist! Du hättest anrufen sollen, dann wären wir zusammen schwimmen gegangen.«

    Stepan streifte sie mit einem flüchtigen Blick, musterte Lena dafür aber umso aufmerksamer. Seine Augen waren so durchdringend wie die Louises, aber auf eine viel unangenehmere Art. »Hübsch«, sagte er. »Aber du hattest ja schon immer einen guten Geschmack. Eine neue Eroberung für deinen Harem?«
    »Was willst du, Stepan?«, fragte Louise kalt. »Ich dachte, wir wären uns einig.«
    »Sobald ich zurückhabe, was mir abhandengekommen ist«, antwortete Stepan.
    »Einer deiner Männer?«
    Stepan verzog nur flüchtig die Lippen. »Pjotr. Wo ist er? Hast du ihn umgebracht?«
    »Er hätte Marcus nicht töten sollen«, sagte Louise ruhig. »Das war wirklich nicht nett. Nora hat ihn gemocht.«
    »Wie unangenehm«, seufzte Stepan. »Dann ist es jetzt wohl für eine Weile aus mit euren kleinen Badeausflügen? Das tut mir leid. Ich weiß, wie viel euch diese Momente bedeutet haben … Aber wenn die Polizei erst einmal anfängt herumzuschnüffeln und möglicherweise eine Verbindung zwischen dem armen Kerl und einer gewissen Club-Besitzerin herstellt … nicht auszudenken. Ja, das kann wirklich unangenehm werden. Dabei ist mir gar nicht daran gelegen, dir Schwierigkeiten zu machen.«
    »Was willst du dann?«
    Stepan hob nur die Schultern, und ein zweiter Strigoi trat hinter ihm aus dem Schatten eines Betonpfeilers. Er war deutlich jünger als Stepan - vielleicht dreißig, wenn überhaupt - und trug keinen Maßanzug, sondern Jeans, Turnschuhe und eine Designer-Lederjacke. Außerdem kannte Lena ihn. Es war erst ein paar Tage her, da hatte sie ihm in CHARLOTTES CLUB die Brieftasche geklaut.
    »Ich glaube, ihr kennt euch noch nicht«, sagte Stepan. »Das ist Anton, mein Sohn.«

    Sein Sohn?
    Nicht nur Lena war überrascht.
    »Hallo, Kleines«, sagte Anton feixend. »Schön, dich wiederzusehen.«
    Stepan sah mit milder Überraschung von ihr zu ihm und wieder zurück. »Ihr kennt euch?«
    »Flüchtig«, sagte der jüngere Vampir. »Aber was nicht ist, kann ja noch werden.«
    Lena biss sich auf die Unterlippe, um nichts zu sagen. Zwei Vampire? Wie viele davon gab es denn noch? Louise hatte doch behauptet, es gäbe nur noch weibliche Vampire!
    »Was willst du, Stepan?«, fragte Louise noch einmal.
    »Wie gesagt, ich hätte gern mein Eigentum zurück.« Stepan deutete auf Lena. »Ich nehme an, das ist die Kleine, die Iwan die Brieftasche abgenommen hat?« Lena wollte antworten, aber Stepan schnitt ihr mit einer unwilligen Geste das Wort ab. »Keine Angst, ich nehme es dir nicht übel. Wenn dieser Idiot sich von einer kleinen Taschendiebin beklauen lässt, dann hat er es nicht besser verdient. Ich nehm’s dir nicht mal übel, dass du ihn umgebracht hast … hat er sich genauso selbst zuzuschreiben. Und wenn du es nicht getan hättest, dann hätte wahrscheinlich ich ihn umgelegt, weil er so dämlich war, dass Codebuch mit sich rumzutragen. Du erinnerst dich?«
    Lena sah ihn nur fragend an.
    »Ein kleines Büchlein mit einer Menge verschlüsselter Informationen, die besser nicht in falsche Hände fallen«, sagte Anton. »Jetzt erzähl mir nicht, du hättest die Brieftasche nicht durchsucht.«
    »Ich habe sie nicht mehr«, sagte Lena.
    »Ja, ich glaube ich dir das sogar«, sagte Stepan. »Aber noch haben wir sie nicht zurück. Ich hoffe, du kommst nicht auf irgendwelche dummen Ideen, Mädchen. Louise und ich werden
wahrscheinlich nie wieder Freunde, aber wir respektieren einander. Sie mischt sich nicht in meine Geschäfte, und ich mich nicht in ihre. Bisher funktioniert das ganz gut.«
    »Und das wird es auch weiter«, sagte Louise. Täuschte sich Lena, oder klang sie ein bisschen nervös? »Wir haben kein Interesse daran, dir Schwierigkeiten zu bereiten. Sucht diesen bescheuerten Bewährungshelfer … oder soll ich das für dich erledigen?«
    »Ich denke, das schaffen wir schon«, sagte Stepan.
    »Wahrscheinlich müssen wir sowieso nur abwarten, bis sich dieser Idiot bei uns meldet und uns das Buch verkaufen will«, sagte Anton.
    »Dann sind wir uns ja einig«, sagte Stepan. Sein Blick ließ Lena nicht los.
    »Du wirst sie in Ruhe lassen, Stepan«, sagte Louise gefährlich leise. »Wenn du Probleme hast, diesen Kerl zu finden, erledigen wir das für dich. Aber lass die Finger von Lena! Sie gehört zu uns.«
    »Du meinst, sie gehört dir«, feixte Anton. Sein Vater schenkte

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