Wir sind nicht schwul (German Edition)
Konzert in einem tiefgründigen Massengekuschel endet. Renji bedankt sich noch einmal selbst bei seinen Fans, lässt sie wissen, dass er sie vermissen wird und sie immer in seinem Herzen sein werden. Er hatte eine wunderschöne Zeit mit ihnen und seinen besten Freunden, den Bandmitgliedern.
Es folgt noch eine Zugabe, ehe sie schweißgebadet die Bühne verlassen. Die Fans hören wir noch lange kreischen, schluchzen, heulen und verzweifelt wehklagen.
Ich kann sie gut verstehen. Ihnen wurde gerade die Tatsache, dass sie Renji heute zum letzten Mal live gesehen haben, auf einem goldenen Tablett serviert.
Backstage warten bereits die Mitarbeiter mit frischen T-Shirts und Handtüchern auf uns. So schnell kann ich gar nicht schauen, wird jedem das Oberteil aus- und ein frisches T-Shirt übergezogen und das, obwohl keiner von ihnen stehen bleibt, sondern im Raum herum rennt und sich irgendwo fallen lässt. Uchin legt sich sogar auf den Boden und rollt sich ein, während ihm eine Mitarbeiterin den Kopf mit einem Handtuch abrubbelt.
Auch mir reicht man ein Handtuch, mit dem ich mir das Gesicht abwische.
In einem Moment herrschte noch angespanntes Schweigen und im nächsten fängt Asuka an zu lachen und alle Anwesenden stimmen ein. „Das hat rein gehauen.“
„Oh ja, ich bin definitiv gestorben“, füge ich verschmitzt an, woraufhin die Jungs in ernsthaft glückliches Gelächter ausbrechen.
„Jopp, gute Arbeit, Jungs“, lobt Yuoi seine Truppe, einschließlich der Mitarbeiter und Showdancer. Viel Zeit bleibt uns nicht. Kaum, dass wir das Zeichen bekommen, dass alle Fans den Saal geräumt haben, wuseln die ersten Angestellten hinaus, um alles wieder ab zu bauen.
Die Chance für den Rest, die Duschen aufzusuchen.
Und erst als ich das warme, prickelnde Wasser auf meiner prickelnden und angespannten Haut fühle, wird mir so richtig klar, was es bedeutet, dass Renji geht.
Was ist Gadeshi noch, wenn er geht? Er ist ein fixes Mitglied und gehört dazu, wie jeder andere auch.
Wer wird ihn ersetzen? Wird man den Neuen genauso anerkennen? Ich kann die Probleme jetzt schon riechen.
Und dann wäre da noch: Wie lange hat Renji noch zu leben? – Wenn es überhaupt so dramatisch ist.
Abgeschminkt, gewaschen und somit durch und durch sauber, geselle ich mich mit Yuoi zu den anderen. Der Tourbus ist bereits beladen und wartet nur noch auf seine Passagiere, die großteils davor stehen und rauchen, lachen und tratschen. Ich komme mir vor, als wäre ich in Trance, als ich mich dazu stelle, dicht neben Yuoi parke und Renji mit meinen Blicken taxiere. Viel bekomme ich vom Gespräch nicht mit, Yuoi fragt mich zwischendurch, wie es mir geht und wie es mir gefallen hat, meinte aber, dass ich es ihm später sagen soll, weil schon alle ziemlich k.o. sind.
Schläfrig starre ich aus dem Fenster. Yuois schläft leise schnarchend an meinr Schulter.
Der Plan sieht vor, dass wir von Tokyo weiter nach Kawasaki, Yokohama, wo uns GierO kurz besuchen wird, Shizuoka, Hamamatsu, Nagoya, Osaka, Kobe, Okayama fahren. Ein Flugzeug wird uns dann nach Tokushima und Takamatsu bringen, bevor es weiter nach Kitakyūshū, Fukuoka, Saga, Kumamoto, Kagoshima, Oita und wieder zurück nach Tokyo geht, wo das letzte Konzert im Budokan stattfinden wird. Achtzehn Konzerte in zwanzig Tagen. Das wird ziemlich hart. Viel Zeit zum Spielen bleibt uns da nicht. Sie meinten, dass es zeitweise so stressig werden wird, dass wir vielleicht früher auf das Flugzeug umsteigen müssen, aber das würden sie zu gegebener Zeit schon sehen. Ähm okay, wenn sie meinen, dass das so einfach geht, dann will ich das mal glauben.
Die Jungs haben mir außerdem erklärt, dass schon länger feststand, dass dies Renjis letzte Tour ist, um wieder auf das Thema zurückzukommen, das mich am meisten schlaucht. Eine Tour, mit der sie ihn gebührend verabschieden wollen. Sie haben mir sogar gesagt, was er für eine Krankheit hat, ich habe nur leider keinen blassen Dunst, wie sie auf Deutsch heißt. Ich vermute allerdings, dass es eine Krebsart ist.
Er hat tatsächlich nicht mehr lange zu leben.
Auf meine Frage hin, wieso er sich in seiner verbleibenden Zeit nicht noch all seine Wünsche erfüllt, antwortete er schlicht, dass es für ihn nie ein größeres Glück gab, als mit Gadeshi zusammen zu arbeiten. Diese Tour ist das beste Abschiedsgeschenk, das sie ihm haben machen können, denn er ist mit all den Menschen zusammen, die ihm am wichtigsten sind. Ob seine Freundin überhaupt weiß,
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