Wir sind nicht schwul (German Edition)
kann das einfach nicht.“ Dieses Mal drücke ich ihn kräftig von mir weg und dränge mich an ihm vorbei. „Es ist spät, wir sollten schlafen …“, murmle ich noch und reibe mir immer wieder über das Gesicht, bevor ich schnell im Zimmer verschwinde.
Einfach so.
Leise husche ich in mein Bett, mummle mich in die Decke ein und drücke mir den Polster auf die Ohren. Trotzdem kann ich hören, wie Yuoi wenig später ebenfalls ins Zimmer kommt und sich schlafen legt.
Heftig.
Ich will erst gar nicht wissen, wie es morgen weiter gehen soll, ohne dass dabei jemand zu Schaden kommt.
Hilfe!
A m nächsten Morgen sieht die Welt schon wieder vollkommen anders aus.
Um sechs Uhr krache ich mit dem Kopf gegen Akios Brust, der sich an mein Bett gesetzt hatte, um mich zu wecken. Das hat mich so erschrocken, dass ich reagiert habe, bevor mein Gehirn aus dem Halbschlaf erwachen konnte. Eigentlich hatte ich gedacht, gar nicht geschlafen zu haben, nur ist das gar nicht möglich, wenn ich bedenke, dass ich anfangs nicht bemerkt habe, wie sich Akio zu mir gesellt hat. Tapfer verzieht Akio die Augenbrauen.
„‘tschuldige.“ Murmle ich, weil ich vor Schreck nach ihm geschlagen habe.
„Wir fahren in einer halben Stunde weiter. Sieh zu, dass du rechtzeitig unten stehst, okay?“ Dann beugt er sich zu mir herunter und flüstert: „Komm Yuoi nicht zu nahe. Der hat ‘ne scheiß Laune.“ Das muss er mir nicht zweimal sagen.
Yuoi sitzt auf dem Bett und zieht sich um. Zwischendurch reibt er sich immer wieder über das Gesicht und streicht sich durchs Haar.
Schnell ziehe ich mich um, putze meine Zähne und husche aus dem Zimmer, ohne Yuoi großartig zu beachten.
Im Auto müssen wir eine viertel Stunde auf Yuoi warten, bis er endlich angetorkelt kommt und sich zwischen mich und Asuka drängt. Die Allgemeinheit vermeidet es, ihn anzusprechen. Kaum losgefahren, flauscht er sich an Asukas Schulter und setzt sein Schläfchen fort. Renji, der uns gegenüber sitzt, schüttelt ungläubig den Kopf.
„Hat der gestern nicht geschlafen? Gibt’s doch nicht.“
Seine miese Laune legt sich wie immer verhältnismäßig schnell. Renji fischt unter der Sitzbank eine Decke hervor und legt sie Yuoi um die Schultern, der sie sofort noch enger um sich schlingt.
Draußen wird es langsam hell und trotzdem folgen wir Yuois Beispiel und schlafen eine Runde. Die Fenster des Tourwagens sind abgedunkelt und Renji zieht zusätzlich die Vorhänge zu. Keine Ahnung, wie lange wir fahren werden, bis wir in Kawasaki ankommen.
Das kleine Nickerchen bewirkt ganze Wunder.
Gegen Mittag dürften wir bereits bei der Veranstaltungshalle angekommen sein. Wir sechs dösen gemächlich im Auto weiter, während das Team fleißig aufbaut.
Am Nachmittag krabbelt die Band nach und nach aus dem Auto und vertritt sich die Beine, bevor wir etwas Gymnastik betreiben, um uns für den Abend warm zu machen und damit wir uns nicht mehr so schlapp fühlen. Danach geht es Yuoi schon viel. Er verhält sich vollkommen normal, sofern man seinen Charakter als normal bezeichnen kann, und redet mit jedem, sogar mit mir. In keinster Weise auffallend und ich frage mich wirklich, ob ich mir das von letzter Nacht nicht nur eingebildet habe.
Bis zum Konzert hat er wieder beste Laune und hält das gesamte Team auf Trab. Mit Asuka führt er im Flur sogar ein Freudentänzchen auf, was Renji beinahe an den Rand des Wahnsinns treibt, weil sie dabei gegen den Wasserspender krachen, der nach diesem unglücklichen Zusammenstoß nicht mehr zu spucken aufhören will.
Auch während der Show verläuft alles ganz normal.
Die einzige Abweichung hat Ukage verursacht, der gen Ende sein Handy aus der Hosentasche zieht um das Publikum zu filmen, das seinen Heidenspaß daran hat, wild vor der Handykamera herum zu hüpfen und zu kreischen. „Sagt doch mal ‚Hallo‘ zu den Fans da draußen, die jetzt nicht dabei sein können.“
„Hallo!!!“, folgt die sofortige Antwort, neben den zahlreichen Ausrufen, dass Gadeshi die besten seien und sie Renji furchtbar vermissen werden.
Kaum hat Yuoi bekannt gegeben, dass sie Renji verlassen wird, tauchen die ersten Gerüchte auf, wieso dem so ist. Der Großteil ist der Meinung, dass sie sich gestritten haben und Renji die Band deshalb verlassen will. Andere, kleinere Quellen, behaupten ja, dass ihm klar geworden sein muss, dass die Band nichts für ihn ist und er als Solokünstler viel weiter kommen könnte. Ich frage mich, wie die zu solchen Schlüssen kommen.
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