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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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»kann ich dir irgendwann mal ein paar Sachen beibringen.«
    »Klar«, antwortete ich. »Das wäre super.«
    Dann fiel mir ein, dass er seine Geschichte gar nicht zu Ende erzählt hatte. »Und, hast du es diesem Saison-Wichtigtuer mal richtig gezeigt?«, wollte ich wissen.
    »Hatte keine Gelegenheit«, erwiderte er. »Dieses Jahr ist er zu Hause geblieben.«
    Als wir uns dem Kai näherten, frischte der Wind auf. Die Luft war kühl und feucht und schmeckte leicht nach Fisch. Gav deutete nach vorn auf eine Reihe Lagerhallen, die im Winter dazu dienten, die Ausrüstung der Fischer aufzubewahren. Auch wenn sie nicht gerade im besten Zustand zu sein schienen, hatte Gav wahrscheinlich recht, wenn er annahm, dass die Lebensmittel hier sicherer waren als im Supermarkt. Die Farbe mochte vielleicht schon abblättern, und die Holzverkleidung hatte Risse, aber die Hallen hatten nur ein paar kleine Fenster und große stabile Tore.
    Der Lieferwagen, den ich beim Supermarkt gesehen hatte, parkte dahinter. Im Führerhaus saß eine dunkelhaarige Gestalt und hatte den Kopf über einen Notizblock gebeugt.
    »Hey, Warren!«, rief Gav und zeigte mit dem Daumen auf mich, als der Junge den Kopf hob. »Das ist Kaelyn.«
    Warren kletterte aus dem Führerhaus, klemmte sich den Block unter den Arm und schüttelte mir die Hand, als befänden wir uns bei einem Geschäftstermin. Er war größer und breitschultriger als Gav, wirkte jedoch gleichzeitig sanfter, eher der Typ Pandabär als der Typ Grizzly. Auch seine Stimme war ganz sanft.
    »Freut mich, dich kennenzulernen«, begrüßte er mich.
    »Aktualisierst du gerade die Tabellen?«, erkundigte sich Gav und erklärte mir dann: »Wir wollen heute Nachmittag wieder eine Runde machen.«
    Warren nickte, und das Haar fiel ihm in die Augen, während er uns den Block zeigte, auf dem er verschiedene Einträge gemacht hatte. Er bestand aus Millimeterpapier, auf dem Daten und Adressen in eine Tabelle eingetragen waren, die einzelnen Kästchen entweder durchgestrichen oder mit Häkchen versehen. Daneben in einer zierlichen Handschrift Notizen wie 4 -mal Suppe, 1  Dose Erbsen oder in einer Woche wieder melden.
    »Ich habe alle Häuser gestrichen, bei denen wir es die letzten dreimal versucht haben und niemand aufgemacht hat«, sagte er. »Das müsste uns Zeit sparen.«
    »Wow«, bemerkte ich und blickte von ihm zu Gav. »Ihr seid ja wirklich voll durchorganisiert.« Es schien, als hätten sie bessere Arbeit dabei geleistet rauszufinden, wer noch auf der Insel war und wer was brauchte, als ich mit meiner offiziellen Telefonliste.
    »Warren war derjenige, der das Ganze aufgezogen hat«, sagte Gav mit dem gleichen Lächeln, mit dem er mich zuvor angesehen hatte. »Ich bin zwar der mit den Ideen, aber er hat den Grips dazu, sie auch umzusetzen.«
    »Jetzt mach aber mal halblang, Ideen haben schließlich auch was mit Grips zu tun«, erwiderte Warren und zog die Augenbrauen hoch. Aber seine Wangen waren wegen des Kompliments doch ein bisschen rot geworden.
    Als ich mit den beiden, die sich an die Seite des Lieferwagens lehnten, da im Sonnenlicht stand, kam es mir einen Moment lang so vor, als wäre alles in Ordnung. Wir würden auch ohne die Hilfe der Regierung auskommen. Wir konnten selbst für uns sorgen und diese Epidemie prima durchstehen. Auch wenn unsere heldenhaften Retter nur ein Trupp Jungs waren, die ihre Freizeit normalerweise damit zubrachten, sich neue Methoden auszudenken, wie man sich am besten gegenseitig k.o. schlägt.
    »Okay«, sagte ich. »Dann wollen wir mal ein bisschen Sprit für euch besorgen. Könnt ihr den Lieferwagen und die anderen Fahrzeuge rüber zur Tankstelle bringen, so ungefähr in einer Stunde?«
    Die Zapfsäulen funktionierten, genau wie Mom gesagt hatte. Warren fuhr mit dem Lieferwagen vor, während Gav und einige seiner Freunde mit PKWs auftauchten, und ich sah durch das Fenster des Cafés dabei zu, wie sie die Fahrzeuge volltankten. Als Gav zu mir herüberkam, um sich zu bedanken, sorgte ich dafür, dass er ein paar von unseren Schutzmasken mitnahm.
    Dann zogen sie los, um das Essen zu den verzweifelten Menschen zu bringen, und ich machte mich auf den Heimweg.
    Als ich dort ankam, klappte ich Merediths Liege zusammen, zog meine kleine Cousine in mein Zimmer und stellte irgendwelche Musik zum Tanzen an, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört hatte. Denn wie sollen wir durchhalten, wenn wir nicht das feiern, was gut läuft?

18. Oktober
    Heute wird nicht getanzt.

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