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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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oben eingesperrt war«, schnaubte sie. »Ich verstehe nicht, wie aus meiner Tochter eine so gefühllose Person werden konnte. Mit dir zu reden hat mich in den letzten Jahren fast den letzten Nerv gekostet. Du denkst doch sowieso, es wäre besser, wenn ich sterbe und dich nie wieder belästige, stimmt’s?«
    Die Tränen schossen mir in die Augen, und mein Plan, ruhig zu bleiben, war auf einmal völlig dahin. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie so etwas sagte, auch nicht jetzt, auch nicht in krankem Zustand. »Natürlich nicht, Mom«, erwiderte ich. »Ich will, dass du gesund wirst.«
    »Ich habe immer versucht, geduldig zu sein«, antwortete sie und schüttelte den Kopf. »Ich habe versucht, dir deine Freiheiten zu lassen. Und das ist der Dank dafür: ›Mom, geh rauf in dein Zimmer und lass mich in Ruhe.‹«
    »Das hab ich überhaupt nicht gesagt«, setzte ich an, doch dann richtete sie ihren Blick auf das Wohnzimmer, und ich geriet in Panik. Ich schob mich vor sie und versuchte, sie in eine andere Richtung zu lenken. »Dann lass uns doch in den Garten gehen«, schlug ich vor. »Ein bisschen frische Luft wird dir guttun.«
    Womöglich hätte sie sich einfach an mir vorbeigedrängt, wäre sie nicht in dem Moment von einem Hustenanfall geschüttelt worden. Ich wischte mir schnell die Tränen aus den Augen und manövrierte sie dann, meine Hand auf ihrem Rücken, vorsichtig ans andere Ende des Hauses. »Alles wird gut«, beruhigte ich sie. »Dad kommt bald nach Hause und bringt noch ein paar Medikamente mit, mit denen du dich besser fühlen wirst.«
    »Ich will nichts mehr von seinen Medikamenten«, antwortete sie heiser. »Die helfen sowieso nicht. Warum ist er eigentlich nicht hier? Ich will mit ihm reden. Ist er im Krankenhaus? Ich werde ihn holen.«
    Noch bevor ich sie aufhalten konnte, drängelte sie sich an mir vorbei. Doch gerade als sie in den Flur kam, ich im Eilschritt hinter ihr her, trat Dad zur Haustür herein.
    »Gordon!«, rief sie und warf sich ihm in die Arme, genauso, wie sie es bei mir ein paar Minuten zuvor getan hatte.
    »Sieh mal, Grace, ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte er liebevoll, aber seine Stimme zitterte ein wenig.
    Als er sie kurz darauf zur Treppe geleitete, hörte ich sie flüstern: »Ich hab ja solche Angst.«
    Ich weiß nicht, was er ihr noch alles gesagt hat, um sie wieder in ihr Zimmer zu kriegen, doch in dem Moment, als ich die Tür ins Schloss fallen hörte, stürzte ich hinauf ins Bad und sprang samt Klamotten unter die Dusche. Sobald das Wasser dampfend heiß war, rieb ich mich überall mit Seife ein, streifte anschließend die nassen Kleider ab und seifte mich ein zweites Mal ein. Und dann, nachdem ich außer der Innenseite meines Mundes und den Unterseiten meiner Lider jeden Zentimeter meines Körpers abgeschrubbt hatte, begann ich wirklich zu weinen.
    Das erste Mal seit einer Woche fasse ich meine Mutter wieder an, und es versetzt mich in helle Panik. So verkorkst ist mein Leben zurzeit.
    Dad sagt, das Virus setzt bei den Leuten die Hemmschwelle herunter. Ob die Dinge, die sie ohne ihre Hemmschwelle sagen, zwangsläufig wahr sind, darüber hat er nichts gesagt. Ich meine, Mom will doch sicher nicht wirklich, dass das Haus abbrennt, oder? Also ist sie doch auch nicht wirklich so wütend auf mich? Zugegeben, ich hab nicht mal die Hälfte von dem, was ich durchgemacht habe, seit wir aus Toronto hierhergezogen sind, mit ihr besprochen. Ich habe mir nie anmerken lassen, dass ich einsam war oder wie schwer es mir fiel, mich einzugewöhnen, oder dass ich Streit mit dir hatte, Leo. Aber zeig mir mal das Mädchen im Teenageralter, das keine Geheimnisse vor seiner Mutter hat. Das ist nicht fair. Wie kann sie nur von mir erwarten, dass ich ihr alles erzähle?
    Wie kann sie nur glauben, ich wollte, dass sie stirbt?

19. Oktober
    Dad hat ein neues Schloss an der Schlafzimmertür angebracht. Gestern Abend hat er Mom etwas gegeben, damit sie schlafen kann, aber heute hat sie den ganzen Tag lang am Türknauf gerüttelt und uns einen nach dem anderen gerufen und gebettelt, irgendwer möge sie rauslassen oder wenigstens zu ihr reinkommen und mit ihr reden. Einmal hat Meredith tatsächlich versucht, die Tür aufzumachen. Zum Glück hat Dad den Schlüssel behalten, um sicherzugehen, dass niemand das tut.
    »Aber sie klingt doch so traurig«, sagte Meredith, als ich sie erwischte.
    »Ich weiß«, antwortete ich. »Aber sie ist sehr krank, und es ist für uns alle sicherer, wenn sie

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