Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
Vom Netzwerk:
hinaus. Ich stoppte nur eine Sekunde, um Quentin meinen Fuß, so fest ich konnte, vors Schienbein zu rammen. Ich hoffte, das würde ihn etwas aufhalten, falls er uns nachjagte.
    Draußen auf dem Gehweg wurde mir plötzlich klar, dass ich keine Ahnung hatte, wohin wir überhaupt laufen sollten. Gav war noch immer nicht mit dem Auto zurück. Ich schnappte mir Merediths Hand und zog sie in Richtung Tankstelle. Hinter uns stieß Quentin die Tür des Spielzeuggeschäfts auf und murmelte irgendetwas vor sich hin.
    Dann ertönte das Brummen eines Motors hinter der nächsten Ecke.
    Ich glaube, zuerst sah Gav nur uns beide, so vollkommen in Panik. Er stoppte den Wagen mitten auf der Straße und sprang heraus. Dann bemerkte er Quentin. Sie taxierten sich aus ungefähr sechs Metern Entfernung, während Quentin sich das Bein hielt, das ich getreten hatte. Ihm standen die Tränen in den geröteten Augen. Gav sah ihn todernst an und ballte die Fäuste seitlich am Körper. Er machte einen Schritt vorwärts.
    Quentin schwankte einen Moment, drehte sich dann um und rannte davon.
    Ich hatte ganz weiche Knie und musste mich erst einmal auf den Bordstein setzen. Die Brust tat mir weh, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen, obwohl ich mich nur eine Querstraße von dem Spielzeugladen entfernt hatte. Meredith klammerte sich an mich. Ihr Arielle-Kostüm raschelte, als ich meinen Arm um sie legte.
    »Geht es euch gut?«, erkundigte sich Gav. »Allen beiden?« Er kam zu uns herüber und schaute Quentin hinterher, wobei sich seine Fäuste öffneten und wieder schlossen, als ob er nicht recht wüsste, was er damit anfangen sollte.
    »Ja«, erwiderte ich. »Mir schon. Wie geht’s deinem Arm, Meredith?«
    »Er tut ein bisschen weh«, antwortete sie.
    »Na, dann ist es ja gut, dass du ihm auch so richtig weh getan hast«, antwortete ich ihr. »Du warst großartig.«
    »Wirklich?«, fragte sie und ging so weit auf Abstand, dass sie mir in die Augen sehen konnte.
    »Auf jeden Fall«, sagte ich, und sie lächelte ein wenig. Ich atmete tief durch. Dass unser kleiner Ausflug auf so schreckliche Weise endete, war wirklich nicht meine Absicht gewesen.
    »Also gut«, sagte ich dann. »Den Bösewicht hätten wir jetzt schon mal erledigt. Nun musst du dir deine wohlverdiente Belohnung abholen. Wie wär’s jetzt mit den fünf Spielsachen, die ich dir versprochen habe?«
    »Darf ich die immer noch nehmen?«, fragte sie.
    »Natürlich«, erwiderte ich. »Und am besten suchst du die Sachen für die Waisenkinder gleich mit aus. Ich bin mir sicher, dass du die allerbeste Wahl triffst.«
    »Einverstanden«, sagte sie. Ich stupste sie sanft in Richtung des Ladens, und sie lief los. Kaum war sie sicher darin verschwunden, ließ ich den Kopf in die Hände sinken. Der Wind zerzauste mein Haar, doch in diesem Moment fühlte sich die kühle Brise angenehm an.
    Gav setzte sich zu mir, und ich begann zu sprechen, bevor er überhaupt den Mund richtig aufmachen konnte.
    »Falls du mir jetzt erzählen willst, das wäre alles deine Schuld gewesen, weil du uns für einen Moment alleine gelassen hast«, sagte ich und blickte ihn von der Seite an, »dann verpasse ich dir einen genauso harten Tritt wie Quentin eben.«
    Er machte den Mund zu und duckte sich, als überdenke er seine Optionen.
    »Wohin genau hast du ihn denn getreten?«, fragte er dann.
    »Vors Schienbein«, antwortete ich, »wie du es mir gezeigt hast.«
    »Hmmm«, erwiderte er. »Gestattest du mir die Bemerkung, dass ich mir wünschte, du hättest sein Schienbein in tausend Stücke gebrochen und den Rest von ihm gleich mit?«
    »Ja«, sagte ich und hob den Kopf. »Ich glaube, das ist unter diesen Umständen zulässig.«
    Im selben Augenblick brachen wir beide in lautes Gelächter aus. Keine Ahnung, ob wir einfach Spannung abbauten oder die restliche Panik rausließen oder sonst irgendwas. Es tat jedenfalls gut, auch wenn es im Grunde wirklich nichts zum Lachen gab.
    Dann beugte Gav sich zu mir herüber, strich mir mit den Fingern seitlich übers Gesicht und küsste mich.
    Es war kein langer Kuss. Ich hatte kaum Zeit zu reagieren. Er war irgendwie entschlossen und zärtlich zugleich, den Geschmack des Tees, den wir bei Tessa getrunken hatten, noch auf den Lippen, während seine Hand auf meiner Wange verweilte.
    Mein Herz pochte plötzlich in einem ganz neuen Rhythmus. Ich wollte am liebsten, dass er gar nicht mehr aufhörte.
    Aber er tat es doch. Seine Hand glitt von meinem Gesicht hinab auf meinen

Weitere Kostenlose Bücher