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Wir sollen sterben wollen Todes Helfer Ueber den Selbstmord - Warum die Mitwirkung am Suizid verboten werden muss Warum der Staat mit dem neuen Paragraphen 217 StGB die Mitwirkung am Suizid foerdern will

Wir sollen sterben wollen Todes Helfer Ueber den Selbstmord - Warum die Mitwirkung am Suizid verboten werden muss Warum der Staat mit dem neuen Paragraphen 217 StGB die Mitwirkung am Suizid foerdern will

Titel: Wir sollen sterben wollen Todes Helfer Ueber den Selbstmord - Warum die Mitwirkung am Suizid verboten werden muss Warum der Staat mit dem neuen Paragraphen 217 StGB die Mitwirkung am Suizid foerdern will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krause Landt Axel W Bauer
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gehen nur voraus. Aber das Eine ist doch gewiß, daß wir das Leben, die Erde und das etwa mögliche Unausdenkbare nicht geschaffen haben. Und wenn es eine »Sicherheit« gegeben hat auf Erden, und Leben und Tun und Leiden bis zu dieser Stunde uns möglich waren, so gerade wohl deshalb, weil wir nicht Urheber sind, weil wir selbst nicht tragen und steuern. Wir haben uns Gegebenem hingegeben, mag es in Vertrauen gewesen sein oder in Furcht und Zittern. In einer Wirklichkeit, die um vieles mächtiger war als wir, so rätselhaft sie auch gewesen ist, waren wir eingeschlossen. Nun aber stellen wir uns gegen sie, machen wir mit ihr ein Ende. Wir wagen den Sprung von der Mauer. Wo stürzen wir hin, wer wird uns auffangen? Welcher Macht werden wir, können wir verfallen? Wir sollten die Tatsache ausdenken, daß bisher unser Dasein ein Getragensein war – wenn vielleicht auch ein Getragensein schrecklicher Art – und die Anderen sich weiter tragen lassen und daß in dieser Wahrheit vom Überantwortetsein doch noch eine Festigkeit, ein Trost möglich sind dem Unausdenkbaren gegenüber. Wo wir unmächtig sind, da ist Ergebung vielleicht die höchste Weisheit. Wir lösen uns, beginnen zu eilen und wissen nicht wohin. Das Unausdenkbare könnte tragbar sein, wenn wir ihm entgegengeführt werden, wie wir in dieses Leben geführt werden. Wir aber fordern das Unausdenkbare heraus. Wie wird es antworten? Wir meinen die Brücke zu betreten, die ins Freie führt. Brachen wir nicht vielmehr die Brücke ab, die einzige Möglichkeit des Vertrauens gegenüber dem Unbekannten und Unausweichlichen? Und könnte der Schrecken des Sturms nicht schwerer wiegen, als alle Qual der uns noch zugemessenen Zeit? Was uns in der Stunde der Verzweiflung das Herz umengt, daß wir meinen, nicht mehr atmen zu können, das wird morgen ein Traum sein, wie die Not ein Traum wurde für unzählige Andere, die sich ergaben; dann werden wir wieder vor dem Unbegreiflichen stehn, das uns jetzt zu zermalmen droht. Aber wir haben uns nicht dahin gedrängt, die Grenze nicht eigenmächtig überschritten; wir haben die Warnung, die das entsetzliche Wort »Mord« in einem jeden Falle ausspricht, nicht mißachtet. Wie wir dieses Leben nicht gewollt, seinen Anfang nicht getan haben, so haben wir dann auch das Ende nicht heraufgeführt, und um so verwirrender die Ungewißheit ist, um so eher werden wir Fassung und Mut finden in der Ergebung: wir nehmen an, was über uns beschlossen ist, und lassen uns führen, wo wir nicht führen können. Wir werden dann zum mindesten die Würde des Leidens und den Stolz haben, daß wir aushielten auf einem nicht gewählten Posten. Denn Leben und Sterben sind uns offenbar auferlegt; darin werden sich Gläubige und Ungläubige einig sein.
    Ist die Auferlegung sinnlos, so sind wir in Gefahr, von Schrecken zu Schrecken getrieben zu werden. Warum sollen wir auf der Erde dem Leid entfliehen, wenn es möglich ist, daß im Tode und jenseits des Todes uns größeres Leid erwartet? Das Leid der Erde ist uns zum wenigsten bekannt, und für das unbekannte Leiden könnte uns das Bewußtsein stärken, daß wir es nicht gerufen haben und ihm nicht ausweichen konnten. Denn der Schlaf, das Nichts sind unbewiesen. Wenn der »Prinz von Homburg« zweifelt an der Herrlichkeit des Jenseits, weil »das Auge modert, das diese Herrlichkeit erblicken soll«, müßten wir dann nicht auch am Schlafe zweifeln, weil das Auge modert, das sich im Tode schließt? Und wenn das Nichts kommt: wie werden wir es erfahren? Als welche Erfahrung wird es uns zerstören, in der »Sekunde«, die nicht mehr Zeit ist, die Ewigkeit sein könnte? »Schlaf«, auf das Jenseits angewendet, könnte ein lügnerisches Wort sein. Wir haben kein Recht, diesen Zustand ruhenden Lebens jenseits des Todes zu erwarten.
    Hat die Auferlegung aber einen Sinn, so könnten wir ihn nur in der Art finden, wie wir sie ertragen. Wir erfüllen ihn nicht, wenn wir ausweichen. Offenbar sollen wir etwas leisten. Und selbst wenn dies Geforderte nicht geleistet werden könnte, weil es über unsere Kräfte, ja über unsere Ehre, unsere Würde geht, so ist es doch offenbar, daß ein anderer Tod uns erwartet, als der, den wir uns jetzt bereiten wollen. Diesen anderen Tod zu erwarten, ist uns offenbar das Schwerste. Wir aber wollen diesen Tod, den Mord, zu dem wir uns entschließen, den anderen wollen wir nicht.
    Aber es ist der Charakter unseres Daseins, daß wir das Ungewollte vollziehen müssen, das ungewollte

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