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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Putenrouladen zu verwandeln. Das Rezept habe ich mir nach der Aktion mit dem Weinkunden schnell ein zweites Mal ausgedruckt. Ich bin ja noch skeptisch, aber das ist am Anfang immer so. Besser als andersherum.
    Von der Menge her reicht es auf jeden Fall für mich, Ines und den Hifi-Spinner, der eigentlich jeden Moment kommen müsste, damit wir wieder zusammen seine wunderbaren Schallplatten hören. Vanessa könnte auch noch mitessen, weil sie nur Spatzenportionen nimmt, aber sie kann leider nicht. Ich schäme mich, dass ich, während ich meine Handballen auf die Putenschnitzel presse, an ihre wunderbaren Füße denken muss.
    Eine halbe Stunde später sind die Mozzarella-Schinkenscheiben in dem angebratenen Fleisch eingerollt und im Backofen warmgestellt. Doch, sieht gut aus. Ich fasse mir ein Herz und schicke die SMS an Ines, bevor ich mich Soße und Reis widme. Also, Schalotten, Tomaten, Knoblauch. Bisschen Hitze wegnehmen… Es bimmelt. Ich springe mit drei schnellen Sätzen zur Tür.
    »Hallo, Ekkehart. Du machst es dir einfach gemütlich, ja? Ich muss schnell wieder an den Herd wegen der Soß…«
    »Hier, für euch.«
    Er hält mir ein Schächtelchen unter die Nase und strahlt mich an wie ein russisches Atomkraftwerk. Was zum Teufel ist da drin? Will er sich mit mir verloben? Ich mache es auf und spüre ein komisches Grummeln im Magen.
    »Hm, äh… was ist das?«
    »Eine neue Nadel für euren Technics.«
    »Ah… Verflixt, die Soße!«
    Um zurück zum Herd zu kommen, brauche ich sogar nur zwei Sätze.
    »Ich baue die gleich mal ein, wenn du erlaubst.«
    »Ja, ja, nur zu.«
    Gerade noch rechtzeitig. Kochen ist irgendwie gut für mich. So bin ich wenigstens nicht nur Unterwäscheverkäufer, missverstandener Jazz-Kenner und Haustier-Ersatz für Ines, sondern Unterwäscheverkäufer, missverstandener Jazz-Kenner und Haustier-Ersatz für Ines, der immerhin ab und zu ein vernünftiges Essen auf den Tisch zaubert. Ines lobt mich zwar selten, weil sie ihre beachtlichen verbalen Fähigkeiten ausschließlich auf dem Gebiet der Frechheit entfaltet, aber sie mag mein Essen, das merke ich auch so.
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich unser neues Hifi-Haustier mit dem Plattenspieler beschäftigt. Seine Hände bewegen sich sicher und souverän wie bei einem routinierten Feinmechaniker, aber gleichzeitig auch zärtlich wie die eines Romantikfilm-Hauptdarstellers in der Kurz-vor-dem-ersten-Sex-Szene.
    »Komm, wir hören uns das gleich mal an, wenn du erlaubst.«
    »Nur zu. Vielleicht die Tomorrow Is the Question! von Ornette Coleman?«
    »Nein, erst die von gestern, wie hieß der gleich wieder?… Bill Evans.«
    »Aber die haben wir doch schon rauf und runter gehört.«
    »Na, aber jetzt noch mal mit neuer Nadel! Das wird ein ganz anderes Hörerlebnis. Pass auf.«
    Während Ekkehart die Platte wieder minutenlang porentief reinigt und ihr anschließend den Fangschuss setzt, trudelt Ines’ Antwort-SMS ein. Sie ist schon in einer Viertelstunde da. Ich verpasse der Soße schnell den letzten Feinschliff und setze den Reis auf.
    Ekkehart hat sich auf dem Sofa zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Die gemütliche Haltung kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass jede Faser seines Körpers angespannt ist. Die ersten Takte von My Foolish Heart heben sich wieder in den Raum. Ich setze mich dazu. Er gerät ins Schwärmen.
    »Jaaaah! Die Höhen. Hör nur. Viel transparenter, viel glockiger mit der neuen Nadel.«
    »Hm.«
    »Und der Bass. Der hat jetzt ein richtiges Fundament. Hörst du? Dum, dum, dum, dum. Man könnte meinen, das ist eine ganz andere Band, was, Lukas?«
    »Ja, ja. Aber, pst, hör mal hier, Ekkehart… dam dam dadamm. Das ist einfach brillant. Ganz wenige Töne, irre Reibung, perfekte harmonische Auflösung. Warte, das will ich noch mal hören.«
    »Um Himmels willen! NIMM DEN TONARMLIFT!«
    »‘Tschuldigung.«
    War doch eine gute Idee, die Waltz for Debby noch mal aufzulegen. Gestern war ich noch zu abgelenkt von der neuen Situation. Da sind mir wichtige Aspekte entgangen.
     
    * * *
     
    »Abend, die Herren. Hier riechts wie in Antonios Knoblauchstudio.«
    »Hallo, Ines.«
    »Guten Abend, Frau…«
    Ines ist schon an uns vorbei in die Küche gerauscht.
    »Und da kriechen seltsame Tiere in unserem Backofen herum. Kann man die essen?«
    »Das sind mediterrane Putenrouladen. Wir hören gerade noch das Stück zu Ende, okay?«
    Noch bevor die letzten Takte verklungen sind, hat Ines ihren Mantel ausgezogen, flugs

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