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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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wie sie im Brautkleid ausgesehen hat. Ob sie sich wirklich eines Tages von mir scheiden lassen wird?
    »Was macht Bernd heute eigentlich?«
    »Kommt erst ganz spät. War die Woche in Tokio. Ich kann dir nur raten, verliebe dich nie in einen Banker.«
    »Ich würde ja echt gerne mal sehen, ob ihr beide es länger als drei Tage zusammen in einer Wohnung aushalten könntet.«
    »Werd nicht frech. Wir haben immerhin schon vier gemeinsame Urlaube überstanden.«
    »Ha. Überstanden.«
    »Hast du jetzt auf einmal was gegen Bernd?«
    »Nein. Ist mir nur so spontan durch den Kopf gegangen, dass ihr eigentlich noch nie länger…«
    »Apropos – hast du Ekkehart eigentlich darüber aufgeklärt, dass wir kein Paar sind?«
    »Nö, du?«
    »Nö, ich dachte du.«
    Ich lege mich in die gleiche Position wie Ines und wippe mit den Beinen. Wir sind längst über den toten Punkt hinaus und kriegen nicht mehr die Kurve ins Bett. Ines dreht ihr Weinglas in den Händen.
    »Ich bilde mir die ganze Zeit ein, dass ich seinen Namen irgendwoher kenne.«
    »Ekkehart Stöckelein-Grummler?«
    »Ja. Muss vom Nero d’Avola kommen.«
    »Du solltest ins Bett.«
    »Ja.«
    Wir spielen »Wer sich zuerst bewegt, hat verloren«. Ich will nicht, aber wenn man erst mal angefangen hat, kann man nicht mehr raus.
    »Wir sollten die Decke streichen.«
    »Du solltest wirklich ins Bett.«
    »Ja.«
    »Hab ich übrigens schon erzählt, dass Karoline ein größeres Atelier für ihre Brautkleid-Manufaktur braucht?«
    »Ach nee, wird jetzt wieder mehr geheiratet?«
    »Das nicht. Aber kein Mensch in der Stadt, der was auf sich hält, heiratet mehr ohne Karoline-Brautkleid.«
    »Wir beide haben damals einen Trend losgetreten.«
    »Genau.«
    »Viktor und Annemarie wollen ja auch bald heiraten.«
    »Hupsa.«
    »Macht nichts, die Weinflecken auf dem Sofa kann man eh schon nicht mehr zählen.«
    »Soll ich dir sagen, wo Karoline wahrscheinlich mit ihrem Atelier hingeht? In den Spinning-Raum von Tonis Fitnessstudio.«
    »Ach nee, in den Raum, in dem wo der Toni das Spinning-Equipment hat?«
    »Hihi, genau. Der gute Toni hat nämlich endlich gemerkt, dass er mehr Fläche angemietet hat, als wie er bezahlen kann.«
    »Dann können Karoline und Toni heimlich zusammenarbeiten. Karoline macht ihre Brautkleider alle ein bisschen zu eng und die Bräute müssen dann schnell noch mal nach nebenan, ein paar Pfunde abtrainieren… Huch!«
    Ines ist von einem Moment auf den anderen hochgeschossen und losgerannt, als wäre ihr gerade eingefallen, dass sie vor einem halben Tag irgendwo ein Bügeleisen auf Stufe drei hat stehen lassen. Nach zwei Schritten ist sie gleich mal hingefallen, schien ihr aber gar nichts auszumachen. Ich höre sie in ihrem Zimmer wühlen. Was sie nur hat? Auf jeden Fall habe ich das Wer-sich-zuerst-bewegt-Spiel gewonnen…
    »LUKAS! Wir haben ein Problem!«
    »Was auch immer es ist, bitte nicht jetzt.«
    Sie kommt zurück. Bilde ich mir das nur ein, oder ist ihr Gesicht weiß wie die Wand? Sie hält irgendeinen Wisch in den Fingern.
    »Was ist das?«
    Sie drückt ihn mir wortlos in die Hand. Ich stöhne, setze meine Brille auf, was in dieser Sitzposition ein kleines Kunststück ist, und lese.
    »Puh, irgendein Finanzamt-Scheiß. Noch vom letzten Jahr. Steuerklasse, Ehegatte, blabla. Kenn ich mich nicht aus mit dem Kram. Haben wir was falsch gemacht?«
    Ines zeigt auf eine Stelle im Briefkopf.
    »Manno, ist das klein gedruckt. Ihr Sachbearbeiter: Hr. Stöckelein-Grummler, Zi. 546, Durchwahl… NEIN!!!«
     
    * * *
     
    Nachdem wir eine halbe Stunde in wirren Schleifen durch das Wohnzimmer gerannt sind und dabei stammelnd Krisenpläne geschmiedet haben, die so konfus waren, dass Haus anzünden und vorgetäuschter Unfalltod noch die vernünftigsten davon schienen, beschlossen wir, erst mal schlafen zu gehen. So eine Angelegenheit muss man mit klarem Kopf behandeln.
    Es gelingt uns aber einfach nicht, diesen an sich klugen Beschluss umzusetzen. Kaum haben wir uns bettschön gemacht, kauern wir schon wieder auf dem Sofa, Ines im Bademantel, ich in meinem blauen Karstadt-Herrenabteilungs-Schlafanzug. Manchmal beneide ich Raucher. Die wüssten jetzt ganz genau, was zu tun ist. Und auch wenn es sie der Lösung ihres Problems keinen Schritt näher bringt, ich beneide sie trotzdem.
    »Dreck!«
    »Tja, jetzt stehen wir da.«
    »Von allen Wohnungen in der Stadt muss er ausgerechnet in die unter uns einziehen!«
    »Aber vielleicht ist Ekkehart ja gar nicht dieser Herr

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