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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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erst, wenn das Konzert schon vorbei ist.«
    »Hm, manche.«
    »Wenn sie Jahre später das Konzert noch einmal auf einer Hifi-Anlage, selbstverständlich auf einer guten Hifi-Anlage, hören.«
    Kämpfen. Aber wie?
    »Ja, Frau Herzog, dann mag die Harfenistin zwar nicht körperlich anwesend sein, aber ihre Kunst, die Essenz ihres Wesens, die ist da.«
    »Genau, ich bin vielleicht schon längst auf einer Konzertreise durch die Schweiz, aber trotzdem nicht ganz weg.«
    »Aber dann wird mich die Sehnsucht nach Ihnen packen, und…«
    Ines nimmt wieder meinen Arm. Jetzt lächelt sie zum ersten Mal seit langer Zeit nicht mehr.
    »Mich wird auch ab und zu die Sehnsucht packen, glaub mir. Und ich bin ja nicht aus der Welt.«
    Sie macht die Augen zu, während sie spricht.
    »Weißt du, wenn ich mich genau in diesem Moment einfach gehen lassen würde, so wie du immer, was glaubst du, was ich dann machen würde?«
    »Was… Schönes?«
    »Ach, Lukas.«
    »Ines, ich…«
    »Nein, das ist der Unterschied zwischen dir und mir. Ich lasse mich nicht gehen, weil ich weiß, dass es falsch ist. Es geht nicht darum, was ich ein paar Momente lang will oder, besser gesagt, was mich meine Hormone ein paar Momente lang zwingen zu wollen, sondern darum, womit ich auf Dauer glücklich bin, verstehst du?«
    Trotz allem, in mir beginnt es wieder zu hüpfen. Sie will! Genau jetzt im Moment will sie. Sie hätte es nicht einmal sagen müssen. Ich merke es daran, dass ihre Hand immer fester meinen Arm umklammert, als würde sie alle Spannung darüber ableiten wollen.
    »Ich kann nicht so zu Bernd sein wie du zu mir neulich.«
    »Das hat nichts miteinander zu tun, Ines.«
    »Nicht? Dann erklär mir das mal näher.«
    »Ich war dumm, weil… genau, Hormone und so. Aber du…«
    … bist jetzt genau in die andere Richtung dumm. Aber das kann ich nicht sagen.
    »Was, ich?«
    »Glaubst du wirklich, dass es richtig ist?«
    »Ja!«
    Beim letzten Wort greift sie meinen Arm so fest, dass es weh tut, und lässt ihn dann plötzlich los. Es wäre nicht besser geworden, wenn ich es ausgesprochen hätte. Ich bin mir sicher.
    »Also, es bleibt dabei, Frau Herzog, Schweiztournee?«
    »Mal Tournee, mal kommen meine Schweizer Fans hierher, ja. Aber meine deutschen Fans werde ich nie vergessen. Ganz besonders nicht den einen, der mir von Anfang an so ans Herz gewachsen ist.«
    Sie streicht mir mit der Hand über die Wange und sieht mich mit leuchtenden Augen an. Ich frage mich, wie sie das aushält, aber ich halte es ja auch aus. Es ist auch nicht mehr so schlimm wie vor ein paar Tagen. Ich bin traurig, aber nicht so, dass es mich erdrückt. Als sich ihre Hand langsam von meiner Wange zurückzieht, als wolle sie eigentlich noch nicht weg, nehme ich sie, küsse ihre Finger noch mal und lasse sie dann los. Sie lächelt, und was sie gerade alles in diesem Lächeln versteckt, kann ich unmöglich sagen.
    »Wollen wir jetzt die Nachspeise essen?«
    Ich nicke. Während ich mich in die Küche aufmache, geht sie zur Hifi-Anlage und kümmert sich um neue Musik. Als ich die Himbeersoße zärtlich die Limonenmousse-Hügel umfließen lasse, höre ich ein paar vertraute, leicht altmodische Klavierakkorde, die charmant dem Beat hinterherplätschern. Erroll Garner. Lange, lange nicht mehr gehört.
    »Gefällt dir das, Lukas?«
    »Ganz wunderbar.«
    »Mir auch.«
    Ein Jammer. Wir wären ein großartiges Paar gewesen.
     
    * * *
     
    Es war nicht umsonst.
    Je länger wir sitzen, umso öfter kommt dieser Satz in meinem Kopf vorbeispaziert. Der Traum ist aus, aber es schließt sich kein Alptraum an. Keine zerstörerischen Strahlen, kein Gewicht, das mich zu Boden drückt. Ich bin traurig. Aber gegen das, was ich in den letzten Tagen gefühlt habe, ist traurig der Himmel. Ich bin traurig, dass ich die größte Chance in meinem Leben verpasst habe. Aber ich kann es gut aushalten. Ich hätte es mir nie vorstellen können, aber ein »Lass uns Freunde bleiben« kann wunderschön sein.
    Wir kratzen immer wieder die Reste der Reste der Limonenmousse von unseren Tellern, und keiner von uns will aufstehen.
    »Fällt mir gerade ein, wenn ich weg bin, dann hast du ja gar keine vernünftige Hifi-Anlage mehr.«
    »Ach, Ines, das ist nun wirklich das kleinste Problem.«
    »Aber wenn ich dich dann wieder in diesem wunderschönen Wohnzimmer besuchen komme, können wir gar nicht vernünftig Musik hören.«
    »Wer weiß, vielleicht lasse ich ja den Ekkehart hier einziehen.«
    »Hihi. Jetzt mal im Ernst,

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