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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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ganz hibbelig.«
    Weil ich im Moment der Einzige von uns bin, der klar denken kann, springe ich schnell wieder hoch in unsere Wohnung und hole ein Teppichmesser. Ekkehart schreit auf, als er mich sieht.
    »Waaa! Sei bloß vorsichtig! Nein, lass mich lieber.«
    Ich übergebe Ekkehart seufzend die Waffe, setze mich auf die unterste Treppenstufe und sehe zu, wie er sich, vorsichtig wie ein Archäologe, Millimeter für Millimeter durch die vielen Klebeband-Schichten und Kraftgurte, die das Paket in Form halten, durcharbeitet. Ines setzt sich neben mich. Sie duftet unwiderstehlich nach Bett, Schlaf und Frieden. Es ist gut, dass sie auszieht, denke ich jetzt. Wenn wir weiter zusammenwohnen würden, würde ich von innen verbrennen.
    »Hach, ich bin ja so aufgeregt.«
    »Immer schön vorsichtig, Ekkehart.«
    »Wir haben Zeit.«
    Wir grinsen uns heimlich an. Heimlich und ein bisschen zärtlich. Sie ist vorhin nur schnell in eine Jeans, ein weißes T-Shirt und ihre schwarze Strickjacke gesprungen und hat ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Kann ich sie trotzdem, oder gerade deswegen, kaum schöner finden als jetzt? Ich betrachte ihre Haarsträhnen, die so herrlich ordentlich-unordentlich ihre Bahnen über ihren Kopf ziehen, bis sie alle durch die winzige Öffnung, die der Zopfgummi gelassen hat, hindurchschlüpfen und dahinter jubelnd ins Freie springen.
    Im ersten Stock geht eine Tür. Frau Kohlmeyer wallt die Treppe herunter. Wir rücken zur Seite, und sie zwinkert mir im Vorbeigehen zu.
    »Ich hoffe, Sie haben sich etwas von den gestrigen Strapazen erholt, Frau Kohlmeyer?«
    »Ach was, Strapazen, Herr Fink. Das hält jung. Ich gehe jetzt schnell Snapperfilet, Bambussprossen und Zitronengras besorgen für ein thailändisches Fischgericht aus der Brigitte. Soll ich Ihnen etwas mitbringen?«
    »Danke nein, Frau Kohlmeyer.«
    Ekkehart ist immer noch kaum vorangekommen. Man könnte meinen, das Ganze wäre der Auftakt zu einer Operation am offenen Herzen. Aber selbst dabei müsste doch irgendwann mal der entscheidende Schnitt angesetzt werden.
    »Können wir solange hochgehen, und du rufst uns, wenn du es offen hast?«
    Ines zuckt zusammen.
    »Bist du verrückt? Ich geh doch jetzt nicht hoch.«
    »Na gut, dann bleib ich eben auch.«
    Ewigkeiten später biegt Ekkehart endlich die erste Kartonlasche zur Seite. Ines springt sofort dazu.
    »Da! Ich glaub, ich hab schon was gesehen!«
    »Vorsichtig!«
    Ekkehart steigert sein Operationstempo nun doch ein wenig, so dass wenig später tatsächlich etwas auftaucht, das zum Plattenspieler gehört. Ines und er stoßen Laute der Ekstase aus.
    »Wow!«
    »Das ist…«
    »Ja, das ist…«
    »… der Plattenteller!«
    Ich linse durch den schmalen Spalt, der zwischen Ines und Ekkehart noch geblieben ist. Ach du Schreck. Platten teller ist gut. Das Ding sieht aus, als hätte man ein kreisrundes oberschenkeldickes Stück Eis aus einem Gletscher herausgeschnitten.
    »Na, dann wollen wir mal.«
    »Nicht mit bloßen Fingern anfassen! Da kommen Fetttapser drauf. Wir brauchen Handschuhe.«
    »Aber da ist doch eine Plastikfolie drumrum.«
    »Trotzdem.«
    »Ekkehart!«
    »Na gut.«
    »Hrrrrrrrrrrrrrrrgnnnn!«
    »Hrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrgnnnnnnnnnn!«
    Geschafft. Wir haben die Gletscherscheibe gestemmt. Jetzt arbeiten wir uns mit unsicheren Schritten Stufe für Stufe die Treppe hoch. Ich gehe rückwärts voran und komme mir vor wie ein betrunkener Kapitän, der einen Flugzeugträger durch den Rhein-Main-Donau-Kanal manövrieren soll.
    »Warum… muss das… so schwer… sein… hrrrgn?«
    »Unter 40 Kilo… hrrrgn… kriegst du niemals… halbwegs ruhigen… Gleichlauf hin… hrrrgn… Kurz mal absetzen?«
    »Hrrrgn… auf keinen Fall… sonst… müssen wir… ihn wieder hochheben.«
    »Aber ich… hrrrgn… kann nicht… mehr.«
    »Nur noch eine… Treppe… hrrrgn… Ist deine… Tür offen… damit… hrrrgn… wir gleich durchkönnen?«
    »Hrrrgn… Nein.«
    »Ines… hrrrgn… kannst du…?«
    »Jap. Wo hast du deinen Schlüssel, Ekkehart?«
    »Hosentasche… hrrrgn… vorne rechts.«
    »Okay, dann darf ich kurz mal, ausnahmsweise. Hab ihn schon.«
    »Hihi, das kitzelt… hrrrgn.«
    »Nur noch… sieben Stufen.«
    »Hrrrrrrrgnnnnnn.«
    »Denk an den perfekten Gleichlauf, Ekkehart!«
    Weia, sein Schädel ist knallrot. Aber wir haben es gleich. Noch fünf Stufen, Ines schließt schon die Tür auf.
    »Rahmauz.«
    »Tigerchen!«
    Noch drei Stufen.
    »Bleib da,

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