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Wir vom Brunnenplatz

Wir vom Brunnenplatz

Titel: Wir vom Brunnenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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Hand nach der Leine aus. »Dann kannst du auch mal gucken.«
    Inzwischen war Benni fast im Gebüsch verschwunden, nur sein Hosenboden und die Beine schauten heraus.
    »Wie praktisch, dass wir dich haben, Benni«, sagte ich. »Du bist so schön klein und dünn, da passt du überall rein. Vielleicht können wir dich irgendwann mal als Spion einsetzen. Oder als blinden Passagier.«
    »Beeil dich lieber mit den Regenwürmern«, sagte Emma. »Hast du überhaupt schon welche gefunden?«
    »Zwei Stück.« Benni kam aus den Büschen hervorgekrochen. In seinen Haaren hingen Blätter und kleine vertrocknete Zweige, und er hielt triumphierend die beiden Regenwürmer in die Höhe, die sich in der Luft ringelten und wanden. »Ich glaube, das genügt fürs Abendessen.«
    »Iiiiih.« Celina schüttelte sich. »Zum Glück bin ich kein Vogel. Ist ja eklig, wie die sich bewegen.«
    »Huuuh, huuuhl«, machte Benni und hielt die Würmer vor Celinas Gesicht. Die kreischte laut auf und schlug nach Bennis Hand. Im nächsten Augenblick lagen die Regenwürmer wieder auf dem Boden und versuchten, in zwei verschiedene Richtungen abzuhauen.
    »So bekommt ihr unseren Spatz nie satt«, schimpfte Emma. »Jetzt fütter ihn endlich, Benni.«
    Benni hob die Würmer wieder auf. Celina drehte sich um und schaute weg, wir anderen beobachteten aber ganz genau, wie der Vogel seinen Schnabel öffnete und seinen Leckerbissen verschlang. Nach dem zweiten Wurm legte er den Kopf schräg und blickte Benni an, als ob er sagen wollte: »Das soll schon alles gewesen sein? Du willst mich wohl veräppeln!«
    »Tja, Benni.« Kerim lachte sein breites Lachen und klopfte unserem Kleinsten auf die Schulter. »Jetzt bist du eine Vogelmutter. Machst deine Sache echt gut, Kumpel.«
    Ich wagte einen verstohlenen Seitenblick auf meine Schwester, denn ich wusste genau, wie gerne sie die Vogelmutter gewesen wäre. Ich hätte es ihr gegönnt. Aber es war nun mal Benni, der den Spatz gefunden hatte. Da durfte er natürlich auch für ihn sorgen.
    »Als Nächstes braucht er Wasser«, sagte Violetta. »Und einen Käfig mit Sand und Körnerfutter. Du kannst ihn ja nicht die ganze Zeit in der Hand halten, bis du weißt, ob er wirklich keine Verletzungen hat.«
    Benni riss die Augen auf. »Ich hab aber keinen Käfig!«
    »Hat jemand von euch einen?«, fragte Kerim in die Runde. Alle schüttelten den Kopf.
    »Vielleicht geht auch erst mal eine Pappschachtel«, meinte Celina. »Mit Deckel natürlich. Ein Schuhkarton.«
    »Der ist doch viel zu dunkel«, erwiderte Hung. »Da denkt der Vogel ja, es wäre die ganze Zeit Nacht. Davon kann er krank werden und verliert seine ganzen Federn.«
    Wir wussten nicht weiter. Der kleine Spatz in Emmas Hand zappelte jetzt immer mehr, und sie meinte schon, dass es ihm vielleicht besser geht und er doch seine Freiheit will. Also suchten wir eine ungefährliche Stelle und fanden schließlich ein kleines Rasenstück vor einem der Hochhäuser. Dort hockte sich Emma hin und setzte den Spatz vorsichtig auf den Boden. Wir traten alle einen Schritt zurück, bis wir im Kreis um ihn herumstanden, und warteten ab, was er tat.
    Er tat nichts. Er zappelte nicht mehr und versuchte weder zu hüpfen noch zu fliegen. Genau wie ganz am Anfang saß er einfach nur da und piepte.
    »Du bist frei, kleiner Vogel«, sagte Emma zu ihm. »Flieg zu deiner Mama und deinen Geschwistern, na los!«
    »Das kann er noch nicht«, sagte plötzlich eine freundliche Stimme dicht hinter uns. »Er kann abgestürzt oder gegen eine Scheibe geflogen sein. Da ist er jetzt ganz benommen und muss sich erst mal erholen.«
    Wir drehten uns um. Die Stimme gehörte einer alten Frau, die gerade vom Einkaufen kam. Jedenfalls stellte sie neben sich zwei schwere Taschen ab und keuchte ein bisschen. Sie war viel zu warm angezogen; über ihrer geblümten Bluse hatte sie sogar einen Mantel an. Es war zwar kein Wintermantel, sondern so ein heller, dünner, aber trotzdem. Da hätte ich auch gejapst.
    »Solche kleinen Spatzen fallen öfter mal aus dem Nest«, erzählte sie uns. »Wenn sie sich nichts gebrochen haben, erholen sie sich meistens bald wieder. Aber hier draußen kann der kleine Kerl überfahren werden. Oder eine Katze holt ihn. Das wollen wir ja nicht, oder?«
    Zu siebt schüttelten wir den Kopf.
    »Ich glaube, ich habe im Keller noch einen Vogelbauer«, sagte sie lächelnd. »Mein Wellensittich ist mir vor einem halben Jahr gestorben und meine Schwiegertochter traut mir nicht mehr zu, wieder einen

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