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Wir vom Brunnenplatz

Wir vom Brunnenplatz

Titel: Wir vom Brunnenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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sowieso nichts«, meinte Hung, der auch schon über den Brunnenplatz stromerte. »Vor Gericht musst du nachweisen können, dass du wegen seinem Wassereimer krank geworden bist. Wenn du gleich hinterher wieder draußen spielst, glaubt dir das kein Mensch.«
    Ich hatte auch gar keine richtige Lust, ihn anzuzeigen. Sogar meine Mutter hatte gesagt, ich bräuchte mich gar nicht zu wundern. In der Toreinfahrt Fußball zu spielen sei ziemlich dumm von uns gewesen, weil es so hallt, wenn der Ball gegen die Wände schlägt. Da würde sich jeder gestört fühlen, der darüberwohnt. Vielleicht sei der Hausmeister beim Mittagsschlaf aus dem Bett gefallen.
    Violetta kam mit Benni zurück und lächelte erleichtert, als sie mich sah. Vielleicht hatte auch sie gedacht, ich hätte mir eine Lungenentzündung geholt. Dass sie sich Sorgen um mich machte, fand ich allerdings gut. Celina kam auch mit Hammer an der Leine an. Sie beachtete mich jedoch nicht weiter, sondern ging gleich zu Emma und Rima und flüsterte ihnen was ins Ohr. Mir fiel plötzlich etwas ein.
    »Mist«, stieß ich hervor. »Vor lauter Schreck habe ich vorhin meinen Ball vergessen! Hoffentlich liegt der überhaupt noch im Gebüsch bei der Toreinfahrt!«
    »Glaube ich kaum«, vermutete Hung. »Den hat bestimmt der Hausmeister einkassiert, damit er sich nachher aufspielen kann, deine Eltern sollen ihn persönlich abholen und so.«
    »Verflixt.« Ich kaute auf meiner Unterlippe herum.
    Ganz von selbst hatten wir aber den Weg zurück zur Toreinfahrt eingeschlagen. Mein Ball lag tatsächlich nicht mehr dort, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte. Gerade überlegte ich fieberhaft, wie ich das meinen Eltern beibringen sollte, da schrie Benni plötzlich leise auf. Er hatte unter den Büschen nachgesehen, die die Auffahrt umsäumten. Es hätte ja sein können, dass jemand anders ihn weggeschossen hatte.
    »Kommt mal schnell her«, rief er. »Da sitzt ein verletzter Vogel!«
    Wir rannten zu ihm. Emma kam natürlich als Erste an.
    »Nicht anfassen«, zischte sie. »Sonst nimmt die Vogelmutter ihn nicht mehr an, wenn sie riecht, dass ihn ein Mensch berührt hat!«
    Benni hatte sich aber schon gebückt und einen kleinen Spatz vom Boden aufgehoben, der sich auch gleich in seine Hand kuschelte und kläglich piepste. Besonders schlimm verletzt sah er eigentlich nicht aus. Jedenfalls hatte er weder einen gebrochenen Flügel noch hielt er eines seiner dünnen Beinchen irgendwie schräg.
    »Der ist doch schon fast erwachsen«, meinte Hung. »Sein Federkleid ist schon fertig, er hat bestimmt Fliegen geübt und ist runtergefallen. Vielleicht braucht er gar keine Mutter mehr. Ich hoffe nur, dass er keine inneren Verletzungen hat.«
    »Ich weiß, wo der nächste Tierarzt ist«, warf Celina ein. »Mein Vater und ich waren neulich erst mit Hammer zum Impfen bei ihm. Er kann den Vogel untersuchen.«
    »Erst mal müssen wir ihm was zu fressen besorgen«, sagte Violetta. »Nach dem Schrecken hat er bestimmt Hunger...«
    »Wollen wir beim Bäcker nach alten Brötchen fragen?«, schlug Celina vor. »Damit füttern die alten Frauen doch auch immer die Vögel. Sogar die Meckerliese macht das manchmal.«
    »Brot und Brötchen sind aber nicht gut für Vögel«, wusste Hung zu berichten. »Ich habe mal eine Fernsehreportage gesehen, da sind die Schwäne am Fluss sogar daran gestorben. Die sind ja eigentlich Pflanzenfresser.«
    »Der Spatz ist aber kein Schwan«, widersprach Celina. »Alles weißt du auch nicht, auch wenn du dir immer vorkommst wie ein Professor.«
    »Spatzen fressen Regenwürmer«, sagte Emma. »Und vielleicht noch Körner.«
    »Dann suchen wir Regenwürmer!«, rief Benni und wollte gleich wieder unter die Büsche kriechen, doch dann fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, dass er den kleinen Spatz noch in der Hand hielt.
    »Gib ihn mir«, schlug Emma vor und formte ihre geöffneten Hände zu einer Mulde. Als Benni den Vogel vorsichtig hineinsetzte wie in ein richtiges Nest, schlug er ein wenig mit den Flügeln. Deshalb hielt Emma ihn mit einer Hand dicht vor ihren Bauch, die andere legte sie lose über seinen Körper wie eine schützende Hülle.
    »Zerquetsch ihn nicht«, mahnte Celina. Die ganze Zeit zerrte sie an Hammers Leine, um ihn davon abzuhalten, an Emma hochzuspringen. Offenbar fand er den Spatzen sehr interessant. Deshalb hatte Celina den kleinen Vogel noch gar nicht richtig gesehen und war sauer.
    »Wenn du willst, halte ich kurz den Hund«, bot Violetta ihr an und streckte ihre

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