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Wir zwei allein - Roman

Wir zwei allein - Roman

Titel: Wir zwei allein - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel , Kimche AG <Zürich>
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schicken sollen. Ich hätte anrufen sollen. Ich wollte es. Ich habe die ganze Zeit an dich gedacht. Ich habe mir gewünscht, dass du bei mir wärst. Ich habe in diesem Straßencafé in Saint-Tropez sogar einen Kaffee für dich bestellt. Verrückt, oder? Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass du bei mir bist. Weißt du, was ich meine?
    In Saint-Tropez?, frage ich.
    In Frankreich, sagt sie. Am Mittelmeer.
    Theres, sage ich.
    Wir könnten später spazieren gehen, sagt sie. Die Stadt sehen. Ich bin noch nicht ganz angekommen. Ich habe den Schwarzwald vermisst.
    Sie steht wieder vor mir, küsst mich, ihre Hand plötzlich an meinem Bauch, rutscht tiefer.
    Theres, sage ich.

    2    Als ich aufwache, ist es dunkel, ich strample das Laken weg, die Hitze geht jetzt auch nachts nicht mehr aus den Häusern. Theres neben mir. In ihrem Gesicht ein merkwürdig angestrengter Ausdruck. Ich atme aus. Ich küsse ihren Scheitel. Ich streiche über ihr Haar, das in die Stirn zurückfällt. Sie murmelt Unverständliches, bewegt sich, etwas um ihren Mund entspannt sich.
    Ich stelle mich ans Fenster in der Küche. Auch die Küche ein Ort in einem Körper, ein Organ. Die Wände umgeben mich, sie pochen, machen Atemgeräusche. Ich betrete den Flur, lasse mich ins Wohnzimmer durchdrücken. Alle Geräusche sind dumpf und haben auf einmal zwei Seiten, man könnte um sie herumgehen, sie werfen Schatten.
    Ich setze mich in den Sessel, durchs offene Fenster einsame Schritte auf der Straße, die sich entfernen. Mondlicht macht sein helles Gitter auf das Parkett vor meinen Füßen.
    Das passiert alles gar nicht.
    Vom Fensterbrett nehme ich ein Stück Papier und einen Stift. Ich werde mit Theres Bienenfresser beobachten im Kaiserstuhl. Ein Bier trinken bei Rudi. Minigolf spielen im Seepark. Durch die Wutachschlucht wandern. Über das Wesentliche sprechen.
    Ich schrecke hoch. Das Flöten der Amseln. Mich fröstelt es. Im Zimmer ein graues Licht, die Yucca, das Regal, die Bücher. Aus der Küche das Klappern von Besteck, leise Musik.
    Guten Morgen, sagt Theres.
    Sie sitzt am Fenster. Das Radio läuft, der Tisch gedeckt für zwei.
    Musst du zur Arbeit?, frage ich.
    Es ist noch viel zu früh, sagt Theres. Arbeit ist ein komisches Wort, findest du nicht?
    Ich setze mich ihr gegenüber.
    Wir könnten noch ein bisschen über die Felder fahren, sagt sie.
    Wo warst du?, denke ich. Das wäre schön, sage ich.
    Sie lächelt.
    Es tut mir leid.
    Was denn?
    Alles eben.
    Jetzt bist du ja wieder da.
    Fraglich, ob wir das alles sagen. Man wird verdaut. Man wird neu geboren. Man durchläuft einen komplexen Prozess. Es ist eine unbekannte Hydraulik, die einen verändert. Man wird nie mehr derselbe sein. Theres und ich in einem Medium, die Sehnen und Häute pulsieren in Fleischrosa, es herrscht Körpertemperatur.
    Du bist wieder da, sage ich.
    Ich werde mir vielleicht eine andere Arbeit suchen, sagt Theres.
    Eine andere Arbeit?
    Ich will nicht in den Laden zurück. Immer nur Schuhe, das hält doch niemand aus.
    Was ist denn falsch an Schuhen, Theres?
    Na ja, sicher hat Hedi jetzt jemand Neues. Sie lacht. Sie schaut auf die Tischplatte hinunter. Sie spielt mit dem Feuerzeug, das neben meinem Tabak liegt. Das Kratzen des Feuersteins, das Zischen von Gas, die Flamme. Ihr Haar noch platt vom Schlaf.
    Wir könnten aufs Land ziehen, sagt sie. Wir könnten zusammenwohnen, was meinst du? Ich will nicht in den Laden zurück. Ich will nicht in die Werkstatt zurück. Ich will meine Wohnung nicht mehr sehen. Ich will nie mehr zu Rudi. Ich will nie mehr zum Münstermarkt. Ich will das alles nicht.
    Theres, sage ich.
    Wir könnten uns im Kaiserstuhl etwas mieten, sagt sie. Einen alten Hof oder so etwas. Was meinst du? Oder irgendwo im Schwarzwald. In Elzach zum Beispiel. Oder in Wieden. Oder wir ziehen nach Frankreich rüber. Oder nach Berlin. Dort ist immer etwas los. Was sagst du dazu?
    Was redest du da?
    Sie schaut mich kurz an. Nichts, sagt sie. Ich bin wohl noch müde.
    Du musst erst mal ankommen, sage ich. Du brauchst ein paar Tage Zeit.
    Ja, sagt sie. Ich gehe am besten heim.
    Sie steht auf und verschwindet im Schlafzimmer. Ich kann hören, dass sie sich anzieht. Dann ist sie wieder in der Küche. Bis bald, sagt sie.
    Schon hat sie mir einen Kuss auf die Wange gegeben und ist an der Wohnungstür. Die Wohnungstür fällt ins Schloss. Im Radio sagt eine Stimme: Die Geister, die ich rief. Musik setzt ein, ein Discohit aus den Siebzigern, um diese Uhrzeit. Das Sonnenlicht

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