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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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dessen in eine Ecke und erbrach sich.
    »Wir sollten …« Auch Ross fiel das Sprechen schwer. »Bist du – bist du fertig, Tenzing?«
    »In zwei Minuten, Sahib.« Der Mann rannte davon.
    »Gueng?«
    »Ja, Sahib, auch zwei Minuten.« Damit war er fort.
    Ross erbrach sich in der anderen Ecke. Danach fühlte er sich besser. Er zog die Flasche heraus, nahm einen kräftigen Schluck und wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab. Dann ging er zu Rosemont, der an der Wand lehnte, und rüttelte ihn. »Hier.« Er drückte ihm die Flasche in die Hand. »Geht es?«
    »Na klar.« Rosemont war immer noch speiübel, aber sein Verstand funktionierte wieder. Er hatte einen schlechten Geschmack im Mund und spuckte in den Schutt, bevor er trank. Nach einer Weile sagte er: »Nichts auf der Welt ist so gut wie Scotch.« Ein zweiter Schluck, und er gab die Flasche zurück. »Wir sollten so rasch wie möglich verschwinden.«
    Im Schein der Taschenlampe untersuchte er schnell die Trümmer. Als er die Reste des Decodiergerätes fand, suchte er sich vorsichtig einen Weg in die nächste Höhle und legte sie neben den Sprengsatz bei den Computern. »Ich verstehe nur eines nicht: Wieso ist nicht die ganze Anlage in die Luft geflogen und hat uns direkt zur Hölle befördert? Überall liegt doch unser Sprengstoff herum!«
    »Ich – bevor ich mit dem Seil zurückkam, habe ich Gueng befohlen, den Sprengstoff und die Zünder sicherheitshalber wegzubringen«, erklärte Ross.
    »Denken Sie immer an alles?«
    Ross lächelte schwach. »Das gehört zum Service. Fernmelderaum?«
    Sie verminten ihn schnell, Rosemont sah auf die Uhr. »Acht Minuten bis zur Sprengung. Wir vergessen besser den Generatorenraum.«
    »Gut. Tenzing, du gehst voran.«
    Sie stiegen die Fluchttreppe hinauf. Als sie die Eisentür öffneten, knarrte sie. In der Höhle übernahm Ross die Führung. Vorsichtig blickte er in die Nacht hinaus und sah sich um. Der Mond stand noch hoch. 300 oder 400 Meter weiter unten quälte sich der erste Lastwagen die letzte Steigung hinauf. »Wohin, Vien?« fragte er. Rosemont wurde rot vor Freude.
    »Hinauf«, antwortete er sachlich. »Wir klettern höher. Wenn uns Truppen verfolgen, vergessen wir die Küste und nehmen Kurs auf Täbris. Wenn sie uns nicht verfolgen, schlagen wir einen Kreis und gehen den gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind.«
    Tenzing ging voran. Er war behende wie eine Bergziege, aber er suchte den bequemsten Weg, weil er wußte, daß den beiden Männern der Schock noch immer in den Gliedern steckte. Hier stieg der Hang steil an, war aber nicht zu schwierig, und es gab nur wenig Schnee, der sie behinderte. Sie waren kaum unterwegs, als der Boden unter ihnen bebte. Das Geräusch der ersten Explosion erreichte sie nur sehr schwach. Weitere kleine Beben folgten rasch aufeinander.
    Nur noch eine Explosion, dachte Rosemont. Er war froh über die Kälte, durch die sein Kopf wieder klar wurde. Die letzte Explosion – der Fernmelderaum, in dem sie den gesamten übriggebliebenen Sprengstoff verteilt hatten – war viel heftiger und erschütterte sekundenlang die Erde. Unterhalb und rechts von ihnen rutschte ein Teil des Berghangs ab, und aus dem entstandenen Krater quoll Rauch.
    »Schauen Sie dort hinunter, Sahib.«
    Der erste Lastwagen hatte beim Eingang zur Höhle haltgemacht. Die Männer sprangen herunter, einige blickten den Berghang hinauf. Im Scheinwerferlicht der nachfolgenden Lastwagen konnte man deutlich erkennen, daß alle bewaffnet waren.
    Ross und die übrigen drückten sich tiefer in den Schatten. »Wir klettern zu diesem Kamm hinauf«, deutete Rosemont. »Dort sind wir außer Sicht und haben Deckung. Dann marschieren wir nach Täbris, beinahe genau nach Osten. Okay?«
    »Vorwärts, Tenzing.«
    »Ja, Sahib.«
    Sie erreichten den Kamm, überquerten ihn und kletterten weiter. Während sie sich in östlicher Richtung durchkämpften, sprachen sie kein Wort. Sie mußten sich ihre Kräfte einteilen, weil sie noch viele, viele Meilen zu gehen hatten. Das Gelände war schroff, und der Schnee machte ihnen zu schaffen. Bald waren die Handschuhe zerrissen, die Hände und Beine aufgeschunden und die Waden schmerzten. Da sie jedoch keine schweren Lasten mehr schleppten, kamen sie gut voran und ihre Stimmung besserte sich.
    Sie erreichten einen der Wege, die kreuz und quer über die Berge verlaufen. Wo sich der Pfad gabelte, wählten sie immer den bergaufführenden. Im Tal lagen zwar einige Dörfer, aber in dieser Höhe gab es kaum

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