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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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welche. »Es ist besser, wenn wir hier oben bleiben«, meinte Rosemont. »Hoffentlich treffen wir niemanden.«
    »Glauben Sie, daß uns alle als Feinde betrachten?« fragte Ross.
    »Bestimmt. Sie sind hier nicht nur gegen den Schah, sondern auch gegen Khomeini, überhaupt gegen alle.« Rosemont atmete schwer. »Die meiste Zeit kämpft ein Dorf gegen das andere, und dazwischen treiben sich Banditen herum.« Er bedeutete Tenzing, weiterzugehen.
    Tenzing behielt sein Tempo bei. Nach einer Stunde übernahm Gueng die Führung, dann Ross, Rosemont und wieder Tenzing. Jede Stunde legten sie eine Rast von drei Minuten ein.
    Der Mond stand tief am Himmel. Sie kamen jetzt leichter voran, hielten sich tiefer am Hang. Der Weg beschrieb Schlangenlinien, führte aber ungefähr nach Osten auf einen seltsam geformten Spalt in der Bergkette zu. Rosemont hatte ihn erkannt. »Die Straße unten führt nach Täbris. Sie ist im Winter kaum mehr als ein Weg, aber man kommt durch. Wir marschieren bis Tagesanbruch, legen dann eine Pause ein und entwerfen einen Plan. Okay?« Jetzt befanden sie sich unterhalb der Baumgrenze und erreichten den Fichtenwald. Da sie inzwischen die Müdigkeit spürten, gingen sie wesentlich langsamer als anfangs.
    Tenzing führte gerade. Der Schnee dämpfte das Geräusch ihrer Schritte, und die scharfe, reine Luft tat ihm gut. Plötzlich witterte er Gefahr und blieb stehen. Die anderen hielten ebenfalls an und warteten regungslos. Vorsichtig ging Ross zu Tenzing vor. Beide Männer sahen sich um – nichts. Sie warteten. Schnee fiel von den Bäumen. Keiner rührte sich. Dann flog rechts von ihnen ein Nachtvogel auf und flatterte davon. Tenzing zeigte in die Richtung, bedeutete Ross zu warten, zog sein kookri und verschwand in der Nacht.
    Nach einigen Schritten erblickte Tenzing einen Mann, der 50 Meter vor ihm hinter einem Baum kauerte. Seine Erregung nahm zu. Er schlich sich näher. Aus dem Augenwinkel bemerkte er rechts von ihm einen Schatten, der sich bewegte, und einen zweiten links. »Hinterhalt!« brüllte er und warf sich zu Boden.
    Die erste Salve verfehlte ihn knapp. Die zweite durchschlug seine Lunge, riß ihm ein Loch in den Rücken und schleuderte ihn gegen einen umgestürzten Baumstamm. Von der anderen Seite des Weges aus eröffneten weitere Gewehre das Feuer auf Ross und die übrigen, die hinter Baumstämmen und Gräben Deckung gesucht hatten.
    Einen Augenblick lang hörte Tenzing die Schüsse wie aus weiter Ferne, obwohl er wußte, daß die Schützen nahe waren. Mit einer letzten, ungeheuren Anstrengung gelangte er auf die Beine und taumelte auf die Gewehre zu. Einige Angreifer drehten sich um und schossen erneut auf ihn. Eine Kugel durchschlug seine Schulter, aber er spürte sie nicht mehr. Er war zufrieden, weil er so sterben würde, wie man es von Männern in seinem Regiment erwartete: kämpfend und furchtlos.
    Als er den Hinterhalt erreichte, schlug sein kookri jemandem den Arm ab, seine Beine gaben nach, ein ungeheures, blendendes Licht erfüllte seinen Kopf, und er schritt ohne Schmerzen in den Tod.
    »Feuer einstellen«, schrie Ross und nahm damit die Führung der Gruppe wieder in die Hand. Der Hinterhalt war gut gewählt. Er hatte gesehen, wie Tenzing im Kreuzfeuer getroffen wurde, und seine gesamte Willenskraft aufbieten müssen, um ihm nicht zu Hilfe zu kommen. Aber er mußte an die anderen denken. Er hatte seinen Rucksack abgenommen, die Handgranaten hervorgeholt und seinen Karabiner auf Automatik gestellt. Dann hatte sich Tenzing mit einem Schlachtruf wieder hochgerappelt, die Gegner angegriffen und dadurch die Ablenkung geschaffen, die Ross brauchte. »Geben Sie mir Feuerschutz«, befahl er Rosemont, zeigte auf die Gruppe, auf die Tenzing zuwankte, und rief Gueng zu: »Los!«
    Gueng sprang auf und lief in die angegebene Richtung. Als sein Kamerad fiel, riß er den Stift aus seiner Handgranate, warf sie zwischen die Gegner und ließ sich in den Schnee fallen. In dem Augenblick, in dem die Handgranate explodierte, war er wieder auf den Beinen und ballerte los, bis die Schreie verstummten. Da sah er, wie ein Mann davonrannte und ein anderer ins Unterholz kroch. Ein Hieb mit dem kookri spaltete dem Kriechenden den Kopf. Ein kurzer Feuerstoß erledigte den zweiten. Sofort warf Gueng sich wieder in Deckung, weil er nicht wußte, aus welcher Richtung die nächste Gefahr drohte. Eine explodierende Handgranate lenkte seine Aufmerksamkeit auf die andere Seite des Weges.
    Ross war aus der Deckung

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