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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Dunkelheit verschwunden waren, bekam Ross noch mehr Angst. Er konnte die Straße nicht weit einsehen, weil sie steil bergab führte. Plötzlich meldete sich sein sechster Sinn, und er zog sein kookri, aber es war nur Gueng, der sich schwer atmend über ihn beugte. »Nicht schnell genug, Sahib«, flüsterte er, »ich hätte Sie längst erledigen können.« Er hob strahlend den abgetrennten Kopf hoch. »Ich bringe Ihnen ein Geschenk.«
    Es war der erste Schädel, den Ross sah. Die Augen standen offen. Das Gesicht des Alten war noch verzerrt vor Entsetzen. Gueng hat ihn getötet, aber ich habe ihm den Befehl dazu erteilt, dachte er angewidert.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Sahib?« fragte Gueng verständnislos.
    »Nein. Leg den Kopf hin.«
    Gueng warf ihn weg. Der Kopf rollte ein Stück hinunter und blieb dann liegen. »Ich habe ihn durchsucht, Sahib, und das da gefunden.« Er überreichte Ross das Amulett. »Er hat es um den Hals getragen, und das da« – er reichte ihm einen kleinen Lederbeutel – »zwischen den Beinen.«
    Das Amulett war nur ein billiger blauer Stein, der gegen den bösen Blick schützen sollte. Im Beutel befand sich eine mit Plastik überzogene kleine Karte. Als Ross sie näher betrachtete, setzte sein Herz kurz aus. In diesem Augenblick ertönte wieder ein Pfiff. Sie griffen sofort nach ihren Gewehren und liefen zum Eingang der Höhle. Drinnen war die Dunkelheit tiefer, doch als sich ihre Augen an sie gewöhnt hatten, nahmen sie einen Lichtschein wahr. Es war eine teilweise abgedeckte Taschenlampe.
    »Hier herüber, Captain.« Rosemont sprach leise, und dennoch hallte seine Stimme wider. »Hierher.« Er führte sie tiefer in die Höhle hinein, und als er sicher war, daß niemand das Licht von außen bemerken konnte, leuchtete er die Felswände und die Umgebung ab, um sich zu orientieren. »Sie können jetzt Ihre Taschenlampe verwenden.« Die Höhle war eine riesige Felsenkuppel, in die unzählige Tunnels und Korridore einmündeten. Als Rosemont den Tunnel fand, den er suchte, leuchtete er hinein. An seinem Ende erblickte er eine halb offenstehende, dicke Stahltür. »Sie sollte versperrt sein«, flüsterte er. »Ich weiß nicht, warum sie offensteht, aber wir müssen dort hinein.«
    Ross winkte Tenzing. Der Sergeant zog sein kookri und verschwand durch die Tür. Automatisch legten Ross und Gueng die Gewehre an. Auf wen? fragte sich Ross hilflos. In jedem Tunnel konnten fünfzig Mann versteckt sein. Die Sekunden dehnten sich. Dann ertönte wieder der Pfiff. Ross stürmte als erster durch die Tür, gefolgt von Gueng und dann Rosemont. Rosemont zog die Tür hinter sich zu und schaltete das Licht ein. Die plötzliche Helligkeit schmerzte fast in den Augen.
    »Halleluja!« Rosemont machte kein Hehl aus seiner Erleichterung. »Die Bosse meinten, wenn die Generatoren noch arbeiten, dann haben wir leichtes Spiel. Die Tür ist nicht lichtdurchlässig.« Er schob die schweren Riegel vor und hängte sich die Taschenlampe an den Gürtel.
    Sie befanden sich jetzt in einer viel kleineren Höhle, die wohnlicher gestaltet war und wie das Vorzimmer eines Büros wirkte, mit Schreibtischen, Telefonen und überall herumliegenden Papieren. »Die Kerle haben es wirklich eilig gehabt zu verschwinden«, stellte Rosemont fest. Er hastete durch einen anderen Tunnel in eine weitere Höhle, in der wieder Schreibtische, ein paar Radarschirme und etliche graue und grüne Telefone standen.
    »Die grauen sind für interne Gespräche bestimmt, die grünen sind mit dem Turm und den Masten auf dem Kamm verbunden. Von dort aus geht es via Satellit nach Teheran, zu unserem zentralen Schaltbrett in der Botschaft und zu verschiedenen streng geheimen Stellen. Alle haben eingebaute Zerhacker.« Er hob einen Hörer ab. Die Leitung war tot. »Vielleicht wußten die Nachrichtenjungs doch, was sie zu tun haben.« Am anderen Ende der Höhle öffnete sich neuerlich ein Tunnel. »Der führt zum Generatorenraum hinunter, in dem alles untergebracht ist, was wir in die Luft jagen müssen.«
    »Gibt es einen zweiten Weg, der hinaus führt?« fragte Ross. Das Gefühl, eingesperrt zu sein, wurde immer stärker.
    »Klar, oben, wo wir jetzt hingehen.«
    Rohe Stiegen führten durch die Decke der Höhle. Rosemont begann hinaufzusteigen. Auf dem Treppenabsatz befand sich eine Tür: ›Streng geheimes Gebiet – Zutritt nur mit Sondergenehmigung‹. Auch sie stand offen. »Scheiße«, murmelte er. In der Höhle standen Dutzende von Computern und

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