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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Ross. »Das war wahrscheinlich der letzte, Sahib. Für den Augenblick.«
    »Ja.« Sie blieben bei Vien Rosemont, bis er starb. Nachdem sie ihn und Tenzing traditionsgemäß im Schnee bestattet hatten, marschierten sie weiter.

22
    Luftwaffenbasis Isfahan: 5 Uhr 40. Im Osten erhellte das Morgengrauen die Nacht. Auf der Basis herrschte Ruhe, nur die bewaffneten Revolutionswächter, die am Vortag unter der Führung des Mullahs Hussain gemeinsam mit 1.000 Bewohnern von Isfahan die Basis erstürmt hatten, waren auf den Beinen. Die Offiziere und Mannschaften der Streitkräfte hatte man in ihre Baracken gesperrt, wo sie bewacht wurden – oder sie waren frei, wenn sie sich für Khomeini und die Revolution entschieden hatten.
    Der Posten Relazi war 18 Jahre alt und sehr stolz auf seine grüne Armbinde, vor allem aber darauf, daß er den Schuppen bewachen durfte, in dem der verräterische General Valik und seine Familie, die sie in der Offiziersmesse gefangengenommen hatten, festgehalten wurden.
    Er stand im Windschatten der Hütte, aber die feuchte Kälte drang ihm bis ins Mark, obwohl er alle Kleidungsstücke angezogen hatte, die er besaß. Seine Füße waren gefühllos. »Wie es Allah gefällt«, sagte er laut und fühlte sich sofort besser. »Ich werde bald abgelöst, dann gibt es wieder etwas zu essen.« Er hustete, hängte sich den Karabiner über die andere Schulter, kramte nach einem Zigarettenstummel, den er aufgespart hatte, und zündete ihn an.
    Beim Propheten, dachte er triumphierend, wer hätte geglaubt, daß wir die Basis so leicht einnehmen können. Nur 30 von uns und ein Mullah sind gefallen, bis wir die Torposten überwältigt haben und in die Basis eingedrungen sind.
    Er schloß die Augen und betete aus tiefster Seele: »Laß mich mit dem Namen Allahs auf den Lippen sterben, so daß ich direkt in den Garten des Paradieses komme, wo ich nie wieder Hunger leiden werde.«
    Ein Gewehrkolben zertrümmerte seine Nase, drückte ihm die Vorderseite des Schädels ein, nahm ihm für immer die Sehkraft, zerstörte sein Denkvermögen, tötete ihn jedoch nicht. Relazi stürzte bewußtlos in den Schnee. Der Angreifer war ein Soldat, der hastig den Karabiner aufhob, mit ihm das Schloß der dünnen Tür aufbrach und sie aufstieß.
    »Beeilen Sie sich«, flüsterte der vor Angst schwitzende Mann. Im nächsten Augenblick steckte General Valik vorsichtig den Kopf heraus. Der Mann packte ihn am Arm: »Kommen Sie schon, beeilen Sie sich doch!«
    »Allah segne Sie.« Valik lief mit klappernden Zähnen in die Baracke zurück und kam mit zwei großen Geldbündeln wieder, die der Mann in seinen Kampfanzug steckte, ehe er genauso lautlos verschwand, wie er gekommen war. Valik zögerte kurz, weil sein Herz wild klopfte. Er sah den Karabiner im Schnee liegen, hob ihn auf, lud ihn durch und hängte ihn sich über die Schulter. Dann griff er nach der Diplomatenaktentasche und dankte Allah, weil die Revolutionäre diese so hastig durchsucht hatten, daß sie den doppelten Boden nicht entdeckt hatten.
    »Folgt mir«, flüsterte er seiner Frau und den Kindern zu. »Aber seid vorsichtig!« Er zog den Mantel enger um sich und ging durch den Schnee voran. Seine Frau Annousch, sein achtjähriger Sohn Jalal und seine sechsjährige Tochter Setasem zögerten an der Tür. Alle trugen Schianzüge. Annousch hatte über den ihren einen Nerzmantel gezogen, und die Revolutionswächter hatten höhnisch behauptet, daß er bestimmt ein Lohn der Sünde war. »Behalte ihn«, hatten sie verächtlich gesagt, »er genügt, um dich zu verurteilen.« Nachts war sie für seine Wärme dankbar gewesen, als sie in dem ungeheizten Schuppen auf dem Boden lag und die Kinder in ihn einhüllen konnte. »Kommt zu mir, meine Lieblinge«, hatte sie geflüstert und versucht, ihre Angst nicht zu zeigen.
    Der Posten, der leise stöhnend im Schnee lag, versperrte ihnen den Weg. »Warum schläft er im Schnee, Mama?« fragte das kleine Mädchen flüsternd. »Denk nicht daran, Setasem, beeile dich! Und jetzt seid still.«
    Sie stieg stumm über den Körper. Dem kleinen Mädchen gelang es nicht ganz, es mußte auf ihn treten, stolperte dabei und fiel in den Schnee. Aber Setasem schrie nicht auf, sondern kam mit Hilfe ihres Bruders wieder auf die Beine. Hand in Hand liefen sie weiter.
    Valik ging vorsichtig voran. Als sie den Hangar erreichten, in dem noch immer die 212 stand, atmete er auf.
    Dieser Teil des Flugplatzes lag weit vom Hauptlager auf der anderen Seite der riesigen

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