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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Dosen in den Abfalleimer bei der Hintertür. Dann verschloß er das Haus und machte sich auf den Weg.
    Der Gewaltmarsch über die Berge war schlimm gewesen, aber nicht so schlimm, wie er erwartet hatte. Kurz nach Tagesanbruch erreichte er die Hauptstraße Kermanschah–Ahwas–Abadan. Ziemlich bald nahmen ihn koreanische Bauarbeiter mit, die das Stahlwerk räumten, das sie in Kermanschah errichtet hatten. Sie waren zum Flughafen Abadan unterwegs, wo, so hatte man ihnen gesagt, eine Maschine auf sie warten würde, um sie nach Korea zurückzufliegen. »Viele Kämpfe in Kermanschah«, berichteten sie ihm in gebrochenem Englisch. »Alle bewaffnet. Iraner töten Iraner. Alle wahnsinnig, Barbaren – schlimmer als Japaner.« Beim Busbahnhof in Ahwas setzten sie ihn ab. Wie durch ein Wunder gelang es ihm, einen Platz im nächsten Bus nach Bandar-e Delam zu ergattern.
    Nun gut. Und wie sollte es weitergehen? Er dachte daran, wie er die leeren Kaviardosen wieder aus dem Kübel geholt und vergraben hatte, wie er zurückgegangen war, um die Türschnallen und sogar das Glas abzuwischen, aus dem er getrunken hatte. Du bist wirklich nicht ganz richtig im Kopf. Als ob sie Zeit hätten, nach Fingerabdrücken zu suchen!
    Du bist verrückt! Dein Name ist im Flugauftragsbuch in Teheran vermerkt, du mußt dich für die nicht genehmigte Aufnahme von Valik und seiner Familie verantworten, für den Ausbruch aus Isfahan und dafür, daß du ›Staatsfeinde‹ geflogen und ihnen zur Flucht verholfen hast – ganz gleich, ob vor der SAVAK oder vor Khomeini! Und wie erklärt die S-G oder McIver einen fehlenden iranischen Hubschrauber, der seinen Flug in Kuwait oder Bagdad oder sonstwo beendet? Was für eine verdammte Scheiße!
    Ja, und da ist dann auch noch Scharazad.
    »Sorgen Sie sich nicht, Agha«, riß ihn eine Stimme aus seinen Reflexionen. »Wir sind alle in Allahs Hand.«
    Es war der Mullah, und er lächelte. Es war ein jüngerer bärtiger Mann, der in Ahwas mit seiner Frau und drei Kindern zugestiegen war. Er hatte ein Gewehr über die Schulter geschlungen. »Der Fahrer sagt, daß Sie Persisch sprechen und daß Sie aus Kanada kommen und ein Mann des Buches sind?«
    »Ja, ja, das stimmt, Agha«, erwiderteLochart und nahm seine Gedanken zusammen. Er sah, daß das Gebet beendet war und sich nun alle zum Buseinstieg drängten.
    »Dann werden Sie auch, wie es der Prophet versprochen hat, in den Himmel kommen – wenn auch nicht in unsere Abteilung.« Der Mullah lächelte scheu. »Seit der Zeit des Propheten wird der Iran der erste wirklich islamische Staat der Welt sein.« Wieder das scheue Lächeln. »Sie sind der erste Mann des Buches, mit dem ich je gesprochen habe. Haben Sie Persisch in der Schule gelernt?«
    »Ich bin zur Schule gegangen, Exzellenz, aber meistens hatte ich Privatlehrer.« Lochart hob seine Flugtasche auf, die er sicherheitshalber mit hinausgenommen hatte, und stellte sich in die Reihe. Sein Platz war schon besetzt. »Und die Exzellenz ist im Ölgeschäft tätig?« Der Mullah stellte sich in die Reihe neben ihm, und sofort traten einige Leute zur Seite, um ihn vorzulassen. Im Inneren des Busses stritten die Passagiere bereits, und einige forderten den Fahrer auf, sich zu beeilen.
    »Ja, für eure große IranOil«, antwortete Lochart und merkte, wie die Umstehenden näher herandrängten, um besser hören zu können. Jetzt dauert es nicht mehr lange, dachte er. Bis zum Flughafen können es nicht mehr als ein paar Kilometer sein. Kurz vor dem Mittagsgebet hatte er eine 212 gesehen, die vom Golf her einflog. Sie war zu weit weg gewesen, um erkennen zu können, oh es sich um eine zivile oder eine Militärmaschine handelte. Jedenfalls war sie auf den Flughafen zugeflogen. Es wird schön sein, Rudi und die anderen wiederzusehen, zu schlafen und …
    »Der Fahrer sagt, Sie wären auf Urlaub in der Nähe von Kermanschah gewesen.«
    »In Luristan, südlich von Kermanschah.« Lochart konzentrierte sich. Er erzählte noch einmal die Geschichte, für die er sich entschieden und die er auch dem Fahrkartenverkäufer in Ahwas und den hezbollahis erzählt hatte, die wissen wollten, wer er sei und was er in Ahwas mache. »Ich war auf einer Wanderung im Norden von Luristan in den Bergen, und wurde dort durch einen Schneefall in einem Dorf festgenagelt – eine Woche lang. Fahren Sie nach Schiras?« Das war die Endstation der Buslinie.
    »In Schiras steht meine Moschee und dort bin ich auch geboren. Kommen Sie, setzen wir uns

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