Wirbelsturm
nach Norden operieren Sie?« erkundigte sich der Major.
»Unter normalen Umständen? Bis Ahwas. Dezful wäre unsere äußerste Grenze.« Der Apparat der Sprechanlage des Stützpunktes läutete. Er nahm den Hörer auf, wobei ihm der Blick entging, den die zwei Offiziere miteinander tauschten.
Es war Fowler Joines, sein Chefmechaniker. »Sind Sie okay?«
»Ja. Danke. Keine Probleme.«
»Schreien Sie, wenn Sie Hilfe brauchen, alter Freund, und wir kommen alle gelaufen!« Damit legte Joines wieder auf.
Er fühlte sich wohler, als er sich nun wieder dem Major zuwandte. Seitdem er Zataki mutig gegenübergetreten war, behandelten ihn seine Männer und Piloten, als sei er Gavallan persönlich. Und seit gestern, als die Fedajin zurückgeschlagen worden waren, zollten ihm sogar die hezbollahis des Komitees Respekt – ausgenommen der Verwalter des Stützpunktes, Yemeni, der sich immer noch bemühte, ihm das Leben schwer zu machen. »Dezful ist die äußerste Grenze – in einer Richtung.« Abrupt brach er ab. Wir haben einmal, hatte er sagen wollen, unseren Gebietsdirektor nach Kermanschah geflogen. Doch nun stieg die Erinnerung an den brutalen und sinnlosen Mord an Boß Kyabi wieder in ihm auf, und abermals erfüllte ihn die Tat mit Abscheu. Er sah, wie der Major und Abbasi ihn anstarrten. »Entschuldigen Sie. Ich wollte sagen, Major, daß wir einmal einen Charterflug nach Kermanschah durchgeführt haben. Mit Auftanken sind wir durchaus beweglich, aber das wissen Sie ja.«
»Ja, Captain Lutz, das wissen wir.« Der Major drückte seine Zigarette aus und zündete sich eine neue an. »Ministerpräsident Bazargan hat strenge Befehle in bezug auf alle Flugzeuge im Iran, insbesondere Hubschrauber, erteilt. Natürlich mit Billigung von Ayatollah Khomeini«, fügte er vorsichtig hinzu. Er vertraute weder Abbasi noch den hezbollahis , von denen möglicherweise einer Englisch verstand. »Sie können jetzt Kowiss anrufen.«
Sie gingen in den Funkraum hinüber. Sofort protestierte Yemeni. Er könne unmöglich den Anruf zulassen, nicht ohne Erlaubnis des örtlichen Komitees, zu dessen Mitglied er sich selbst ernannt hatte, weil er der einzige war, der lesen und schreiben konnte. Ein hezbollahi wollte sie holen gehen, doch der Major setzte sich über Yemeni hinweg. Dreimal versuchten sie es, aber Kowiss antwortete nicht.
»Wie es Allah gefällt. Nach Einbruch der Dunkelheit wird es besser gehen«, meinte der Funker Jahan.
»Was brauchen Sie denn eigentlich, Agha?« frage Yemeni in rüdem Ton. Er war wütend über die Verletzung seiner Rechte. Die Uniformen aus der Zeit des Schahs brachten ihn zur Weißglut.
»Ich brauche dich für gar nichts, du Hundesohn«, fuhr der Major ihn zornig an. »Wenn du mir Schwierigkeiten machst, bringe ich dich vor unser Gericht wegen Einmischung in die Arbeit des Ministerpräsidenten und Khomeinis persönlich! Raus mit dir!«
Yemeni flüchtete, worauf die hezbollahis in Lachen ausbrachen. »Soll ich ihm für Sie den Schädel einschlagen, Agha?« fragte einer.
»Nein, danke. Er ist so wichtig wie eine Fliege, die den Kot eines Kamels frißt.« Major Qazani paffte seine Zigarette und musterte Lutz nachdenklich. Die Nachricht, wie dieser Deutsche Zataki, den prominentesten Revolutionswächter in diesem Gebiet, gerettet hatte, war auf dem Stützpunkt Tagesgespräch.
Er stand auf und ging ans Fenster. Er betrachtete seinen Wagen mit dem grünen Wimpel Khomeinis und die herumlungernden hezbollahis . Abschaum, dachte er. Hundesöhne, alle miteinander. Haben wir uns der Zwänge und der Einflußnahme der Amerikaner entledigt, haben wir mitgeholfen, den Schah zu verjagen, nur um die Kontrolle über unser Leben und unsere schönen Flugzeuge verlausten Mullahs zu überlassen, so tapfer einige von ihnen auch sein mögen? »Sie warten hier, Huschang«, wies er ihn an. »Ich lasse Ihnen zwei Wächter da. Versuchen Sie später durchzukommen. Ich schicke Ihnen den Wagen zurück.«
»Jawohl, Herr Major!«
Mit harten Augen musterte der Major Lutz. »Ich will wissen«, sagte er auf Englisch, »ob HBC ein S-G-Hubschrauber ist, wo er stationiert war, wie er in diese Gegend gekommen ist und wer alles an Bord war.« Er gab die nötigen Befehle und fuhr ab.
Huschang schickte die hezbollahis aus, um die anderen über den Stand der Dinge zu informieren. Jetzt waren die beiden allein. »So«, sagte er und streckte dem Deutschen die Hand entgegen, »ich freue mich, dich zu sehen, Rudi.«
»Und umgekehrt.« Sie
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