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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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zusammen.« Der Mullah entschied sich für einen Platz neben einem alten Mann, nahm eines seiner Kinder aufs Knie, sein Gewehr in den Arm und überließ Lochart gerade genug Platz neben dem Gang. Widerstrebend gehorchte Lochart. Er wollte nicht neben einem redseligen und neugierigen Mullah sitzen, war aber auch dankbar für einen Sitzplatz. »Ihr Vaterland Kanada grenzt an den großen Satan, nicht wahr?«
    »Kanada und Amerika haben eine gemeinsame Grenze«, erwiderte Lochart verdrießlich. »Die große Mehrheit der Amerikaner sind Leute des Buches.«
    »Ach ja, aber viele sind Juden und Zionisten, und Juden und Zionisten sind gegen den Islam, Feinde des Islams, und daher Feinde Allahs. Stimmt es nicht, daß Juden und Zionisten den großen Satan regieren?«
    »Wenn Sie Amerika meinen, Agha, nein, das stimmt nicht.«
    »Aber wenn der Imam es sagt, ist es richtig.« Der Mullah war seiner Sache völlig sicher und zitierte aus dem Koran: »›Denn Allah zürnt ihnen, und für alle Zeiten sollen sie Qualen erleiden.‹«
    Im hinteren Teil des Busses entstand Unruhe. Sie drehten sich um und sahen, wie einer der Iraner wütend den mit einem Turban bekleideten Inder aus dem Sitz zerrte, um seinen Platz einzunehmen. Der Inder setzte ein gequältes Lächeln auf und blieb stehen. Von neuem setzte das Stimmengewirr ein, und nun begann ein anderer im Gang eingekeilter Mann alle Ausländer zu beschimpfen. Er war grob gekleidet, bewaffnet, stand neben den beiden Japanern, die eng gedrängt neben einem zerlumpten alten Kurden saßen, und funkelte sie böse an. Die Japaner in Khakihemden und Shorts trugen dunkle Brillen. Sie waren etwa gleich alt wie er.
    »Warum sollen fremde Ungläubige sitzen, während wir stehen? Wir sind jetzt nicht mehr die Lakaien der Ungläubigen«, sagte der Mann jetzt noch wütender und deutete mit dem Daumen auf sie. »Bewegt euch!«
    Die Japaner rührten sich nicht. Einer nahm seine Brille ab und lächelte den Mann an. Der Mann zögerte, polterte noch eine Weile, besann sich dann jedoch eines Besseren und forderte schließlich den Fahrer auf, sich zu beeilen.
    »Ah«, freute sich der Mullah, nachdem der Fahrer wieder auf seinen Sitz geklettert war. »Jetzt geht es wieder weiter, Allah sei Dank.« Er schien sehr zufrieden zu sein und wandte sich abermals Lochart zu: »Was sagten Sie über den großen Satan Amerika?«
    Lochart hatte die Augen geschlossen und tat, als höre er nichts.
    Der Mullah berührte ihn am Arm: »Was sagten Sie über den großen Satan?«
    »Ich habe nichts gesagt, Agha.«
    »Was? Ich habe Sie nicht verstanden.«
    Lochart wußte, in welcher Gefahr er sich befand, machte weiterhin ein höfliches Gesicht und wiederholte etwas lauter: »Ich habe nichts gesagt, Agha. Reisen ermüdet, nicht wahr?« Er schloß wieder die Augen. »Ich denke, ich werde jetzt ein wenig schlafen.« Der Motor knatterte.
    »Warum sagen Sie nichts?« schrie ihn ein junger Mann an, der neben ihm im Gang stand. »Amerika ist an allen unseren Schwierigkeiten schuld. Gäbe es Amerika nicht, würde auf der ganzen Welt Frieden herrschen!«
    Lochart hielt seine Augen beharrlich geschlossen und versuchte wegzuhören, da er fürchtete, gleich zu explodieren. Halb wünschte er, die Pistole bei sich zu haben, halb war er froh, daß sie sich in seiner Flugtasche befand. Er spürte, wie der Mullah ihn schüttelte. »Bevor Sie einschlafen, Agha, sind Sie nicht auch der Meinung, daß es ohne das amerikanische Übel besser in der Welt aussehen würde?«
    Lochart kämpfte seinen Zorn nieder und hielt auch weiterhin die Augen geschlossen. Wieder wurde er geschüttelt, diesmal gröber, diesmal von dem jungen Mann im Gang neben ihm, der ihm jetzt ins Ohr schrie: »Antworten Sie Seiner Exzellenz!«
    Flughafen Bandar-e Delam: 12 Uhr 32. Der Wagen der iranischen Luftwaffe brauste an den schläfrigen Wachen am Tor vorbei und hielt in einer Staubwolke vor Lutz' Büro. Zwei Offiziere in schneidigen Uniformen stiegen aus. Hinter ihnen folgten die hezbollahis.
    Rudolf Lutz ging vor die Tür, um die Offiziere zu begrüßen – einen Major und einen Hauptmann. Als er den Hauptmann erkannte, erhellten sich seine Züge. »Hallo, Huschang. Ich habe mich schon gefragt, wie es Ihnen …«
    Der ältere Offizier unterbrach ihn ärgerlich. »Ich bin Major Qazani vom Geheimdienst der Luftwaffe. Wie ist es möglich, daß ein iranischer Hubschrauber unter Ihrem Befehl versucht, den iranischen Luftraum zu verlassen, dabei wiederholt Instruktionen eines

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