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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Jahrhundertelang haben wir Franzosen uns bemüht, diesen Menschen zu helfen, das finsterste Mittelalter zu überwinden. Und was haben sie gelernt? Sie können nicht einmal ein anständiges Brot backen!«
    Sayada lachte, stellte sich auf die Zehen und küßte ihn. »Ah, Jean-Luc, ich liebe dich und dein Selbstvertrauen. Aber jetzt, mon vieux , müssen wir los. Wir haben noch viel zu tun.«
    Nachdem sie gegangen waren, stellte sich Pettikin ans Fenster und blickte auf die Dächer hinaus. Irgendwo wurde geschossen, und über Jaleh stieg Rauch auf. Kein großes Feuer, aber ein Feuer. Die Wolken reichten bis zu den Bergen herunter. Auf den Fensterbrettern lagen Eis und Schnee. Unten auf der Straße waren eine Menge hezbollahis zu sehen; sie waren zu Fuß unterwegs oder auf Lastwagen. Dann begannen von den Minaretten die Muezzins zum Nachmittagsgebet zu rufen. Die Rufe schienen ihn von allen Seiten einzukreisen.
    Im Luftfahrtministerium: 17 Uhr 04. Duncan McIver saß abgekämpft auf einem Holzstuhl in einer Ecke des Vorzimmers des Vizepräsidenten. Ihm war kalt. Er fühlte sich hungrig und sehr gereizt. Seine Uhr sagte ihm, daß er bereits seit drei Stunden wartete.
    Ein Dutzend anderer Herren saßen im Zimmer herum – Iraner, ein paar Franzosen, Amerikaner, Engländer und ein Kuwaiter in der Galabia, dem langen arabischen Gewand. Wenige Augenblicke zuvor hatten die Europäer höflich aufgehört zu plappern, da die Moslems nach dem Ruf des Muezzins niedergekniet waren, um das Nachmittagsgebet zu sprechen. Es dauerte nicht lange, und die belanglosen Gespräche begannen von neuem. Das Vorzimmer war zugig, die Luft eisig. Alle hatten ihre Mäntel an, und alle waren des Wartens müde. Wie McIver hätten auch sie schon längst empfangen werden sollen.
    »Inscha'Allah«, murmelte McIver, aber das half ihm auch nicht. Mit ein bißchen Glück ist Gen schon in Al Schargas, dachte er. Ich hin verdammt froh, daß sie draußen ist, und verdammt froh, daß sie es selbst zur Sprache gebracht hat. »Ich bin es, die mit Andy reden kann. Schreiben kannst du ihm ja nicht.«
    »Das ist wahr«, hatte er ihr zugestimmt und widerstrebend hinzugefügt: »Vielleicht kann sich Andy einen Plan zurechtlegen, den wir dann, wenn es sein muß, ausführen können. Ich hoffe, es wird nicht nötig sein. Es ist zu gefährlich. Alle unsere Jungs und alle unsere Maschinen sind über das ganze Land verstreut. Du vergißt, daß wir zwar keinen Krieg führen, aber bis zum Hals in einem Krieg stecken.«
    »Ja, Duncan, aber wir haben nichts zu verlieren.«
    »O doch: Menschen und Vögel.«
    »Wir wollen doch nur sehen, ob es überhaupt machbar ist, nicht wahr, Duncan?«
    Gen ist zweifellos die beste Vermittlerin, die wir uns wünschen können – falls wir eine brauchen. Sie hat recht, es wäre viel zu gefährlich, es ihm zu schreiben: »Andy, es gibt nur einen Weg, mit heiler Haut aus diesem Kuddelmuddel herauszukommen. Wir müssen uns einen Plan zurechtlegen, um alle unsere Maschinen und Ersatzteile herauszuholen, auch wenn sie gegenwärtig im Iran registriert sind und genaugenommen Eigentum einer iranischen Gesellschaft, der IHC, sind.«
    Mein Gott! Wenn das nicht auf arglistige Täuschung zur Verschaffung eines Vermögensvorteils hinausläuft!
    Sich fortzustehlen ist keine Lösung. Wir müssen dableiben und arbeiten und, sobald die Banken aufmachen, sehen, wie wir zu unserem Geld kommen. Irgendwie muß ich die Partner dazu bringen, mitzuhelfen, koste es, was es wolle. Wir können hier warten, bis der Wirbelsturm vorüber ist. Jede Regierung braucht Hilfe, um das Öl aus dem Boden zu holen. Wir werden unser Geld schon bekommen …
    Talbot von der Britischen Botschaft hatte die Audienz beim Vizepräsidenten für ihn arrangiert und ihm ein Empfehlungsschreiben mitgegeben. »Tut mir leid, alter Freund, nicht einmal ich komme an den Ministerpräsidenten heran, aber sein Stellvertreter Antazam ist ein netter Kerl, spricht fließend Englisch – nicht eine von diesen revolutionären Spottfiguren. Er wird alles für Sie erledigen.«
    Kurz vor dem Mittagessen war McIver vom Flughafen zurückgekommen und hatte so nahe wie möglich bei den Regierungsgebäuden geparkt. Nachdem er den in Persisch und Englisch abgefaßten Brief dem Wachtposten am Haupttor vorgewiesen hatte, war er zuerst in ein anderes Gebäude geschickt worden und erst mit einer Stunde Verspätung endlich wütend hier angekommen. »Keine Sorge, Agha, Sie haben reichlich Zeit«, beruhigte ihn der

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