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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Gavallan. Wie würde der Junge ohne ihn zurechtkommen? Merde ! Als ich heute morgen abflog, war alles noch in Butter, und die Flugsicherung in Schiras so hilfsbereit wie ein Schweizer Hotelier außerhalb der Saison. Merde !
    Pettikin fiel plötzlich Rákóczy ein, und wie nahe er einer Katastrophe gewesen war. Einen Augenblick lang zog er in Erwägung, Jean-Luc davon zu erzählen, entschied sich aber dann anders. »Vielleicht sollten wir die Flugsicherung in Schiras um Hilfe bitten?«
    »Mac hat da vielleicht eine Idee. Mon Dieu , das klingt auch für Duke nicht gerade ermutigend – diese Komitees vermehren sich wie die Läuse. Bazargan und Khomeini sollten rasch etwas dagegen unternehmen, bevor sie zu Tode gebissen werden.« Sehr besorgt stand er auf und streckte sich. Dann fiel sein Blick auf Sayada, die es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte, und auf die unberührte Tasse Tee neben ihr auf einem Tischchen. Sie lächelte ihn an. Für Scot und auch für Duke kann ich im Moment nichts weiter tun, dachte er, wohl aber für Sayada. »Tut mir leid, chérie «, sagte er mit einem strahlenden Lächeln, »aber du siehst, ohne mich gibt es auf Zagros immer Probleme. Charlie, wir gehen jetzt. Ich muß noch in meiner Wohnung nachsehen, aber wir schauen vor dem Abendessen noch einmal vorbei. Sagen wir um acht. Inzwischen dürfte auch Mac wieder da sein, hm?«
    »Ja. Möchtest du einen Drink? Wein haben wir leider keinen. Einen Whisky vielleicht?« Es war ein halbherziges Angebot; die letzte Flasche war nur mehr dreiviertel voll.
    »Danke, mon vieux .« Jean-Luc schlüpfte in den Mantel, stellte vor dem Spiegel fest, daß er immer noch flott aussah, und dachte an die Kisten Wein und die Dosen Käse, die seine Frau auf sein Anraten in ihrer Wohnung gelagert hatte. »A bientôt ! Ich bringe dir auch etwas Wein mit.«
    »Charlie«, sagte Sayada und beobachtete die beiden Männer so aufmerksam, wie sie es schon getan hatte, nachdem das Hochfrequenzgerät zum Leben erwacht war, »was meinte Freddy mit der Flucht per Hubschrauber?« Pettikin zuckte die Achseln. »Es gibt immer wieder Gerüchte über alle möglichen Fluchtversuche – auf dem Land-, auf dem See- und auf dem Luftweg. Immer haben angeblich Europäer damit zu tun. Uns gibt man an allem die Schuld.«
    Und warum auch nicht, ihr seid ja für alles verantwortlich, dachte Sayada Bertolin ohne Groll. Aus ihrem politischen Blickwinkel heraus sah sie mit Entzücken, wie die beiden schwitzten. Persönlich konnte sie beide wie die meisten Piloten gut leiden, vor allem natürlich Jean-Luc, der ihr viel Vergnügen bereitete und sie immer wieder amüsierte. Ein wahres Glück, dachte sie, daß ich Palästinenserin bin und koptische Christin aus altem Geschlecht. Das gibt mir eine Kraft, die sie nicht haben, und jene Lebensweisheit, die von der Freundschaft und vom Schlafzimmer herrührt – solange beides notwendig und ratsam ist. Hatten wir nicht 3.000 Jahre Überlebenstraining? Ist Gaza nicht seit 3.000 Jahren besiedelt?
    »Angeblich hat Bachtiar heimlich das Land verlassen und ist nach Paris geflohen.«
    »Das glaube ich nicht, Charlie.« Sayada schüttelte den Kopf. »Aber da gibt es noch ein anderes Gerücht, und das glaube ich.« Ihr war nicht entgangen, daß er ihre Frage nicht beantwortet hatte. »Wie es scheint, ist euer General Valik mit seiner Familie nach London geflogen, wo auch die anderen Partner der IHC sitzen. Alle zusammen sollen sie dort Millionen Dollar auf der hohen Kante liegen haben.«
    »Partner?« wiederholte Jean-Luc verächtlich. »Sie sind allesamt Räuber, ob hier oder in London.«
    »Sie sind nicht alle schlecht«, meinte Pettikin.
    »Diese crétins stehlen uns den Schweiß von der Stirne, Sayada«, widersprach Jean-Luc. »Mich wundert nur, daß der alte Gavallan ruhig zusieht.«
    »Aber das tut er doch gar nicht«, konterte Pettikin. »Er kämpft bis zur Erschöpfung gegen sie.«
    »Bis zu unserer Erschöpfung, alter Freund. Das Fliegen nämlich besorgen wir, nicht er. Und was Valik angeht …« Mit gallischem Überschwang hob Jean-Luc die Schultern. »Wenn ich ein reicher Iraner wäre, ich wäre schon vor Monaten mit meinem ganzen Vermögen getürmt. Es war längst nicht mehr zu übersehen, daß der Schah die Kontrolle verloren hatte. Wir erleben hier noch einmal die Französische Revolution und deren Terror, aber ohne unseren Stil, unseren Verstand und unsere Manieren.« Angewidert schüttelte er den Kopf. »Welche Verschwendung!

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